Was kann man sich unter dem Titel “Gratisessen für Millionäre” vorstellen? Eine Frage, die ich mir beim neuen Roman von Min Jin Lee auch stellte. Das Cover gefiel mir auf Anhieb. Tolle Farben und ein schönes Bild, aber was sich für eine Geschichte zwischen den Seiten versteckte, konnte ich mir immer
noch nicht vorstellen. Nach dem Lesen kann ich nun sagen, dass mich der Roman schon sehr…mehrWas kann man sich unter dem Titel “Gratisessen für Millionäre” vorstellen? Eine Frage, die ich mir beim neuen Roman von Min Jin Lee auch stellte. Das Cover gefiel mir auf Anhieb. Tolle Farben und ein schönes Bild, aber was sich für eine Geschichte zwischen den Seiten versteckte, konnte ich mir immer noch nicht vorstellen. Nach dem Lesen kann ich nun sagen, dass mich der Roman schon sehr eingenommen hat und ich viel über die Geschichte der koreanischen Kultur in den 90ern lernen konnte.
Casey Han ist die ältere Tochter einer koreanischen Einwandererfamilie, die sich in Queens in den USA niedergelassen hat. Anders als ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester Tina, sind Casey die koreanischen Traditionen nicht ganz so ernst und das lebt sie auch voll und ganz aus. Ganz zum Missfallen ihrer strengen Eltern, die sie kurzerhand vor die Tür setzen, als sie sich deren Wünschen widersetzt und sich beruflich nicht so entwickelt, wie sie sich das vorgestellt haben. Für Casey ist das ein großes Problem, denn wo soll sie nun hin? Noch dazu lebt sie mit ihrem Faible für Luxus weit über ihren Verhältnissen und kommt schnell zu einer großen Menge an Schulden. Ohne Job lassen sich diese natürlich nicht abbezahlen und so muss Casey Han ihren Weg in New York finden. Nicht nur beruflich wird sie auf die Probe gestellt und muss auch oft eine eher unangenehme Wahl treffen, sondern auch menschlich. Sie passt nicht so recht in diese amerikanische Welt, da sie Asiatin ist. Auch will sie nicht so recht in die Welt der Koreaner aus ihrer Gemeinde in Queens passen. Für die eine Welt ist sie “zu asiatisch”, für die andere “zu weiß”. Sie lernt schnell, dass sie mit Hilfe schneller und weiter nach oben an die Spitze des Erfolges kommt, ist selbst aber viel zu stolz dafür um Hilfe anzunehmen. Auch in Sachen Liebe läuft es bei ihr nicht immer so rund. Ihr Problem ist es nicht nur eine Beziehung halten zu können, sondern auch den Wünschen und Vorstellungen der Eltern gerecht zu werden. Casey erlebt in wenigen Jahren in den 90ern ein Auf und Ab der Gefühle und muss so manche Entscheidung treffen, die ihre Wünsche und Vorstellungen für ein Leben in New York nicht berücksichtigen können.
Erst einmal muss ich sagen, dass ich die Geschichte rund um Casey und ihre berufliche und auch persönliche Entwicklung in diesem Buch sehr gerne verfolgt habe. Es hat mir großen Spaß gemacht über die koreanische Kultur zu lesen und wie Asiaten in den 90er Jahren in den USA zurechtkamen. Casey war mir zu Beginn nicht gerade sympathisch. Sie kam eher trotzig und oft motzig rüber. Dass sie sich gegen die Vorstellungen ihrer Eltern stellt, finde ich nicht einmal schlimm. Ich finde, dass jeder Mensch sein eigenes Ding machen sollte, ganz egal, welche Kultur dahintersteht. Aber trotzdem kann ich Casey leider nicht so viel abgewinnen. Schön finde ich allerdings, dass sie sich im Laufe der Jahre weiterentwickeln konnte und auch persönlich gewachsen ist. Neben ihr gibt es in dem Roman noch ihre Eltern Leah und Joseph, so wie ihre Schwester Tina. Alle drei halten sehr stark an der koreanischen Kultur fest und leben auch streng nach deren Regeln. Casey findet im Laufe des Buches Unterstützung durch verschiedene Personen, die auch alle ihren Teil im Buch beitragen. Durch die verschiedenen Geschichten der einzelnen Personen bekommt man auch nochmal andere Aspekte des kapitalistischen Amerikas und des Traumes eines Einwanderers aufgezeigt. Mich konnte der Roman auch mit seiner Sprache überzeugen, ich kam sehr gut durch. Etwas langatmig finde ich die Geschichte aber schon. Mit knapp 850 Seiten war es doch ein sehr langer Roman, in welchem jedoch extrem viele Themen, auch problematische, aufgezeigt wurden. Letztendlich würde ich sagen, dass Casey sich gut geschlagen hat, auch einige Rückschläge einstecken musste, dies aber zum wahren Leben dazugehört. Deshalb ist der Roman auch sehr realistisch und in keinser Weise überzogen.