Vom inneren und äußeren Druck schwanger zu werden
Jede Frau setzt sich irgendwann damit auseinander, will man Kinder oder will man keine. Die Gesellschaft spaltet sich in Frauen mit und ohne Babywunsch. Es gibt für beides sehr viele unterschiedliche Gründe: eigene Wünsche, Karriere, Familie,
Gesellschaft. Die Uhr tickt für alle Frauen auch heute noch, obwohl man sich in jungen Jahren Eizellen…mehrVom inneren und äußeren Druck schwanger zu werden
Jede Frau setzt sich irgendwann damit auseinander, will man Kinder oder will man keine. Die Gesellschaft spaltet sich in Frauen mit und ohne Babywunsch. Es gibt für beides sehr viele unterschiedliche Gründe: eigene Wünsche, Karriere, Familie, Gesellschaft. Die Uhr tickt für alle Frauen auch heute noch, obwohl man sich in jungen Jahren Eizellen entnehmen und einfrieren lassen kann - eine teure, aufwändige, schmerzhafte Prozedur ohne Erfolgsgarantie. Der Druck auf Frauen ist enorm und steigt mit dem Warten auf die Schwangerschaft, wodurch sie sich in einen Teufelskreis begeben, denn Stress wirkt kontraproduktiv oder besser ‚kontrazeptiv‘.
Dieser Roman erzählt von sechs Frauen in Seoul und ihrer Zeit vor der Schwangerschaft. Sie sind alle sogenannte Spätgebärende, haben einen mehr oder weniger definierten Kinderwunsch, fühlen sich bedrängt von ihrer Familie und müssen gleichzeitig die Versuche, schwanger zu werden vor ihren ArbeitgeberInnen und KollegInnen verheimlichen, da sie sonst als arbeitsscheu gelten, sie sind angespannt bis verzweifelt, jahrelang in Behandlung. Sie freunden sich an, weil sie genau das verbindet, sie schaffen sich eine Safe Space, in der sie über alles reden können und in der sie sich gegenseitig unterstützen. In diesen Raum kommen weder Ehemänner, noch Eltern, Schwiegereltern oder KollegInnen. Eingriffe, Krankenhausaufenthalte, Erwartungen, Hoffnungen, gescheiterte Hoffnungen, Abgänge, Fehlgeburten – das alles hat nichts Romantisches, es wird realistisch erzählt und doch kommt eines immer wieder durch, die liebevolle Sehnsucht dieser Frauen nach ihrem Baby, dem sie „einfach in die Augen schauen und [das sie] begrüßen“ möchten.
Es ist ein wichtiges Buch über den Weg zur Schwangerschaft. Es behandelt ein Thema, das viele betrifft und das immer noch verschämt tabuisiert wird. Ich habe einige Frauen getroffen, die ihre Kinder über IVF bekommen haben, die sich scheuen, offen darüber zu reden, die es ihren Kindern nicht erzählen – und das sind nur die, bei denen die Prozedur erfolgreich war. Es gibt so viele, die keine Kinder bekommen können, aber gerne würden und sich nicht trauen, damit offen umzugehen, selbst hier und heute. Es geht in diesem Buch nicht darum, dass alle Frauen Mütter werden sollen und Mutterschaft wird auch nicht glorifiziert, sondern es geht um die Frauen, die wollen, aber die nicht leicht und nicht von alleine schwanger werden können. Ich kenne kaum Frauen, die sich für Mutterschaft entscheiden und dann sofort schwanger werden. Auch ohne IVF kann ich mich gut mit den Frauen identifizieren, die immer wieder auf den Schwangerschaftstest starren und hoffen, dass zwei Balken entstehen.