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Es gab eine Zeit, in der alles besser war. Vorher war alles noch grau und steif und verkopft und der Bürokratie untergeordnet. Hinterher war alles nur noch grell und flüchtig und durchkommerzialisiert und der Quote untergeordnet. Aber dazwischen, da existierte im Rundfunk eine Zeit der Freiheit, der Lust, der Lockerheit und der Aufmerksamkeit. Es war die Gottschalk-Zeit.
Sie begann 1976, als sich der junge Moderator erfolgreich eine eigene tägliche Radiosendung bei Bayern 3 erbettelte, "Pop nach acht" (vorher liefen hier die "Nachrichten für ausländische Arbeitnehmer"). Und sie endete irgendwann Anfang der 2000er Jahre, als der Stern von "Wetten, dass . . ." zu sinken begann "und auch mich mit sich in die Götterdämmerung zog", wie Gottschalk selbst es formuliert.
Es waren ja nicht nur Radio und Fernsehen besser damals, sondern alles: Musiker hatten Stil, Stars Langlebigkeit und so etwas wie Substanz, und es gab Künstler, die die ganze Nation bewegten, über alle Altersgrenzen hinweg.
Thomas Gottschalk beschreibt in seiner Autobiographie diese glückliche Zeit, die seine Zeit war, und das wäre in seiner ganzen zweifelhaften Früherwarallesbesserhaftigkeit eigentlich kaum erträglich - wäre das Buch nicht erfüllt von der Freude, dabei gewesen zu sein, und nicht von der Melancholie, dass sie vorbei ist.
"Ich will nicht klagen", schreibt er, "mein Verfallsdatum als Showmaster kommt exakt zum richtigen Zeitpunkt. Es gibt kein größeres Glück, als zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein, wenn exakt der Job vergeben wurde, für den man geschaffen ist."
Stefan Niggemeier
Thomas Gottschalk: "Herbstblond". Heyne, 368 Seiten, 19,99 Euro
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