Ein neuer Fall für Senhor Léxico
Spätsommer in Fuseta. Während Soraia und Leander ihre Hochzeit vorbereiten, wird in Bico Alto die kleine Maria Bento entführt und ihr Großvater André ermordet. Losts Team ermittelt. Dieses Mal wird wegen einer internen Untersuchung nicht Graciana die Leitung
übernehmen, sondern Miguel Duarte. Da dichter Nebel über der Algarve die Hochzeitsreise des frisch…mehrEin neuer Fall für Senhor Léxico
Spätsommer in Fuseta. Während Soraia und Leander ihre Hochzeit vorbereiten, wird in Bico Alto die kleine Maria Bento entführt und ihr Großvater André ermordet. Losts Team ermittelt. Dieses Mal wird wegen einer internen Untersuchung nicht Graciana die Leitung übernehmen, sondern Miguel Duarte. Da dichter Nebel über der Algarve die Hochzeitsreise des frisch gebackenen Ehepaars um eine Woche verzögert, kann das Team auch auf Lost zählen. Zunächst wird der Fall als eine Kindesentführung behandelt, die aus dem Ruder gelaufen ist und den beschützenden Großvater das Leben gekostet hat. Doch einige Ungereimtheiten, die vor allem Leander auffallen, passen nicht in dieses Bild. Nach und nach zeigt sich, dass das Verbrechen einen ganz anderen Hintergrund hat. Die kleine Maria wird gerettet, doch der Fall fordert weitere Todesopfer.
„Lost in Fuseta – Lautlose Feinde“ ist der siebte Band der Buchreihe um den Ermittler Leander Lost des Schriftstellers und Drehbuchautors Gil Ribeiro alias Holger Karsten Schmidt.
Dieses Mal entführt uns der Autor in die Welt der Agenten und Nachrichtendienste. Ich halte es für eine coole Idee, eine hochbrisante Geheimdienstoperation in Faro stattfinden zu lassen. Zunächst ist der Fall verwirrend und fordert dem Leser Konzentration ab. Da die Vorgänge aus verschiedenen Perspektiven geschildert werden und die Ermittlung auf diverse Unstimmigkeiten stößt, kommt allmählich Struktur in den Fall. Der Leser bekommt eine Idee, worum es eigentlich geht.
Lost ist in Portugal endgültig angekommen. Die Hochzeit und die schwere Zeit, die folgt und allen Beteiligten sehr viel abverlangt, lassen seine neue Familie und ihn noch enger zusammenwachsen. Leander hat sich weiter entwickelt. Er kann Carlos zum ersten Mal „hereinlegen“ und später einen Vorschlag zur effektiveren Zeugenbefragung machen, der geschickt eine Lüge umgeht, aber nicht weit davon entfernt ist. Auch sich selber überrascht er, mit seinem tränennassen Gesicht, das er als unlogisch empfindet. Die anderen Protagonisten bleiben weiterhin überzeugend. Die liebevolle, empathische Soraia, die gewissenhafte Graciana, die Kollateralschäden hasst, der lebensfrohe Carlos, sogar der unsägliche Duarte, der sich ein kleines bisschen Kollegialität abringt.
Der Autor schreibt gewohnt locker, humorvoll und bildhaft. Er fängt die Landschaft der Algarve und die Atmosphäre, das Lebensgefühl dort, hervorragend ein. Vom Fado der Ana Moura bis hin zur abendlichen Bica oder leckeren Pastel de Nata zum Dessert. Spätestens nach dem nächsten Band muss ich unbedingt eine Reise dorthin unternehmen.
Auch Leander Losts siebter Fall hat mich gewohnt gut unterhalten. Der Ausflug in die Welt der Geheimdienste hat die Täterjagd um eine Komponente erweitert. Nicht nur, weil ich eine perfide Tötungsart kennenlernen durfte, die kaum Spuren hinterlässt. Zunächst war der Fall etwas verwirrend, aber mit der Zeit habe ich mich gut hineingefunden. Wie immer war es beeindruckend, vor allem Leander und Isadora bei ihrer Arbeit zu beobachten. Wie mithilfe eines Rühreis und einer Schar Ameisen der genaue Todeszeitpunkt Andrés berechnet wird, das hat schon was.
Ob die Mordfälle auch ohne einen Asperger-Autisten mit fotografischem Gedächtnis und lexikalischem Wissen gelöst worden wären?
Immer wieder erneut, fasziniert mich das unterschiedliche Verständnis von Sprache. Ob Leander sich erinnert, wie er als kleiner Junge mit seinem Velo davon radelte, als er von seiner Lehrerin aufgefordert wurde fortzufahren (mit dem Text) oder wenn er mit Zara folgenden Dialog führt: „Adriana ist nicht profan, sie ist mega.“
»Sie ist eine griechische Vorsilbe?«
Zara verdrehte die Augen überdeutlich, damit Leander Gelegenheit hatte, die Mimik zu dechiffrieren: »Mega ist ein Synonym für großartig.«
»Sieh einer an.«
Ich glaube, seit ich diese Buchreihe lese, achte ich mehr darauf, welche Worte ich benutze bzw. ob ich mich präzise ausdrücke.
Gil Ribeiro hat mich erneut hervorragend unterhalten. Alle meine Fragen wurden beantwortet, auch warum gegen Graciana eine interne Untersuchung läuft und ausgerechnet Miguel Duarte mit der Teamleitung betraut wird.
Ich freue mich schon auf den nächsten Fall aus Fuseta und überlege, mir die Wartezeit mit Leanders Bibel „Das Kompendium der sinnlosen Sätze“ von Dan B. Tucker zu verkürzen.
Von mir gibt es die volle Punktzahl und eine Empfehlung an jeden Krimifan. Für den vollen Lesegenuss sollte mit Band 1 begonnen werden.