Didier Eribon, der zu den einflussreichsten Intellektuellen Frankreichs gezählt wird, beschreibt in seiner um soziologische und politische Exkurse angereicherten Autobiographie die Rückkehr in seine Heimatstadt Reims und seine durch diese Reise hervorgerufene Reflexion über Themen wie Herkunft und
Determinismus, Klassenzugehörigkeit und Politik.
Der Autor beginnt damit, dass er sich des…mehrDidier Eribon, der zu den einflussreichsten Intellektuellen Frankreichs gezählt wird, beschreibt in seiner um soziologische und politische Exkurse angereicherten Autobiographie die Rückkehr in seine Heimatstadt Reims und seine durch diese Reise hervorgerufene Reflexion über Themen wie Herkunft und Determinismus, Klassenzugehörigkeit und Politik.
Der Autor beginnt damit, dass er sich des zerrissenen Bandes zwischen sich und seinem Vater annimmt. Davon ausgehend gelangt er zu jenem roten Faden, der das ganze Buch durchziehen wird: Dem Ausbrechen aus den Umständen seiner sozialen Herkunft. Er beschreibt wie er früh in seinem Leben den Drang verspürte jenes Milieu hinter sich zu lassen und führt aus, dass er den Grund für diesen Drang lange in der „eingefleischte(n) Homophobie“ seines Vaters sah. Mit den Erlebnissen in Reims wird aber nach und nach klar, dass Eribon diese Annahme zu hinterfragen beginnt. Dazu heißt es: „Aber war es nicht genau diese Annahme, die mich – neben aller Wahrheit, die zweifellos in ihr steckt (..) - dem Gedanken ausweichen ließ, dass ich ebenso sehr mit meinem Milieu als sozialer Klasse gebrochen hatte?“
Das Buch erzählt nicht nur vom Leben Didier Eribons, sondern darüber hinaus noch von dem seiner Eltern und Großeltern, was dem Leser einen Einblick in die Lebensverhältnisse der französischen Arbeiter liefert. Vor dem Hintergrund dieses soziologischen Panoramas geht der Autor auf die politische Entwicklung jenes Milieus und ihr mit den Jahren verändertes Stimmverhalten (von der Kommunistischen Partei hin zum Front National) ein.
Interessant ist dieses Buch deswegen, weil es dem Leser sowohl einen Einblick in die französische Gesellschaft als auch in die Kreise der Intellektuellen zu liefern vermag. Dank solcher Bücher ist es nun für jedermann sichtbar, dass die politische Linke im Begriff ist ihre Solidarität mit den nationalen Arbeiterklassen aufzukündigen. Das Vehikel der Revolution scheinen fortan die Einwanderer aus der Dritten Welt zu sein.