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Auf nach Berlin! Wohin sonst hätte es sich für einen jungen Russen gelohnt, im Jahr 1990 auszureisen? Damals machte in Moskau ein Gerücht die Runde: Honecker, so hieß es, nimmt Juden aus der Sowjetunion auf. Wladimir Kaminer, damals 23 Jahre alt und Jude, kaufte sich eine Fahrkahrte nach Ostberlin und blieb. Bis heute. Inzwischen sieht er sich als Teil der fünften Welle von Emigraten oder - besser gesagt - Einwanderern, die aus Russland nach Deutschland kamen. In Russendisko, einer Sammlung von 50 Kurzgeschichten, berichtet der Neu-Berliner von seinen Erlebnissen als russischer Einwanderer und den Menschen, wie sie ihm in der neuen Hauptstadt Deutschlands täglich begegnen.
Ich bin ein Berliner
Kennedys berühmter Ausspruch - er könnte auch von Kaminer stammen. Schnell hat sich der junge Mann eingelebt. Sein Sprach-Lehrbuch Deutsches Deutsch zum Selberlernen wird zur Eintrittskarte in eine neue Welt, zu der auch und vor allem die deutsche Sprache gehört. Deutsches Deutsch - Kaminer versteht es und schreibt es - inzwischen sogar für die Feuilletons großer Zeitungen!
Russen, Vietnamesen, Latinos, Türken und Deutsche...
... viele Nationalitäten bevölkern Kaminers kleine, bunte Welt im großen Berlin, wo sich alles auf die Szene rund um den Prenzlauer Berg dreht. "Dort, wo ich herkomme, ist das Leben zum Leben ungeeinget. (...) Ganz anders hier, wo man unter Umständen mehrere Leben gleichzeitig führen kann, sein eigenes und das eines anderen", so Kaminer in Doppelleben in Berlin. Der ehemalige Professor, der in einem Kindergarten für neun Mark die Stunde jobbt, der Archäologe, der zum Flohmarkt-Händler und Schneider wird, sein Freund Wladimir, der an einer hochkarätigen Bildungsmaßnahme teilnimmt und anschließend einen mickrigen Imbiss eröffnet... fast endlos scheint die Liste der skurrilen und liebenswert-ironisch beschriebenen Charaktere. Das Doppelleben wird zu ihrer Überlebensstrategie, was auch für Kaminer gilt, der in der Berliner Szene mit seiner "Russendisko" für Furore sorgt.
Mit dem Blick eines Fremden der Wahrheit auf der Spur
"Im Deutschen ist `das junge Mädchen` geschlechtslos, `die Kartoffel` dagegen nicht. `Der Busen` ist männlich und alle Substantive fangen mit einem großen Buchstaben an", warnt die Selbstlern-Fibel Deutsches Deutsch zum Selberlernen. Kaminer hat sich davon nicht abschrecken lassen, im Gegenteil. Seine Kurzgeschichten sind mit dem Blick eines Fremden geschrieben, der unsere scheinbar vertraute Welt nicht als banale Selbstverständlichkeit betrachtet. Vieles, was uns darin seltsam-verrückt erscheint, ist wahr, man muss nur eine Geschichte daraus machen. (Birgit Kuhn)
"Man würde diese Geschichten unterschätzen, nähme man an ihnen nur das Skurrile wahr. Was an Ihnen so frappiert, ist außer dem genauen Blick ein geradezu erschütterndes Wohlwollen des Autors gegenüber seinen Figuren."
(Frankfurter Allgemeine Zeitung)








