Amane lebt in einer Welt, in der das klassische Liebes- und Familienleben nicht mehr existiert, wie wir es kennen. Man kann sich noch in Menschen (oder Fantasiewesen) verlieben, doch Geschlechtsverkehr wird als extrem unnormal angesehen, Kinder entstehen ausschließlich durch künstliche Befruchtung.
Amane erfährt bereits früh, dass sie auf natürliche Weise gezeugt und geboren wurde. Sie will…mehrAmane lebt in einer Welt, in der das klassische Liebes- und Familienleben nicht mehr existiert, wie wir es kennen. Man kann sich noch in Menschen (oder Fantasiewesen) verlieben, doch Geschlechtsverkehr wird als extrem unnormal angesehen, Kinder entstehen ausschließlich durch künstliche Befruchtung. Amane erfährt bereits früh, dass sie auf natürliche Weise gezeugt und geboren wurde. Sie will fortschrittlich sein und heiratet zwei Mal, mit ihrem zweiten Mann denkt sie bereits an die Bewerbung für eine künstliche Befruchtung. Es ist normal und sogar gewünscht, dass man seine Ehepartner nicht treu ist und sich Befriedigung woanders sucht - Ehe ist nur zur (finanziellen) Sicherheit da. Als sie von "Experimenta" erfährt, früher die Stadt Chiba, in der Kinder der Stadt übergeben werden und von allen Bürgern großgezogen werden, sozusagen keine richtigen Eltern oder Familie haben, ist sie zunächst skeptisch. Ihr Mann und sie entschließen sich dann doch, nach Experimente zu ziehen - und Amane verändert sich immer mehr...
Ich war von der Idee des Buchs zunächst angetan und habe mir einen Roman fernab des Mainstreams gewünscht, der wichtige Fragen rund um das traditionelle Familienbild beleuchtet. Leider konnte mich die Geschichte dann doch nicht so abholen, wie ich es mir gewünscht hatte.
Am meisten gestört hat den Lesefluss für mich der sehr nüchterne, oft schon wissenschaftlich sterile Erzählstil. Auch wenn es typisch japanisch ist und zur Handlung passt, hat es mich doch beim Weiterlesen gestört. Die Protagonistin erzählt chronologisch aus ihrem Leben, angefangen im Kindergartenalter bis in die erwachsene Gegenwart. Sie fragt sich oft, was "normal" ist in der Gesellschaft und für sie selbst, für mich bleibt das aber meist an der Oberfläche, denn sie passt sich ganz den Normen der Gesellschaft an. Vor allem im ersten Drittel geht es extrem viel um Sexualität, da muss man sich beim Lesen erstmal durchkämpfen.
Interessanter, aber auch befremdlicher wurde es für mich, als der Umzug nach Experimenta bevorsteht. Bereits zuvor wirft die Autorin die Frage auf, wie die Zukunft in Bezug auf Familie und Ehe aussehen könnte, aber ab da wird diese Frage auf die Spitze getrieben. Für mich unvorstellbar, sein Kind nach künstlicher Befruchtung und Geburt anzugeben und sich als ganze Stadt um die Kinder zu kümmern. Außerdem gibt es dort keine Ehen oder Liebesbeziehungen mehr, vielmehr gibt man seine Liebe an die Kinder weiter, die stets "Kindchen" genannt werden. Jedes Kind sieht gleich aus, ist gleich angezogen und agiert mit derselben Mimik und Gestik. Erschreckend roboterhaft und steril erscheinen diese Erziehungsmethoden und das Leben in der Stadt.
Man wird beim Lesen gezwungen, über Themen wie klassische und traditionelle Rollenbilder, Sexualität, Familienleben und Erziehung nachzudenken und auch sich selbst zu hinterfragen, wie starr man in seinem Denken darüber ist. Trotz dieser interessanten Thematik konnte mich das Buch nicht ganz erreichen, auch der Schluss ist grenzwertig geschrieben, passt aber zum Rest der Geschichte.