Assassine Osric hat ein Problem: Er ist todsterbenskrank und eigentlich gibt es keine Hoffnung. Wäre da nicht Aurienne, geschickteste Heilerin des leider verfeindeten Ordens der Haelan. Um sie zu überzeugen, überlegt Osric sie zu entführen, zu erpressen oder einfach so zu zwingen. Als Aurienne ihn
auslacht, würde er sie am liebsten umbringen – bietet ihr stattdessen jedoch im Gegenzug ein Vermögen…mehrAssassine Osric hat ein Problem: Er ist todsterbenskrank und eigentlich gibt es keine Hoffnung. Wäre da nicht Aurienne, geschickteste Heilerin des leider verfeindeten Ordens der Haelan. Um sie zu überzeugen, überlegt Osric sie zu entführen, zu erpressen oder einfach so zu zwingen. Als Aurienne ihn auslacht, würde er sie am liebsten umbringen – bietet ihr stattdessen jedoch im Gegenzug ein Vermögen für die Erforschung eines Pockenimpfstoffs. Widerwillig stimmt Aurienne der Übereinkunft zu und ist vollkommen entnervt ob der Zusammenarbeit mit ihrem Feind. Nach und nach beginnen jedoch die Grenzen zu verschwimmen und es wird immer schwieriger, die gegenseitige Anziehung zu leugnen.
„The irresistible Urge to Fall for your Enemy” ist Teil 1 einer Dilogie von Brigitte Knightley. Entgegen typischer Enemies-to-Lovers Romane beginnt dieser mit echter Feindschaft ohne gegenseitige Anziehung. Es gibt kein vorschnelles Schwärmen, sondern einen glaubwürdigen, wirklich sehr, sehr langsamen Annäherungsprozess zwischen den beiden Hauptfiguren. Dies hat mir sehr gut gefallen, allerdings hätte ich gerne vorher gewusst, dass es sich um eine Dilogie handelt, denn dann wäre ich mit dem sowohl inhaltlichen als auch zwischenmenschlichen extrem langsamen Aufbau wohlwollender gewesen. Leider gibt der Einband des Buches hierzu keine Informationen. Dafür hat mich das Buch schon auf den ersten Seiten mit liebevollen Details überzeugt: Die Landkarte und die Skizzen sind wirklich großartig geworden und entführen in die Atmosphäre des Settings des alternativen Groß Britanniens, das einige mittelalterliche Elemente enthält.
Besonders die männliche Hauptfigur Osric mochte ich von Anfang an. Er ist ein mörderischer Assassine, hat aber von Beginn an eine schelmische Seite, die mich schmunzeln lies. Über den Roman hinweg habe ich ihn sehr ins Herz geschlossen, da er zunehmend seine weiche Seite zeigte. Aurienne hingegen blieb mir lange recht distanziert, fast zu sehr Eisprinzessin. Erst im letzten Drittel konnte ich wirklich mit ihr warm werden. Szenen, in denen sie ihre Menschlichkeit zeigt z.B. im Kreise ihrer Familie hätte ich mir früher und öfter gewünscht. Dass erst zum Ende des Romans Gefühle zwischen den beiden Protagonisten aufkommen, hat mich nicht gestört, da es auf mich nach der echten Feindschaft so authentischer wirkte, als wenn es schon früher romantische Entwicklungen gegeben hätte. Die Szenen, in denen sie heimlich schmachten (und es natürlich komplett leugnen), sind wirklich herzig!
Der Schreibstil unterstreicht perfekt den ironisch-sarkastischen Ton der Figuren und vor allem der britisch-schwarze (manchmal etwas zu vulgäre) Humor traf genau meinen Nerv – ich musste mehr als einmal laut lachen.
Das Worldbuilding selbst ist nicht ganz so stark ausgeprägt, wie man es sonst von High Fantasy kennt, das medizinische Seith-System (das Magiesystem) ist hingegen richtig gut ausgearbeitet. Hierzu gibt es viele Beschreibungen und Erklärungen, die medizinisch eingebettet werden, was mir extrem gut gefallen hat. Es verlangsamt, speziell zu Beginn der Geschichte, allerdings den Lesefluss, weil man sich erstmal einfinden muss. Auch die Handlung startete eher ruhig und neigte in der Mitte des Bandes auch zu Wiederholungen, nahm aber im letzten Drittel spürbar Fahrt auf. Der Spannungsbogen rund um die einzelnen Handlungsstränge hat sich zuletzt gut zugespitzt – da ist definitiv noch Luft nach oben im Folgeband!
Fazit: Wer britisch-schwarzen (auch mal derb-vulgären) Humor, medizinische Fachbegriffe und eine Slow-slow-slow-burn-Romance mit echter Feindschaft zu Beginn sucht, ist hier richtig. Ich habe mich trotz kleiner Schwächen köstlich amüsiert. Obwohl der Cliffhanger zum Ende des Romans meiner Meinung nach eher mild ist, möchte ich am liebsten gleich weiterlesen. Ich hoffe, dass es bald eine Ankündigung zu Teil 2 geben wird, denn es sind noch viele Fragen offen geblieben!