Der erste Fall für Miss Marpelow und Doktor Watschel
„Was hatten wir denn schon getan: ein kleines Kind aufgelesen, ihm ein Geheimnis entlockt, undercover recherchiert, beinahe eine körperliche Auseinandersetzung gehabt, illegal Polizeiakten gelesen – na ja, wenn man es recht bedachte, waren wir
vom Geheimagenten tatsächlich nicht mehr weit entfernt.“ (S. 186)
Meine Meinung:
Ein angehender…mehrDer erste Fall für Miss Marpelow und Doktor Watschel
„Was hatten wir denn schon getan: ein kleines Kind aufgelesen, ihm ein Geheimnis entlockt, undercover recherchiert, beinahe eine körperliche Auseinandersetzung gehabt, illegal Polizeiakten gelesen – na ja, wenn man es recht bedachte, waren wir vom Geheimagenten tatsächlich nicht mehr weit entfernt.“ (S. 186)
Meine Meinung:
Ein angehender Autor mit Schreibblockade und Nomaden-Leben im in die Jahre gekommenen Wohnmobil, eine überaus patente ukrainische Putzfrau und ein kleines, hilfloses Mädchen, das ganz allein durch die Landschaft irrt. Das sind die Zutaten, aus denen Volker Klüpfel („Kluftinger“, „Die Unverbesserlichen“) seinen ersten Solo-Krimi konstruiert hat.
Wie für den Start einer neuen Reihe nicht unüblich, nimmt sich der Autor zu Beginn viel Zeit und Raum, seine Charaktere einzuführen und uns mit ihnen bekannt zu machen, und es ist wahrlich ein illustres Ensemble, das da in den Startlöchern steht. Allen woran natürlich Möchtegern-Autor Thomas „Tommi“ Mann, bei dem man sich ständig fragt, wie viel Autobiografisches wohl in ihm steckt, und „seine“ ukrainische Putzfrau Svetlana, die das Herz am Rechten Fleck trägt und niemals um ein ukrainisches Sprichwort in oft Lachmuskelreizender deutscher Übersetzung verlegen ist. Ein sehr sympathisches und vielversprechendes Ermittler-Paar, das in meinen Augen durchaus großes Potenzial hat. Aber auch die Sidekicks wissen zu überzeugen, insbesondere Tommis Vater, der nach seiner Selbsteinweisung ins lokale Altenwohnheim dort den umtriebigen Armor gibt, und die unter Mobbing am Arbeitsplatz leidende Oberkommissarin Britta Schneider. Aber auch die lilahaarige Liebschaft Gerlinde aus der Rommé-Zocker-Clique, der kleinbürgerliche und genauso kleinkarierte Ordnungshüter Kleinschmidt (ja, hier ist der Name Programm!) oder auch Tommis autoschraubende KiTa-Erzieherin Laura - alles Charaktere, mit denen man sich richtig schnell anfreunden kann.
Wie man merkt, habe ich mich jetzt auch recht breit über die bunte Schar der Charaktere ausgelassen. Das liegt nicht nur daran, dass sie mir sehr gut gefällt, sondern auch daran, dass der eigentliche Krimiplot in diesem Serienauftakt doch etwas in den Hintergrund geraten ist. Es dauert recht lange, bis der Fall an Fahrt aufnimmt, und auch dann verläuft der Plot recht linear. Dazu kommt, dass er für mich ab den Punkten, an denen die entscheidenden Informationen auftauchten, auch recht vorhersehbar gewesen ist und ich mich regelrecht geärgert habe, wenn Tommi & Svetlana das Offensichtlichste erstmal aussortiert haben. Auch Spannung sucht man hier die meiste Zeit vergebens, kommt sie doch erst auf den letzten 40 Seiten auf.
Auch wenn mich also die Krimihandlung noch nicht überzeugen konnte, hat es mir dennoch von Anfang bis Ende Spaß bereitet, dieses Buch zu lesen. Grund dafür ist neben den sympathischen Charakteren vor allem Volker Klüpfels unterhaltsamer und humorvoller Schreibstil, der Svetlana wunderbar schräge Sprüche in den Mund legt („Müssen uns zu Innenseiter machen“, „an Einzelligkeiten kann ich kaum erinnern“ oder auch „Müssen außerhalb von Schachtel denken“). Svetlana hat mir damit sehr oft ein breites Grinsen ins Gesicht gezaubert. Aber auch Tommis meist sehr hilflose und krude Versuche, seinen eigenen Thrillerplot voranzutreiben, oder auch manch gewitzt selbstironische Stellen haben mir gefallen, wie der schöne Schachtel-Ketten-Satz auf den Seiten 238 / 239.
FAZIT:
Alles in allem wunderbare Charaktere und ein humorvolles Lesevergnügen, das in Sachen Krimiplot aber noch Luft nach oben hat!