Bei dem Titel „Wohnen“ habe ich nicht erwartet, dass ich in diesem Buch so viel in der Welt herumkomme. Das liegt daran, dass Doris Dörrie im Vergleich zu ihren drei Schwestern „nicht so sehr der Wohntyp“, sondern lieber unterwegs ist. Inwiefern bestimmt unsere Art zu wohnen auch unsere Art zu
leben? Diese Frage beleuchtet die Autorin unter verschiedenen Aspekten und reflektiert über ihre eigenen…mehrBei dem Titel „Wohnen“ habe ich nicht erwartet, dass ich in diesem Buch so viel in der Welt herumkomme. Das liegt daran, dass Doris Dörrie im Vergleich zu ihren drei Schwestern „nicht so sehr der Wohntyp“, sondern lieber unterwegs ist. Inwiefern bestimmt unsere Art zu wohnen auch unsere Art zu leben? Diese Frage beleuchtet die Autorin unter verschiedenen Aspekten und reflektiert über ihre eigenen bisherigen Wohnsituationen.
Sie erinnert sich an ihr erstes eigenes Zimmer mit Märchentapete und stellt fest, dass ihre Mutter nie einen Rückzugsort hatte. Als Hausfrau war sie ortlos, schaffte aber für die Familie einen sicheren Raum und feste Rituale wie das gemeinsame Essen am Esstisch. Interessant fand ich, dass sich die Schriftstellerin besser fühlte, wenn sie an einem nützlichen Ort wie der Küche etwas „Unnützes“ tat wie das Schreiben. Gedanken dieser Art, die den Wertewandel in unserer Gesellschaft widerspiegeln, gibt es viele in diesem Buch.
Spannend ist auch zu lesen, welche Rolle Räume in ihren Romanen und Drehbüchern spielen. Sie hat viele Filme in Japan gedreht und schätzt die dortigen Wohnkonzepte, die im krassen Gegensatz zu den Luxusvillen in Los Angeles stehen, die sie aus reiner Neugier besichtigt hat. Ihren klugen Gedanken über unseren Bezug zu Räumen, vom Safe Space für Frauen über digitale Räume bis hin zu einer politischen Haltung, bin ich sehr gern gefolgt.