Auch wenn Das zweite Königreich mein erstes Buch von Rebecca Gablé war, wusste ich natürlich, worauf ich mich da einlasse. Umfangreich und viel Geschichte. Und ja, genau so war’s auch. Nur ehrlich gesagt: manchmal ein bisschen zu viel von allem.
Klar, Gablé kann schreiben, keine Frage. Man merkt
sofort, wie gründlich sie recherchiert hat. Die Schauplätze wirken gelungen, die Figuren echt, und…mehrAuch wenn Das zweite Königreich mein erstes Buch von Rebecca Gablé war, wusste ich natürlich, worauf ich mich da einlasse. Umfangreich und viel Geschichte. Und ja, genau so war’s auch. Nur ehrlich gesagt: manchmal ein bisschen zu viel von allem.
Klar, Gablé kann schreiben, keine Frage. Man merkt sofort, wie gründlich sie recherchiert hat. Die Schauplätze wirken gelungen, die Figuren echt, und man taucht ziemlich tief ins 11. Jahrhundert ein. Aber zwischen all den historischen Details bleibt die Geschichte stellenweise ein bisschen fad. Es ist einfach sehr, sehr viel, und es fehlt an echten Höhepunkten und Spannungsmomenten. Und manchmal hatte ich das Gefühl, Gablé verliert sich ein bisschen in den politischen Feinheiten und Machtspielchen.
Cædmon, der Protagonist, war für mich aber ein echter Lichtblick. Ein Typ, der zwischen zwei Welten steht: zu englisch für die Normannen, zu normannisch für die Engländer. Das fand ich spannend, weil er so vielschichtig und menschlich ist. Er will das Richtige tun, weiß aber oft selbst nicht genau, was das eigentlich ist.
Trotzdem: 900 Seiten sind eine Ansage. Nicht jede davon war für mich nötig. Manche Kapitel ziehen sich, und die großen Highlights bleiben ein bisschen aus. Es gibt zwar Schlachten, Intrigen und auch eine Liebesgeschichte, aber so richtig gepackt hat mich das alles nicht. Eher solide erzählt, aber selten mitreißend.
Ich will’s aber auch gar nicht schlechtreden, Gablé versteht ihr Handwerk, keine Frage. Sie kann Atmosphäre, sie kann Figuren, und sie kann historische Genauigkeit, wie kaum jemand sonst. Nur für mich persönlich war’s stellenweise etwas zu ausufernd. Ich mochte den Stil, ich mochte die Welt, ich mochte Cædmon, aber ich hätte mir mehr Zug, und einen strafferen Plot gewünscht.
Unterm Strich: stark geschrieben, beeindruckend recherchiert, aber für mich auch kein Pageturner. Großen Respekt an die Autorin. Ob es am Ende aber wirklich über 900 Seiten gebraucht hätte, darf ruhig bezweifelt werden.