Vier Frauen, vier Leben und die Sehnsucht nach Sichtbarkeit, Liebe und Selbstbestimmung. Der lang erwartete neue Roman von Chimamanda Ngozi Adichie. Spiegel-Bestsellerautorin, literarischer Superstar und feministische Ikone. Chiamaka ist Reiseschriftstellerin, navigiert zwischen ihrer nigerianischen Heimat und ihrem amerikanischen Zuhause und versucht, sich im Rückblick auf die Männer ihres Lebens zu erklären, wann genau ihr ihre Träume abhandengekommen sind. Zikora ist Anwältin und lebt in Washington D. C. Sie hat Erfolg und sich schon vor langer Zeit von ihrer Mutter distanziert; bis sie - plötzlich selbst Mutter und alleinerziehend - merkt, wie nahe sie ihr in ihrer vermeintlichen Schwäche ist. Omelogor lebt in Nigeria. Als Bankerin hilft sie, Korruption zu verschleiern, aus Idealismus versucht sie, Frauen und ihre Unternehmen zu fördern. Doch eines Tages kündigt sie ihren Job, um in den USA zu studieren. Kadiatou ist Chiamakas Haushälterin. Außerdem arbeitet sie in einem Hotel, wo ein mächtiger Gast sie schwer belästigt. Ein entwürdigender Prozess von Beweisaufnahme und Verfahren beginnt, in dem alles im Zentrum steht, nur nicht Kadiatous Schicksal. Mitreißend, dringlich und klug spannt Chimamanda Ngozi Adichie über Kontinente hinweg die Geschichten von vier Frauen, die einander immer wieder die Hand reichen, und erzählt wie keine andere von existentieller weiblicher Erfahrung, die oft in den ganz kleinen Augenblicken zutage tritt: im Schwangerschaftstest auf dem Badewannenrand, in Tagträumen nach einem Augenkontakt im Flugzeug, im Warten auf einen Anruf oder im Moment plötzlich zusammengenommenen Mutes. Ein wegweisender, gegenwärtiger Roman über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Frauen in einer Welt, die es immer noch schwer macht, sich zusammenzutun. Zehn Jahre nach dem Weltbestseller Americanah der neue große Roman von Chimamanda Ngozi Adichie.
Rezensent Tobias Rüther hat diesen Roman der nigerianisch-amerikanischen Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie mit Spannung erwartet, nachdem der Vorgänger "Americanah" vor zwölf Jahren ihren Weltruhm begründet hatte. In ihrem "mal elegischen, mal bitter genauen" Stil schreibt sie hier über vier Frauen, drei aus Nigeria, eine aus Guinea, die alle Verbindungen nach Amerika haben und sich in erster Linie wünschen, "erkannt" zu werden, als Frau, als Mensch, sie müssen sich am laufenden Band dagegen wehren, von Männern vereinnahmt zu werden, berichtet Rüther. Ihm gefällt besonders, wie Adichie die zahlreichen Herabwürdigungen, die eine Schwarze Frau erfährt, erlebbar macht, besonders anhand der Figur Kadiatou, die Nafissatou Diallo nachempfunden ist, die Dominique Strauss-Kahn der sexuellen Nötigung bezichtigt hatte. Für den Kritiker zeigen die solidarischen Beziehungen der Frauen untereinander, dass Literatur wie kein anderes Medium in der Lage ist, das gegenseitige Erkennen möglich zu machen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Rezensentin Maike Albath ist nur teilweise angetan von Chimamanda Ngozi Adichies neuem Buch, dessen Hauptfigur Chiamaka der Autorin in manchen Aspekten nachgebildet ist: auch Chiamaka ist eine Schriftstellerin, steht allerdings noch am Anfang ihrer Karriere, außerdem ist sie reich, schön und lebt ihr Leben zwischen Nigeria und den USA. Im Zentrum des auf Frauenschicksale fokussierenden Romans steht der titelgebende Dream Count, der sich auf verpasste Chancen im Leben eines Menschen bezieht - Chancen, die in diesem Fall oft mit Männern zu tun haben. Erzählerisch ist dieses Buch, das noch drei andere weibliche Perspektiven und außerdem eine Reihe soziologisch ausdifferenzierter Männer ins Spiel bringt, interessant, findet die Rezensentin, der durchgängig präsente, oberflächliche Plauderton hingegen gefällt ihr nicht allzu sehr. Themen wie Verlassenwerden und Mutter-Tochter-Beziehungen spielen in den vielfältigen Handlungssträngen eine große Rolle, so die Kritikerin. Besonders Passagen, die sich einer Hausangestellten widmen, überzeugen die Rezensentin in ihrer Darstellung sozialer Ungleichheit. Auch eine Vergewaltigung - hier greift Adichie den Dominique-Strauss-Kahn-Fall auf, kommt vor, in diesem Handlungsteil entwickelt der Roman eine Dringlichkeit, die der Rezensentin imponiert. Andererseits stört sich Albath daran, dass Nebenfiguren allzu oft etwas funktional eingesetzt werden. Arg hemdsärmelig kommt dieses Epos daher, kritisiert Albath, an die Bücher von, zum Beispiel, Toni Morrison oder Salman Rushdie reicht Adichies Roman nie heran, wenngleich er unterhaltsam geschrieben ist.
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Dicht, soghaft, das Warten wert. Michael Wurmitzer Der Standard 20250307