Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 6,99 €
  • Audio CD

1 Kundenbewertung

Abgründig absurd
Auf Überraschungen sollte man bei Daniil Charms gefasst sein. Keine seiner Episoden, Szenen und Erzählungen entwickelt sich so, wie man es erwarten würde: Ein rothaariger Mann, der keine Augen und keine Nase und auch sonst überhaupt nichts hat, erweist sich für den Fortgang der Geschichte als völlig unbrauchbar, weshalb der Erzähler beschließt, lieber nicht mehr von ihm zu sprechen; ein Hungriger isst Buletten, die zu wenig Fleisch enthalten, worauf seine Ohren zu Boden fallen und ihn jählings der Tod ereilt; ein Damenbesuch endet damit, dass sie - ritsch-ratsch - eine…mehr

Produktbeschreibung
Abgründig absurd

Auf Überraschungen sollte man bei Daniil Charms gefasst sein. Keine seiner Episoden, Szenen und Erzählungen entwickelt sich so, wie man es erwarten würde: Ein rothaariger Mann, der keine Augen und keine Nase und auch sonst überhaupt nichts hat, erweist sich für den Fortgang der Geschichte als völlig unbrauchbar, weshalb der Erzähler beschließt, lieber nicht mehr von ihm zu sprechen; ein Hungriger isst Buletten, die zu wenig Fleisch enthalten, worauf seine Ohren zu Boden fallen und ihn jählings der Tod ereilt; ein Damenbesuch endet damit, dass sie - ritsch-ratsch - eine Glatze bekommt; und eine vier-, nein eigentlich fünfbeinige Krähe wundert sich, wozu sie Kaffee gekauft hat.

Charms geht von ganz alltäglichen Katastrophen aus, schildert die Rohheit der Leute, ihre im Unglück endende Dummheit. Das ganze Leben erscheint als eine Kette von tragischen Zwischenfällen, diktiert von Zufällen, voller absurder Komik und schwarzem Humor. Mit Witz, Wortspiel und ohne alle Sentimentalität schreibt Charms wider die Logik des Alltags und bricht damit die Idiotie des Lebens und bedrohliche Lebensrealitäten auf. Peter Urban - Charms kongenialer Übersetzer - liest die ausgewählten Texte vor.

Autorenporträt
Daniil Ivanovic Charms (bürgerlich Juvacev), geb. 1905 in St. Petersburg, starb 1942 während der Blockade im Gefängnis in Leningrad. 1927 gründete er mit seinen Freunden, unter anderen den Dichtern Konstantin Vaginov und Aleksander Vvedenskij, in Leningrad die Avantgarde-Gruppe "Oberiu" (Vereinigung der Realen Kunst), die 1930 verboten wurde.
Trackliste
CD
1Fallen
2Alle Menschen Lieben Das Geld
3Wenn Eine Ehefrau Allein
4Das Blaue Heft Nr. 10
5Die Neugierigen Alten Frauen
6Optische Täuschung
7Der Tischler Kusakov
8Verluste
9Begegnung
10Begegnung
11Beginn Eines Sehr Schönen Sommertages
12Jetzt Will Ich Erzählen
13Die Periode Im Brutkasten
14Symphonie Nr. 2
15Sehen Sie, - Sagte Er
16Ein Mechaniker Beschloss
17Aber Der Maler Setzte Das Aktmodell
18Schrecklicher Tod
19Über Schein Und Sein Nr. 2
20Die Vierbeinige Krähe
Weitere 16 Tracks anzeigen
Rezensionen
"Die Mächtigen verfolgen mit gutem Grund den subversiven Anarchisten Charms. Leben und Werk dieses einsamen und unbeirrbaren Dichters bilden ein seltsames Gespinst aus Reinheit und Brutalität, aus Zartheit und Ruppigkeit, Widerstandsgeist und Fatalismus, Mut und Angst. Die Wahrhaftigkeit seiner Literatur erwächst aus seinem Willen, vom Terror des Alltags nichts zu verschweigen ... Mit äußerster Intensität und größter Schonungslosigkeit hat Charms die Wahrheit einer Epoche in seinem Werk aufbewahrt." (Claus-Ulrich Bielefeld, FAZ)

"Peter Urbans schnörkellose, jeder Dramatisierung abholde Interpretation ist ein Glücksfall für diese kurzen Texte, deren Aberwitz, Sprachartistik und gelegentliche Brutalität dadurch erst richtig zur Geltung kommen. Jegliche Moral ist diesen Texte fremd, sowohl was die von Charms häufig beschriebenen Unglücksfälle, als auch was die Bloßlegung der eigenen Gefühlswelt anbelangt..." (Bayerischer Rundfunk, Bayern 2)

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Tobias Lehmkuhl nimmt dieses Hörbuch mit 37 Prosatexten des russischen Schriftstellers Daniil Charms zum Anlass, die Bemühungen Peter Urbans um die russische Literatur zu würdigen. Er hat sich nicht nur als Übersetzer und Herausgeber um russische Autoren verdient gemacht, sondern zeigt sich mit diesem Hörbuch auch als "versierter Vorleser", lobt der Rezensent. Charms "absurde, skurrile, groteske" Texte begeistern den Rezensenten mit ihren scheinbar unpolitischen Erzählungen aus dem "schrecklichen Leben" und von den ganz "gewöhnlichen Menschen". Er findet, dass Urban durch seinen "scheinbar plaudernden Ton" die Abgründigkeit der Texte besonders gut zum Vorschein bringt. So werde der Zuhörer nicht nur "glänzend unterhalten", sondern spüre mittels der "minimalen Modulationen", mit denen Urban die Prosastücke lese, auch die Verunsicherung, die von den Texten Charms ausgingen, so der Rezensent begeistert.

© Perlentaucher Medien GmbH