Zeruya Shalev erzählt von unserer schicksalhaften Gebundenheit an Ort, Zeit und vor allem an die Familie, in die wir geboren sind: Je größer die Fliehkräfte durch Wut, Enttäuschung und Trauer, umso stärker sind wir an sie durch eine unüberwindbare Anziehungskraft gebunden.
Chemda Horovitz liegt in ihrem Bett und blickt mit schwindendem Bewusstsein auf ihr Leben zurück. Sie denkt an ihre Kindheit im Kibbuz, an ihre Ehe und ihre zwei Kinder, von denen sie eines zu sehr und das andere zu wenig liebte. Ihr geliebter Sohn Avner ist zu einem Mann herangewachsen, dessen Erfolg als Anwalt ihn nicht von seiner tiefen Verbitterung erlösen kann. Er verfällt einer geheimnisvollen Frau, die seine Liebe nicht erwidert.
Chemdas Tochter schenkt alle Liebe und Aufmerksamkeit ihrer Tochter. Als diese sich immer weiter von ihr entfernt, entsteht in ihr das mächtige Verlangen, ein Kind zu adoptieren und noch einmal von vorne zu beginnen. Doch der Widerstand ihrer Familie treibt sie in eine Sackgasse. Sie kann den Traum nicht überwinden, der das zu sprengen droht, was er eigentlich retten soll: ihre Familie.
In "Für den Rest des Lebens" erzählt Zeruya Shalev von den elementaren Kräften zwischen Eltern und Kindern, von Wut, Enttäuschung und Sehnsucht, von Verletzungen und Liebe und davon, wie sich die Familienbande als stärker und beständiger erweisen als alles Sehnen und Streben, diese zu zerschneiden, und stärker als alle Kräfte, die uns trennen.
Chemda Horovitz liegt in ihrem Bett und blickt mit schwindendem Bewusstsein auf ihr Leben zurück. Sie denkt an ihre Kindheit im Kibbuz, an ihre Ehe und ihre zwei Kinder, von denen sie eines zu sehr und das andere zu wenig liebte. Ihr geliebter Sohn Avner ist zu einem Mann herangewachsen, dessen Erfolg als Anwalt ihn nicht von seiner tiefen Verbitterung erlösen kann. Er verfällt einer geheimnisvollen Frau, die seine Liebe nicht erwidert.
Chemdas Tochter schenkt alle Liebe und Aufmerksamkeit ihrer Tochter. Als diese sich immer weiter von ihr entfernt, entsteht in ihr das mächtige Verlangen, ein Kind zu adoptieren und noch einmal von vorne zu beginnen. Doch der Widerstand ihrer Familie treibt sie in eine Sackgasse. Sie kann den Traum nicht überwinden, der das zu sprengen droht, was er eigentlich retten soll: ihre Familie.
In "Für den Rest des Lebens" erzählt Zeruya Shalev von den elementaren Kräften zwischen Eltern und Kindern, von Wut, Enttäuschung und Sehnsucht, von Verletzungen und Liebe und davon, wie sich die Familienbande als stärker und beständiger erweisen als alles Sehnen und Streben, diese zu zerschneiden, und stärker als alle Kräfte, die uns trennen.
Zeruya Shalev in Frankfurt
Eine alte Frau denkt an ihr Leben zurück, ein Mann fühlt sich in seiner Ehe gefangen, eine Frau wünscht sich ein zweites Kind. Drei Alltagssituationen, die Zeruya Shalev in ihrem vierten Roman zueinander in Beziehung setzt. Im Gespräch mit Felicitas von Lovenberg, Leiterin der Literaturredaktion dieser Zeitung, stellte Shalev "Für den Rest des Lebens" nun im Frankfurter Literaturhaus vor. Das im Januar erschienene Buch handelt von einer Frau, die bereit ist, für die Adoption eines kleinen Jungen das Glück ihrer Familie zu riskieren. Ist am Klischee der klammernden jüdischen Mutter also etwas dran? Es stimme schon, sagt Shalev, die jüdische Mama erwarte von ihren Kindern viel und lasse einfach nicht los. Das habe einen einfachen Grund. "Familie hat in Israel eine andere Bedeutung als in Europa. Die allgegenwärtige existentielle Bedrohung lässt Familien enger zusammenrücken, das hat nicht unbedingt etwas mit Liebe, sondern auch mit Sorge und Angst zu tun."
In Shalevs Roman - die deutschen Passagen liest Maria Schrader - hält Dina bis zum Ende des Buches an ihrer Entscheidung fest, einen kleinen sibirischen Jungen zu adoptieren. Die Entwicklung der Geschichte hat die Autorin überrascht, ursprünglich sollte das Buch nicht mit der Adoption enden. "Dinas Willen war stärker als meiner", sagt Shalev. "Ich musste ihr den Wunsch nach einem Sohn einfach erfüllen, obwohl ich das am Anfang nicht vorhatte. Aber sie hat mich in diese Richtung gedrängt." Charaktere besäßen eine eigene Kraft, die sie auf den Autor wirken ließen, um ihm den Weg zu weisen. Neben den Figuren hat aber auch Shalevs Heimat Einfluss auf den Roman genommen, ein Werk, das von Konflikten handelt, die unüberwindlich scheinen. "Es ist das israelischste meiner Bücher."
REBECCA ROTH
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»Die Botschaft dieses literarisch und psychologisch so kunstvollen wie süffig zu lesenden Textes: So schwierig das Leben auch insgesamt sein mag, so große Fehler wir auch machen, so viele Wiedersprüche wir aushalten und so viele Schläge und Niederlagen wir einstecken müssen: Nichts ist starr in diesem Leben; Veränderung ist möglich. Und damit die Hoffnung.« Süddeutsche Zeitung Extra 20120913