Kully ist erst zehn, aber sie kennt schon Wien, Warschau, Prag und Paris, denn ihre Eltern sind auf der Flucht vor den Nazis. Kully weiß, wie schwer es ist, wenn man kein Geld, keinen Pass und kein Zuhause hat, aber sie lässt sich nicht entmutigen. Das hat sie von ihrem Vater, einem liebenswerten Luftikus, der als Schriftsteller quer durch Europa reist, um Geld für die Familie zu besorgen. Mutter und Tochter lässt er meist in Hotels zurück, wo virtuose Ausreden zu erfinden sind, wenn die Rechnungen eintreffen. Keun lässt uns nicht nur am rastlosen und tragikomischen Leben der erstaunlich abgeklärten Kully teilhaben, sondern gibt auch tiefe Einblicke in die Situation der Emigranten in Europa.Dieses Hörbuch enthält einen Bonustrack: Volker Weidermann, Literaturkritiker, Journalist und Autor des Bestsellers »Ostende«, spricht über Irmgard Keuns Exilroman »Kind aller Länder«. In Ostende begann Irmgard Keun mit Joseph Roth eine leidenschaftliche Affäre - und diesen Roman.Ungekürzte Lesung mit Jodie Ahlborn4 CDs ca. 5 h 16 minUngekürzte Lesung mit Jodie Ahlborn4 CDs ca. 5 h 16 min
© BÜCHERmagazin, Elisabeth Dietz (ed)
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Alexander Košenina ist begeistert über die Neuausgabe von Irmgard Keuns Roman von 1950 als Hörbuch. Die Wahl der Kinderperspektive auf Nazideutschland, auf Flucht und Exil, scheint ihm in ihrer Atemlosigkeit und ihrem Assoziationsreichtum impressionistisch stark. Die unerschrockene Stimme des Kindes (dargestellt von der Schauspielerin Jodie Ahlborn) zu hören, hat für Kosenina viel für sich. Äußerst lebendig und witzig erscheint ihm der Monolog auf die Art, und die Unbehaustheit des Exils kehrt sich im unsentimentalen Blick des Kindes ins Gegenteil, meint er. Naiv kommt ihm der Kinderblick allerdings nie vor, eher als radikale und scharfsichtige Infragestellung der Wirklichkeit.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Keun hat Humor wie ein dicker Mann, Grazie wie eine Frau, Herz, Verstand und Gefühl.« Kurt Tucholsky







