Erst vor wenigen Jahren hat Josef Winkler erfahren, dass sein Kärntner Landsmann Odilo Globocnik, der sich als Leiter der "Aktion Reinhardt" mit den Worten "Zwei Millionen ham' ma erledigt" des Massenmords an den Juden gerühmt hatte, nach seinem Zyankali-Freitod im Mai 1945 auf einem Gemeinschaftsfeld von Winklers Heimatdorf Kamering verscharrt wurde, in den "Sautratten" - dort, wo Winklers Vater und Großvater ihr Getreide anbauten und ernteten.In einem bösen Wortmarathon exhumiert der Autor das Skelett des SS-Massenmörders - und mit dem Skelett die Geschichte Kamerings nach dem Krieg. Ausgrabung und die neuerliche Visitation des vielleicht meistbeschriebenen Dorfs der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur ergeben: Der Boden, auf dem Kamering steht, ist vergiftet. Laß dich heimgeigen legt den Finger in die Wunde eines Jahrzehnte währenden kollektiven Verschweigens.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Daniela Strigl gefällt's, was Josef Winkler unverhohlen autobiografisch über seinen Vater erzählt. Vor allem aber wie er erzählt, macht ihr Freude, bringt der Autor ihr doch nicht nur die klägliche Alltagskultur auf dem Land nach dem Krieg in "Technicolor" zu Gesicht, sondern bedient sich auch reich im lokalgeschichtlichen und lokalsprachlichen Fundus. Für Strigl bezwingend literarisch. Dass der Autor mit der braunen Vergangenheit Österreichs auch ein neues Feld beackert, gefällt ihr gut. Dem Thema kann der Autor "neue Farbe" abgewinnen, meint sie.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»In Lass dich heimgeigen, Vater ist der Stil nun nüchterner, realistischer, weil er davon ausgeht, dass die Wirklichkeit grotesk genug ist ... Gerade die ungeschmälert autobiografischen Geschichten gehen ans existentiell Eingemachte.« Hans-Peter Kunisch Süddeutsche Zeitung 20180625







