„Mrs Potts’ Mordclub und der Tote in der Themse“ ist der vierte Band der charmanten Krimireihe rund um die scharfsinnige Amateurdetektivin Judith Potts. Obwohl es mein erstes Buch der Reihe war und ich die vorherigen Teile nicht kenne, hatte ich keinerlei Schwierigkeiten, in die Geschichte
einzusteigen. Thorogood gelingt es mühelos, neue Leser*innen in seine Welt hineinzuziehen, ohne dass man das…mehr„Mrs Potts’ Mordclub und der Tote in der Themse“ ist der vierte Band der charmanten Krimireihe rund um die scharfsinnige Amateurdetektivin Judith Potts. Obwohl es mein erstes Buch der Reihe war und ich die vorherigen Teile nicht kenne, hatte ich keinerlei Schwierigkeiten, in die Geschichte einzusteigen. Thorogood gelingt es mühelos, neue Leser*innen in seine Welt hineinzuziehen, ohne dass man das Gefühl hat, entscheidende Hintergrundinformationen zu vermissen – und erfreulicherweise werden die früheren Bände auch nicht gespoilert, sodass man sie problemlos nachträglich lesen kann.
Die Handlung beginnt mit einem Leichenfund in der Themse, der zunächst wie ein Unfall aussieht. Doch Judith Potts, die eigenwillige ältere Dame mit einem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und einer Vorliebe für Whiskey und Kreuzworträtsel, ist überzeugt, dass mehr dahintersteckt. Gemeinsam mit ihren beiden Freundinnen Suzie und Becks – dem eingespielten Trio des „Mordclubs“ – beginnt sie zu ermitteln. Bald stoßen die drei auf allerlei Geheimnisse und menschliche Abgründe hinter der idyllischen Fassade des kleinen englischen Städtchens Marlow.
Robert Thorogoods Schreibstil ist elegant, humorvoll und durchzogen von typisch britischem Witz. Seine Sprache liest sich flüssig, leicht und dennoch mit Stil – perfekt für einen Cosy Crime. Die Dialoge sind pointiert, das Tempo angenehm, und der Aufbau der Geschichte folgt einem klaren Rhythmus. Besonders die Gespräche zwischen Judith, Suzie und Becks sind ein Highlight – sie sprühen vor Lebensfreude, Ironie und Charme.
Die Atmosphäre des Romans ist warm und nostalgisch, aber nie kitschig. Marlow wirkt wie ein Ort, in dem die Zeit ein wenig stehen geblieben ist – mit gepflegten Gärten, Teestuben und einer Gesellschaft, die auf den ersten Blick beschaulich wirkt, auf den zweiten jedoch voller Geheimnisse steckt. Thorogood fängt diese Stimmung wunderbar ein und schafft eine angenehme Balance zwischen gemütlicher Kleinstadtidylle und unterschwelliger Spannung.
Die Charaktere sind ohne Zweifel das Herzstück des Buches. Judith Potts ist eine wunderbar unkonventionelle Protagonistin – klug, eigensinnig und mit einem trockenen Humor ausgestattet. Ihre beiden Freundinnen Suzie, die bodenständige Hundesitterin, und Becks, die etwas reservierte Pfarrersfrau, bilden zusammen mit ihr ein herrlich ungleiches, aber harmonisches Trio. Ihre unterschiedlichen Lebenswelten sorgen nicht nur für Witz und Dynamik, sondern auch für Wärme und Tiefe.
Die Handlung selbst ist solide konstruiert, mit einem angenehmen Spannungsbogen und einigen gelungenen Wendungen. Der Fokus liegt jedoch weniger auf atemloser Spannung als auf dem gemeinsamen Rätseln, Beobachten und Kombinieren. Man liest das Buch nicht, um am Ende völlig überrascht zu werden, sondern um den Weg dorthin zu genießen – mit all seinen charmanten Details, humorvollen Momenten und warmherzigen Begegnungen.
Das Ende ist passend und zufriedenstellend gelöst, auch wenn es für erfahrene Krimileser*innen nicht völlig unvorhersehbar sein dürfte. Doch das stört kaum, denn der Weg zur Auflösung ist so unterhaltsam, dass man dem Buch die Vorhersehbarkeit gern verzeiht. Die Auflösung wirkt rund und fügt sich organisch in die Erzählung ein – ohne übertriebene Dramatik oder Konstruiertheit.
Insgesamt ist „Mrs Potts’ Mordclub und der Tote in der Themse“ ein Buch, das sich wunderbar mal zwischendurch lesen lässt – leicht, charmant und humorvoll. Es geht nicht sehr tief und bietet keine psychologische Komplexität, doch genau das ist seine Stärke: Es unterhält, entspannt und lädt zum Miträtseln ein. Wer Lust auf einen klugen, aber unbeschwerten Krimi mit britischem Flair hat, wird hier bestens bedient.
Fazit: Ein herrlich britischer Wohlfühlkrimi mit Witz, Herzenswärme und liebenswerten Figuren. Zwar nicht besonders tiefgründig oder überraschend, aber ausgesprochen unterhaltsam, charmant und perfekt für alle, die einen gemütlichen Krimi zum Abschalten suchen – und das Beste: Auch Neueinsteiger*innen können unbesorgt zugreifen, ohne dass die vorherigen Bände verraten werden.