Henry Drax kennt kein Gewissen. Er ist Harpunierer auf der Volunteer, einem Walfangschiff, das von England Kurs auf die arktischen Gewässer der Baffinbucht nimmt. Ebenfalls an Bord ist Patrick Sumner, ein Arzt von zweifelhaftem Ruf, der glaubt, schon alles gesehen zu haben - nicht ahnend, dass seine größte Prüfung noch bevorsteht, nachdem er Drax einer ungeheuerlichen Tat überführt hat. Während sich der Konflikt zwischen den beiden Männern zuspitzt, wird auch der eigentliche Sinn der verhängnisvollen Expedition zunehmend klar ...
"Ein historischer Roman voll brachialer Wucht. [...] Die von Wolfram Koch ausgespuckten, bedrohlich gebrummten oder verächtlichen zwischen den Zähnen hervorgestoßenen Worte schubsen einen mitleidlos hinein in die von ungewaschenen Körpern und Trieben regierte Welt aus Gestank, Blut und Gewalt. [...] die schimmernde, gallige, dampfende Essenz menschlicher Abgründe." Hörbuch Magazin, 01.05.2018
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Nicolas Freund fühlt sich mitgerissen von dieser, Mitte des 19. Jahrhunderts angesiedelten Mischung aus Kriminal- und Abenteuerroman, die Ian McGuire mit "Nordwasser" vorlegt: Ein betäubungsmittelsüchtiger Ex-Feldchirurg, der unehrenhaft aus der Armee entlassen wurde, und ein Harpunier, der seiner Vorliebe für Alkohol und Jungs auf dem Schiff entgehen will, gehen auf Waljagd, wie Freund informiert, und werden zu Gegnern, als ein Schiffsjunge tot aufgefunden wird. Genauso, wie er die Sprache unnötiger Bilder entledige, suspendiere McGuire auch jegliche Metaebene, die dem geschichtsträchtigen Walfang-Sujet anhafte, befindet Freund. Zuletzt fragt sich der Rezensent trotz aller Spannung, die "Nordwasser" für ihn bietet, aber doch, wohin ein so offener Text eigentlich weist - und meint, in dem Motiv verzweifelter Menschen, die sich schicksalsergeben einschiffen, eine Flüchtlingsallegorie zu entdecken.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
