-60%25
UVP 19,95 €**

Als Restexemplar:
7,99 €
inkl. MwSt.
**Frühere unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers

Sofort lieferbar
payback
4 °P sammeln

neue Bücher, die nur noch in kleinen Stückzahlen vorhanden und von der Preisbindung befreit sind. Schnell sein! Lieferung nur solange der Vorrat reicht!
  • MP3-CD

5 Kundenbewertungen

Was geschieht, wenn das Unfassbare geschehen ist? Ein Kind verschwindet. Dabei hat die Mutter den Jungen nur einen kurzen Moment aus den Augen gelassen. Die Ermittler Ben Neven und Christian Sandner machen sich auf die Suche nach dem fünfjährigen Jannis. Zeugen erinnern sich, dass ein Mann mit einem Teddybär auf dem Arm das Kind während des Flohmarkts in der Grundschule angesprochen hat. Schnell wird den Ermittlern klar, dass sich die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten. Und nicht nur das: es scheint einen direkten Zusammenhang mit der nie aufgeklärten Entführung eines weiteren Kindes zu…mehr

Produktbeschreibung
Was geschieht, wenn das Unfassbare geschehen ist?
Ein Kind verschwindet. Dabei hat die Mutter den Jungen nur einen kurzen Moment aus den Augen gelassen. Die Ermittler Ben Neven und Christian Sandner machen sich auf die Suche nach dem fünfjährigen Jannis. Zeugen erinnern sich, dass ein Mann mit einem Teddybär auf dem Arm das Kind während des Flohmarkts in der Grundschule angesprochen hat. Schnell wird den Ermittlern klar, dass sich die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten. Und nicht nur das: es scheint einen direkten Zusammenhang mit der nie aufgeklärten Entführung eines weiteren Kindes zu geben.
Mit literarischer Behutsamkeit nähert sich Jan Costin Wagner im Auftakt zu seiner neuen Reihe gleich mehreren brisanten gegenwärtigen Themen.

Torben Kessler ist Theaterschauspieler und beherrscht die große Kunst des fein nuancierten Lesens. Er hat bereits die anspruchsvollen Krimis von Joël Dicker zu großen Hörerfolgen gemacht.

Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Autorenporträt
Jan Costin Wagner, Jahrgang 1972, lebt als Schriftsteller und Musiker bei Frankfurt am Main. Seine Romane um den finnischen Ermittler Kimmo Joentaa wurden von der Presse gefeiert, vielfach ausgezeichnet (u.a. Deutscher Krimipreis, Nominierung zum Los Angeles Times Book Prize) und in 14 Sprachen übersetzt. Zuletzt erschien "Sakari lernt, durch Wände zu gehen" (2017). Zwei seiner Romane wurden bereits verfilmt.

Torben Kessler spielte an Bühnen wie dem Schauspiel Frankfurt und dem Staatstheater Hannover. Mit markanter Stimme und perfektem Timing begeisterte er u.a. in Hanya Yanagiharas Ein wenig Leben und Sibylle Bergs GRM.
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

Marko kauft zwei Stoffteddys, lockt den kleinen Jannis in sein Auto, schlägt ihn bewusstlos, nimmt ihn mit. Das Ermittlerteam der Wiesbadener Polizei tastet sich mühsam mithilfe eines unscharfen Fotos vor: Schon einmal verschwand ein Junge, zwar ganz woanders, aber ein Stofftier spielte auch eine Rolle. Der Autor sorgt von Anfang an für Hochspannung, denn er entwickelt die Suche aus der Ahnung aller Beteiligten, was dem Kind droht, – die Eltern, die Schwester, die Ermittler Ben und Christian, viele ihrer Helfer und auch die Täter werden wie in einem zeitlupenartigen Reigen des Schmerzes miteinander verbunden. Die Polizisten verkörpern ihre Rollen sorgfältig, doch erst, wenn sich ihre gewohnte Wahrnehmung verschiebt, schärft sich ihr Empfinden für das Außergewöhnliche. Jan Costin Wagners Stärke beruht, wie schon in seinen Finnland-Krimis, darin, jede der ineinander geblendeten Perspektiven mit höchster psychischer Intensität, sprachlicher Sorgfalt und einer Fülle von Zwischentönen auszustatten. Virtuos lotet er die Ränder und die Unschärfen des Blicks auf den Missbrauch von Kindern aus, und daraus entwickelt er einen sehr besonderen Umgang mit einem Fall, der das Grauen schlechthin bedeutet. Ein gelungener Start der neuen Reihe um die Wiesbadener Ermittler.

© BÜCHERmagazin, Lore Kleinert
Böses kommt näher

Jenseits von Finnland: Jan Costin Wagner stellt seinen neuen Krimi vor. Er spielt in der Region.

Von Florian Balke

Ein Kind wird entführt. An einem schönen Sommernachmittag, mitten auf dem Schulhof. Seine Mutter und seine Schwester haben den kleinen Jungen zwischen den Vorbereitungen für einen Flohmarkt nur kurze Zeit aus den Augen verloren. Jetzt liegt auf einem der für den Trödel bereitgestellten Tische ein großer Teddy, der zuvor nicht da war. Einen zweiten trägt der kleine Jannis. Mit Hilfe des Kuscheltiers hat der Entführer sich sein Vertrauen erschlichen. Was Marko durch den Kopf geht, während er Jannis zum Auto führt, um mit ihm irgendwohin zu fahren, weiß der Leser von Anfang an so gut wie der Verbrecher selbst. Und er weiß es besser als die beiden Kommissare Ben Neven und Christian Sandner, für die das mühevolle Suchen nach dem vermissten Kind beginnt.

Wie oft bei Jan Costin Wagner gehört der Blick in die Gedanken des jeweiligen Täters genauso zum Buch wie der in die Gefühle der Opfer und ihrer Angehörigen sowie der Ermittler. Die Leser des 1972 in Langen geborenen Autors wissen, dass Kriminalromane aus seiner Hand stets mehr sind als die nachträgliche Aufklärung fertig vorgefundener Morde. Bei ihm geschieht vieles gleichzeitig - das moralisch Fragwürdige und der Versuch, ihm rationalen Einhalt zu gebieten. Das Tun des Täters, das Fürchten vor Tod, Schmerz, Wissen und Unwissen sowie die Alltagshürden und die unvermuteten Fortschritte des Ermittelns stehen gleichrangig nebeneinander. Zusammen wirkt all das, obwohl im neuen Roman noch lakonischer als bisher erzählt und fast schon so kurz angebunden dahingeschlenzt wie von Lee Childs Jack Reacher, so chaotisch und lebendig wie die Wirklichkeit selbst.

Bisher schien die Lakonie etwas mit Finnland zu tun zu haben, zu dem der Autor familiäre Beziehungen pflegt und wo er seit 2003 sechs Romane um Kommissar Kimmo Joentaa angesiedelt hat, von "Eismond" bis zu "Sakari lernt, durch Wände zu gehen". Statt Eis und Schnee nun ein Sommer im Rhein-Main-Gebiet, zwischen Wiesbaden-Biebrich und dem Frankfurter Flughafen. Beibehalten hat Wagner in "Sommer bei Nacht" nur die von ihm gerne inszenierte Ambivalenz von Hell und Dunkel, die sich mit finnischen Nächten ebenso leicht verbinden lässt wie mit hessischen Tagen, treten erst das Verbrechen und das mit ihm verbundene Leid in ein menschliches Leben.

Dass der Leser dabei zu jedem Zeitpunkt mehr weiß als die Eltern des kleinen Jungen oder die beiden Polizisten und ihre Kollegen, steigert die Effektivität von Wagners Schreiben nur noch. Schließlich nützt ihm das Wissen ja nichts, sondern steigert lediglich sein Gefühl der Hilflosigkeit. Geübt dreht Wagner, der schon oft als großer Psychologe, aber viel zu selten als grandioser Manipulator gewürdigt wurde, an den Schrauben seiner Erfindung. Auf Seite 59 öffnet sich hinter der eigentlich erzählten Geschichte ein moralischer Abgrund, der für die Dramaturgie von "Sommer bei Nacht" kaum Folgen hat, für weitere Bände der vom Verlag angekündigten neuen Reihe aber noch sehr interessant zu werden verspricht. Und auf Seite 174 beginnt ein großes Finale, das die gesamte zweite Hälfte des Romans umfasst und den Leser lange mit der Frage quält, ob ein weiteres Verbrechen vielleicht doch noch verhindert werden kann. Mit "Sommer bei Nacht" ist Wagner am 27. Februar auch in Bad Soden und am 5. März in Wiesbaden zu Gast.

JAN COSTIN WAGNER

25. Februar, 20 Uhr, Frankfurt, Romanfabrik

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.03.2020

Verrutschte Realität

Pädokriminalität, wo man sie nicht vermutet: Jan Costin Wagner wagt sich an ein heikles Thema.

Es ist was mit Zählen", hat Uwe Johnson in seinen "Vorschlägen zur Prüfung eines Romans" in seiner unnachahmlichen Art geschrieben. Und nur weil sein Text ein paar Jahrzehnte alt ist, müssen die Vorschläge ja nicht unbrauchbar geworden sein. Fangen wir also an, bei Jan Costin Wagners neuem Roman zu zählen: Personen, Vorfälle, Schauplätze, Motive, bis ein Geflecht entsteht, je dichter, desto besser.

"Sommer bei Nacht", mit dem Wagner nach seinen Romanen um den finnischen Kommissar Kimmo Joentaa eine neue Reihe eröffnen will, enthält vierzehn verschiedene Stimmen oder Perspektiven in insgesamt hundertdreiundzwanzig nicht allzu langen Abschnitten. Da es sich um einen Kriminalroman handelt, entfällt mehr als die Hälfte dieser Abschnitte auf die beiden Ermittler Ben Neven und Christian Sandner und noch mal ein Achtel auf Bens Mentor, den pensionierten Landmann. Es sind nicht ganz so viele Schauplätze wie Abschnitte, aber vom Ort der Entführung, einem Schulfest in Wiesbaden, führt der Weg über Frankfurt, Berlin, Salzburg und Rosenheim zurück auf einen Campingplatz am See im Raum Wiesbaden.

Die ersten Blicke gehören jedoch dem Täter, der Marko heißt und mit zwei Plüschteddys auf das Schulfest kommt. Der fünfjährige Jannis geht einfach mit. Auch er wird später einen Abschnitt haben. Es bleibt ein Bild von beiden, von einer Überwachungskamera im Parkhaus gegenüber. "Flauschig" wirkt der Täter darauf, wie ein Teddy; "schlecht" sei das, sagt Landmann, weil er so unauffällig sei, dass man ihn sofort vergesse. Abgebrüht ist der Mann, der den unbedarften Marko ausnutzt, ihm ein Alibi verschafft und glaubt, die Polizisten austricksen zu können. An den vierzehn Abschnitte erkennt man seine Rolle im Plot.

Durch diese häufigen Blick- und Szenenwechsel könnte leicht der Eindruck aufkommen, der Roman sei gebaut wie ein Drehbuch, woraus dann immer geschlossen wird, das Erzählen sei "filmisch". Natürlich kann man an Episodenfilme denken, an einen Klassiker wie "Short Cuts" von Robert Altman, in dem die Wege der Akteure einander eher zufällig kreuzen. Aber Wagner verfährt anders. Das Verbrechen ist der Magnet, auf den sich alle anderen Elemente ausrichten wie Eisenspäne, die ja auch nicht alle in dieselbe Richtung weisen.

Bei Wagner schaut man vor allem in die Köpfe der Figuren, hört den Ermittlern zu, erlebt, wie sie Schlüsse ziehen und Spuren deuten. Und weil man als Leser mit ihnen teilt, was die Figuren nicht miteinander teilen, blickt man auch in die Abgründe einer Person, von Ben Neven, der bei der Suche nach dem Täter einer eigenen Obsession folgt. Sie macht ihn ungeeignet zum Helden und ist doch ein mächtiger Antrieb bei seiner Arbeit.

Neven ist eine komplizierte Figur, wie überhaupt in den fiktionalen Welten von Jan Costin Wagner Grautöne überwiegen, gut und böse nie sauber und ordentlich auftauchen wie in Aktenordnern. Auch Nevens Kollege Christian kämpft mit seinen Dämonen. Sie treten plötzlich in die Gegenwart, sie lassen ihn mit einer Anteilnahme eintauchen in den Fall, die nicht ungefährlich ist.

Diese Streuung der Perspektiven ist eine Stärke des Romans. So werden die verschiedenen Gemütslagen und Empfindungen sichtbar, auch die zentrifugalen Kräfte in der Familie des entführten Jungen, weil Schwester, Mutter und Vater jeweils so ganz anders reagieren auf den Schock. Und weil Wagner auch Musiker ist, hat er ein sicheres Gespür für den Rhythmus, in dem diese Abschnitte aufeinander folgen müssen, für das Timing und für die verschiedenen Tempi.

Seine Sprache besteht aus sehr klaren, einfachen, fast schmucklosen Sätzen. Er hält sich strikt an die Wahrnehmung der jeweiligen Person, schreibt ihr nichts zu, was über ihren Horizont ginge. Manchmal gehen diese Sätze wie von selbst über in kleine Alltagslyrik, wenn Christian in Salzburg aus dem Fenster der Polizei schaut: "Hinter dem Fenster ergießt sich wie auf einer Postkarte das Bergmassiv in die Silhouette der Stadt." Nur selten verrutschen sie zu hochgestochen klingenden Sentenzen, die eher nach auktorialer Einflüsterung klingen, als dass sie zur Gedankenwelt dessen gehörten, aus dessen Perspektive da erzählt wird.

Am präzisesten wird Wagners Prosa, wenn sie von den kleinen Absencen der Akteure im Alltag handelt, Momenten, in denen die Realität kurz verrutscht. Lauter Mikrowahrnehmungen, wie man sie kennt, wenn man zu lange auf einen Fleck schaut oder anderen zuhört, ohne zu verstehen, was sie sagen. "Die Worte verschwimmen wieder, dann verkleben sie, trocknen in Sekundenschnelle, sind hart und undurchdringlich wie Beton" - so ergeht es Ben Neven in der Talkshow, in die er eingeladen wurde und in der anlässlich der Entführung über Kindesmissbrauch geredet wird.

Auf diese Weise entsteht langsam ein dichtes erzählerisches Gewebe, ohne dass Wagner es dabei auf kunstvolle Verrätselungen anlegte. Allenfalls könnte man bemängeln, wie er den entscheidenden Durchbruch bei der Fahndung inszeniert hat. Da ist, mehr soll nicht verraten sein, ein bisschen mehr Zufall im Spiel, als man glauben mag. Kaum vorstellbar, dass ein Autor von Wagners Souveränität nicht eine elegantere Lösung hätte finden können. Aber das sind Kleinigkeiten. "Sommer bei Nacht" ist ein Roman, dessen Wirkung nicht zu Ende geht, wenn man das Buch schließt. Da schwelt einiges weiter.

PETER KÖRTE.

Jan Costin Wagner: "Sommer bei Nacht". Roman.

Galiani Berlin Verlag, Berlin 2020. 320 S., geb., 20,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr
Jan Costin Wagner ist zurück - endlich. Hochaktuell. Psychologisch. Beklemmend. 3sat Kulturzeit 20200214