'Annas Mutter Katariina verleugnet ihre Herkunft, weil Estinnen in Finnland als russische Huren gelten. Aus Angst, dass ihrer Tochter die gleiche Verachtung zuteilwird wie ihr, darf diese die Sprache nicht lernen und keinem sagen, woher die Mutter stammt. Während Anna, die Bulimikerin, um ihr Gewicht kämpft, erfährt der Hörer die Hintergründe der Familiengeschichte.
In brillanter Sprache und mit genauer Kenntnis der historischen Hintergründe beweist Sofi Oksanen erneut, warum ihre Romane weltweit gefeiert werden.
In brillanter Sprache und mit genauer Kenntnis der historischen Hintergründe beweist Sofi Oksanen erneut, warum ihre Romane weltweit gefeiert werden.
Annas Mutter Katariina verleugnet ihre Herkunft, weil Estinnen in Finnland als russische Huren gelten. Aus Angst, dass ihrer Tochter die gleiche Verachtung zuteilwird wie ihr, darf diese die Sprache nicht lernen und keinem sagen, woher die Mutter stammt. Anna erkrankt aufgrund der tragischen Familienverhältnisse an Bulimie, Katariina lässt die Familiengeschichte in voller Wucht Revue passieren.
Neben den historischen Hintergründen offenbart Oksanen, dass politische Systeme Menschen kaputtmachen können. Mutter und Tochter Thalbach sind optimal für die Umsetzung des Hörbuchs, weil jede auf ihre Art mit ihren unverkennbaren Stimmen den Charakter der Protagonistinnen sichtbar macht. Anna gibt die Verzweiflung und Aussichtslosigkeit der Tochter mit ihrer jugendlichen, rastlosen, trotzigen, atemlosen Stimme gekonnt wieder. Die Monotonie, mit der sie von Zeit zu Zeit erzählt, ist wohltuend. Katharina Thalbach hingegen spricht nachdenklich und betont langsam. Mal listig, mal melodisch entfaltet sich ihre literarisch-raue Stimme und lässt dabei den Hörer in die Welt der Katariina eintauchen.
© BÜCHERmagazin, Tina Muffert (tm)
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Gemeinheit!, ruft Frauke Meyer-Gosau nach 400 Seiten geduldiger Lektüre des im Original 2003 erschienenen Romans der finnischen Erfolgsautorin Sofi Oksanen. Da lässt sich die Rezensentin ein auf einen Ritt durch die finnisch-estnischen Beziehungen anhand einer mehrere Generationen umfassenden Familiengeschichte, erträgt die ausgiebige Darstellung der Bulimie-Erkrankung der Heldin, und dann? Am Ende muss sie erkennen, dass die Autorin nur eins im Sinn hat, nämlich die Erklärung der Erkrankung mit der länderübergreifenden Familiengeschichte. Für ein so dickes Buch und eine so begabte Autorin ist das ein bisschen dünn, schimpft Meyer-Gosau, zumal Oksanen sich nicht mal die Mühe macht, die Zusammenhänge näher zu erläutern.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Prägnant wie sinnlich-eindringlich erzählt. [...] Lebendig, einprägsamer, härter (in Teilen auch komischer) ist von der Entrechtung des Einzelnen lange nicht erzählt worden.« Süddeutsche Zeitung 20121127