Rüdiger Stolzenburg, kurz vor seinem 60. Geburtstag und geschieden, ist Dozent für Kulturwissenschaften. Seit 15 Jahren sitzt er auf einer halben Stelle und hat die Hoffnung, jemals aufzusteigen, längst aufgegeben. Für sein Forschungsthema, den im barocken Wien lebenden Schauspieler, Librettisten und Kartografen Friedrich Wilhelm Weiskern, interessiert sich niemand, vor allem kein Verlag. Und auch finanziell steht es nicht zum Besten. Als eines Tages eine saftige Steuernachzahlung ins Haus flattert und sich das neue Material aus Weiskerns Nachlass als Fälschung erweist, gerät sein Leben komplett aus den Fugen.Lesung mit Götz Schubert1 mp3-CD Laufzeit 406 min
'Seismographisch exakt zeichnet der Roman auf, wie eine Person im Kleinen agiert, die von außen wie festgefroren wirkt.' FAZ
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Rezensentin Judith von Sternburg würdigt Christoph Heins "zutiefst pessimistischen" Roman "Weiskerns Nachlass" als den wohl "deutlichsten" der Saison. Die Geschichte um den Leipziger Dozenten für Kulturwissenschaften Rüdiger Stolzenberg, einen typischen Vertreter des "geisteswissenschaftlichen Prekariats", hat für sie zwar wenig Neuigkeitswert, dennoch hat sich die Rezensentin bestens unterhalten gefühlt. Keine Geheimnisse, dafür umso mehr Klischees, vielleicht auch Wahrheiten, hat sie hier entdeckt: verbittert und illusionslos sinniert Heins 59jähriger Held über seine verpasste Verbeamtung, dämliche, verwöhnte Studenten, die mehr Geld haben als er selbst, die routinierte "Fleischbeschau" der Erstsemester und seine Geliebten. Einziger Lichtblick zwischen dem "normalen" Uni-Alltag und dem Ärger mit Finanzbeamten, unsympathischen Verwandten und einer gewalttätigen Mädchengang ist für Heins "Jedermann" seine Begeisterung für den vergessenen Barockautor Friedrich Wilhelm Weiskern. Dass diese Leidenschaft sich nicht ein bisschen auf den Leser überträgt, findet die Kritikerin zwar bedauerlich, dem Zynismus dieser "lapidaren" Erzählung dann aber doch sehr angemessen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Und so ist Christoph Heins Roman um einen gebeutelten und sehr nachvollziehbaren Helden ein kleines Kunstwerk geworden, mit einer graziösen und gleichzeitig realistischen Prosa und einem genauen Blick für die Anliegen der Gegenwart.«








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