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In seinen neuen Geschichten zeigt sich Peter Stamm wieder als Meister im Erzählen unerwarteter Wendepunkte, des flüchtigen Glücks, mit dem man nicht mehr gerechnet hat.
Bruno arbeitet seit dreißig Jahren als Portier in einem Hotel. Er war beim Arzt, ein schlimmes Ergebnis könnte ihn erwarten. Noch weiß er nichts endgültiges, es ist seine letzte Nacht vor dem Resultat. Für einen Moment ist er glücklich.
Es sind diese Momente, in denen sich etwas verändert im Leben, in denen etwas geschieht, man merkt es kaum. Momente, die der Zeit enthoben scheinen. Eine neue Welt tut sich auf, man
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Produktbeschreibung
In seinen neuen Geschichten zeigt sich Peter Stamm wieder als Meister im Erzählen unerwarteter Wendepunkte, des flüchtigen Glücks, mit dem man nicht mehr gerechnet hat.

Bruno arbeitet seit dreißig Jahren als Portier in einem Hotel. Er war beim Arzt, ein schlimmes Ergebnis könnte ihn erwarten. Noch weiß er nichts endgültiges, es ist seine letzte Nacht vor dem Resultat. Für einen Moment ist er glücklich.

Es sind diese Momente, in denen sich etwas verändert im Leben, in denen etwas geschieht, man merkt es kaum. Momente, die der Zeit enthoben scheinen. Eine neue Welt tut sich auf, man erkennt die Sackgasse, in die man vor langer Zeit geraten ist. Und plötzlich herrscht ein anderes Licht.

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Autorenporträt
Peter Stamm, geboren 1963, arbeitet seit 1990 als freier Autor. Er schrieb mehr als ein Dutzend Hörspiele. Seit seinem Romandebüt Agnes 1998 erschienen sechs weitere Romane, fünf Erzählungssammlungen und ein Band mit Theaterstücken, zuletzt der Roman Das Archiv der Gefühle sowie die Erzählung Marcia aus Vermont. Sein Roman Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt wurde mit dem Schweizer Buchpreis 2018 ausgezeichnet.

Christian Brückner, geboren 1943 in Schlesien, wuchs in Köln auf. Engagements am Theater, kontinuierliche Arbeit für Funk und Fernsehen. 1990 erhielt er den Grimme-Preis Spezial in Gold. Schwerpunkt seiner Arbeit heute: öffentliche Literaturlesungen, oft eingebunden in einen musikalischen Zusammenhang. 2000 Gründung des Hörbuchverlags parlando mit seiner Frau Waltraut. 2005 Auszeichnung des gesamten Programms mit dem Deutschen Hörbuchpreis. 2012 wurde Christian Brückner der Sonderpreis für sein Lebenswerk verliehen, 2017 erhielt er den Ehrenpreis der Deutschen Schallplattenkritik und 2018 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.
Rezensionen
Anders als die anderen

Frau liebt Frau - wo ist das Problem? Der Schweizer Peter Stamm geht dieser Frage in seinem neuen Erzählungsband auf kunstvoll wortkarge Weise nach. Motto: Der Leser muss nicht alles wissen.

Von Pia Reinacher

Das Spiel mit der Möglichkeitsform reizte den Schweizer Peter Stamm schon immer. Am radikalsten inszenierte er die Überlagerung von Realität und Fiktion in seinem Erstling "Agnes" (1998). Das irrlichternde Drama einer misslungenen Liebe verhalf ihm auf Anhieb zum Durchbruch. In seinen späteren Romanen, Erzählungen und Theaterstücken zielte er immer wieder auf den irisierenden Effekt übereinandergelagerter Wirklichkeiten. Die Technik des simulierten Lebens schien geradezu prädestiniert, um der Fun-Generation literarisch habhaft zu werden und ihr zwischen Orientierungslosigkeit, Reizüberflutung und totaler Freiheit flottierendes Selbstgefühl abzubilden.

Dieses Konstruktionsprinzip bestimmt auch den Grundriss der meisten der zwölf neuen Erzählungen in "Wir fliegen", wenn auch mit unterschiedlichem Erfolg. Am exzessivsten betreibt Stamm die Überblendung der trostlosen Realität mit wilden Imaginationen in der Eingangserzählung "Die Erwartung". Hier schlägt er aus dem Generalkonflikt, der sich aus dem ereignislosen Leben einer alleinstehenden Frau und ihren Lust- und Ausbruchsphantasien ergibt, denen sie kompensatorisch nachzuhängen pflegt, tatsächlich literarische Funken. Mit sparsamen Beschreibungen, die mehr verschweigen als verbalisieren, entsteht vor den Augen des Lesers das Porträt einer einsamen Frau, die sich aus Geräuschen, Beobachtungen und Phantasien ein Leben zusammenklebt: halb wahr, halb erfunden. Durch Zufall kommt sie einem viel jüngeren Nachbarn näher, den sie anfangs für einen Einbrecher hält. Eine seltsame erotische Beziehung entspinnt sich, die allerdings durchsetzt ist von rigorosen Distanzierungsritualen. Die Frau liebt ihren Verführer auf verschrobene Weise und ohne je zu erfahren, wer er ist und was er sucht. Der geheimnisvolle Mann unternimmt nicht den geringsten Versuch von Selbsterklärung. Ein beklemmendes Spiel, bei dem getäuschte Hoffnung und hochfliegende Erwartungen regungslos wie Nebelfetzen in der Luft hängen bleiben. Gegenstück dazu ist die vielleicht auf blasphemische Provokation zielende, tatsächlich aber harmlose Geschichte "Kinder Gottes". Eine junge Frau wird schwanger und behauptet bei der Heiligen Muttergottes, niemals mit einem Mann zusammengewesen zu sein. Der Vater schlägt sie grün und blau und schickt sie aus dem Haus. Dorfpfarrer Michael erbarmt sich des Mädchens, nimmt es auf, erliegt der Versuchung und macht es zu seiner Frau. Gewiss, ein ungewöhnlicher Einfall und ein unter religiöser Optik verbotener Fall, der aber keinerlei Strahlkraft entwickelt. Vielmehr demonstriert er exemplarisch die Gefahren dieser Strategie: Wie leicht kippt Verrätselung in Geheimnistuerei! Stamm gerät die schillernde Illusionsmalerei zum flachen Abziehbild.

Neben ein paar missratenen oder allzu schlichten Erzählungen bleiben allerdings immer noch genügend überzeugende Texte. Sie verwickeln den Leser in fremde Lebensläufe, führen ihn im Zickzackkurs durch die Abenteuer seiner Helden und konfrontieren ihn mit den potentiellen Veränderungen, die jederzeit sintflutartig ins ruhige Leben einbrechen und alles mit sich reißen könnten. Erstaunliche Sogwirkung entwickeln "Drei Schwestern". Heidi, die Frau im Mittelpunkt, entdeckt auf Umwegen ihre eigentliche sexuelle Orientierung. Bis dahin durchläuft sie allerdings einen verzwickten Parcours von fatalen Irrtümern. Sie will Malerin werden und lässt sich von einer älteren Künstlerin unterrichten. Bereits in dieser Phase wird sie aber durch undurchsichtige Vorkommnisse irritiert, die sie sich nicht erklären kann und auf der Stelle verleugnet. Einmal zieht Renate die Schülerin nach dem Unterricht ins Wohnzimmer. Beide sind barfuß, Heidi riecht den angenehmen Körpergeruch der Lehrerin und bemerkt überrascht, wie die Frau sie leichthin umarmt. Renate zieht unter einem Stapel von Zeichnungen der Schülerin ein Bild hervor, das anders ist als die anderen: Das sei eine Vulva. Auf der Reise nach Wien, wo sich Heidi für die Akademie der Künste bewerben will, wiederholt sich der Vorgang. Die deutsche Kollegin, die sie zufällig kennenlernt, will auf ihren Bildern lauter Muschis entdeckt haben - eine Beobachtung, die Heidi in den Wind schlägt. Schließlich begegnet die Frau Rainer, wird schwanger, bringt den Mann als willkommenen Schwiegersohn nach Hause, heiratet - und entfremdet sich ihm bald auf unbegreifliche Art. Stamm lässt uns bis zuletzt im Ungewissen. Mit gezielten Suggestionen und zeichenhaften Anspielungen öffnet er Assoziationsräume, stimuliert die Einbildungskraft und hebt versunkene Bilder ins Bewusstsein. Erwartungen laufen ins Leere. Man erfährt nur, dass Heidi Carmen trifft, die sich nicht für Jungs interessiert. Gemeinsam kaufen sie Unterwäsche, lassen sich schminken und frisieren. Die Freundinnen halten all dies mit der Videokamera fest - ein raffinierter Schachzug: Die Wahrheit der sexuellen Identität zischt gewissermaßen immer wieder auf und verglüht; sie lässt sich nur in den gespiegelten Bildern ablesen.

In solchen Texten zeigt sich Peter Stamm auf der Höhe seiner Kunst. Sein Spiel mit Leerstellen und virtuellen Wirklichkeiten übersetzt sich in eine schnörkellose Sprache. Wortkarg und beiläufig bildet er die vielschichtige Wirklichkeit ab und erzeugt eine elektrisierende Atmosphäre. Das ist als literarische Versuchsanlage nicht wenig.

- Peter Stamm: "Wir fliegen". Erzählungen. S. Fischer Verlag, Frankfurt 2008. 175 S., geb., 17,90 [Euro].

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