A Tribute To Miles Davis - Herbie Hancock
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Autorenporträt
Für Herbie Hancock ist kein Bereich der Musik fremd. Schon als 12- jähriger spielte er Mozart-Konzerte mit dem Chicago Symphony Orchestra, in der Band der Boogaloo-Legende Mongo Santamaria stürmte er mit 'Watermelon Man' die Dancefloors und Hitparaden und im Miles Davis Quintet begann seine Karriere mit 'Seven Steps To Heaven'.

Herbie Hancock ist auch kein Fremder in den Hitparaden. Mit seinen 'Headhunters' funkte er sich 1974 an die Spitze der Black Music Charts und schenkte MTV 1983 gleich zu Beginn eins der Aufsehen erregendsten Videos: 'Rockit'. Mitte der 90er Jahre lieferte er mit 'Dis Is Da Drum' seinen Beitrag zum HipHop-Boom und knüpfte 2001 mit 'Future2Future' an die Erfolge der 'Headhunters' an. Das Herz des Pianisten Hancock schlägt für den Funk; wohlverstanden als genre-übergreifendes rhythmisches Prinzip, das ebenso die Basis für den Jazz wie für überhaupt jede ernst zu nehmende Musik stellt. Und so demonstriert Herbie Hancock mit seinem neuen Album die 'Possibilities', die sich eröffnen, wenn man nur mit offenem Ohr Gleichgesinnte sucht.

Die Anfangs-Idee zu 'Possibilities' war die Frage "Was wäre, wenn..?" Wenn er sich eine kurze Liste schriebe von KünstlerInnen, die er bewundert, auf den Bühnen dieser Welt schon einmal traf - aber nie die Zeit zum gemeinsamen Spiel gefunden hatte - oder auf die er schlicht neugierig war und die er ergebnisoffen ins studio einlüde? Hancock hatte kein überanstrengtes Konzept im Sinn, keinen Terminplan und keine fertige Tracklist - nur Lust darauf, Kollegen und Kolleginnen zu finden, die wie er selbst, gerne einmal einen Schritt abseits der ausgetretenen Pfade und ihrer festgelegten Rolle gehen; im Vertrauen auf die gemeinsamen Kreativität. Die Antwort auf Hancocks Frage liegt jetzt vor ("Da geht einiges!" würde der Hamburger sagen): zehn Duette, deren Gästeliste sich wie ein 'Who is Who' des Pop/Rock liest. Von Christina Aguilera bis Annie Lennox, Carlos Santana bis Sting reichen die 'Possibilities'. Herbie Hancock ist ja auch nicht irgendein Pianist. Schon der Opener 'Stitched Up' - ein funky Alternative/Shuffle mit dem Singer/Songwriter John Mayer, der den Grammy 2004 für das Lied des Jahres gewann und 2005 mit John Scofield die 'Music of Ray Charles' einspielte - eröffnet die Möglichkeiten: Herbie Hancock bleibt hier der Meister des groovenden E-Pianos, mit eingestreuten Licks eines New Orleans-Flügels, der Dr. John als hüftsteifen weißen Mann links liegen ließe.

Nur zu gerne wäre man auch als Beobachter mit im Studio gewesen, als der legendäre Jazzpianist die brandheiße R&B-Diva Christina Aguilera zum gemeinsamen jammen einlud. Das Ergebnis - der 'Temptations'-Hit 'A Song For You' ist ein vibrierendes Dokument eines einzigartigen Treffens. Es dürfte eine Frage von Stunden sein, bis MTV eine Video-Auskopplung einfordert!

Auch Annie Lennox´ Version von Laura Coles 'Hush, Hush, Hush' läßt unmittelbar vergessen, dass der Song 1997 nur die B-Seite eines #1- Hits in den USA war. Doch es ergeben sich auch andere 'Possibilities': für Paul Simon und seine Ballade 'I Do It For Your Love' legt Hancock ein knisterndes Kaminfeuer-Piano auf, Sting und seine 'Sister Moon' streifen mit einem urbanen Groove durch die Nacht. Die blutjunge Britin Joss Stone und der nur wenig ältere Gitarrist Jonny Lang treten dem Vorurteil vom Balladen-Album entgegen. Lang gibt auf 'When Love Comes To Town' seinem Vorbild B.B. King (der den Song von Komponist Bono/U2 erst richtig bekannt machte) schon mal einen Ausblick auf die neue Generation, die Soul-Röhre Stone übertrifft nicht nur Herbie Hancocks Erwartungen.

Dass Herbie Hancock mit seinen Gästen die 'Possibilities' ohne strenge Vorgaben ausgelotet haben, zahlt sich auch aus, wenn weniger bekannte (und um so faszinierendere) Stimmen wie der irische Barde Damien Rice und seine Partnerin (und Bassistin) Lisa Hannigan den Billie Holiday- Standard 'Don´t Explain' ins 21. Jahrhundert übertragen. Oder wenn Hancock mit Independent-Gitarrist Trey Anastasio (Phish) das Instrumental 'Gelo No Montana' improvisiert.

'Possibilities' ist auch ein Angebot an den Zuhörer - 'Erlebe die Möglichkeiten'
Trackliste
CD
1So What (Live)00:10:20
2Rj00:04:06
3Little One00:07:20
4Pinocchio00:05:44
5Elegy00:08:42
6Eighty One00:07:31
7All Blues (Live)00:15:16