Produktdetails
- Anzahl: 2 Audio CDs
- Erscheinungstermin: 14. März 2005
- Hersteller: EMI Music Germany GmbH & Co KG / MUTE,
- EAN: 0724387348028
- Artikelnr.: 20067541
- Herstellerkennzeichnung Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
CD 1 | |||
1 | Hotel Intro | 00:01:55 | |
2 | Raining Again | 00:03:46 | |
3 | Beautiful | 00:03:11 | |
4 | Lift Me Up | 00:03:19 | |
5 | Where You End | 00:03:22 | |
6 | Temptation | 00:04:55 | |
7 | Spiders | 00:03:45 | |
8 | Dream About Me | 00:03:21 | |
9 | Very | 00:03:42 | |
10 | I Like It | 00:03:46 | |
11 | Love Should | 00:03:51 | |
12 | Slipping Away | 00:03:39 | |
13 | Forever | 00:03:39 | |
14 | Homeward Angel | 00:05:50 | |
15 | Keine Titelinformation | 00:05:22 | |
16 | Keine Titelinformation (Data Track) | ||
CD 2 | |||
1 | Swear | 00:06:41 | |
2 | Snowball | 00:04:25 | |
3 | Blue Paper | 00:06:07 | |
4 | Homeward Angel (Long) | 00:10:57 | |
5 | Chord Sounds | 00:07:25 | |
6 | Not Sensitive | 00:03:10 | |
7 | Lilly | 00:03:53 | |
8 | The Come Down | 00:05:18 | |
9 | Overland | 00:06:49 | |
10 | Live Forever | 00:07:15 | |
11 | Aerial | 00:05:51 | |
12 | Keine Titelinformation (Data Track) |
Gefühlsecht: Moby gibt sich inzwischen elektronisch entschlackt
Der amerikanische Querkopf Moby ist ein hoffnungsloser Fall. Denn gegen alle Kritikerhiebe, die er zuletzt für seine elektronisch bis an die Grenze des Genießbaren reichenden Produktionen einstecken mußte, zieht er auch auf seinem jüngsten Album "Hotel" ungerührt die Elektro-Strippen. Der Kredit, den sich der umtriebige Nachfahre Herman Melvilles 1999 mit dem Millionenseller "Play" verschafft hatte, war in Kürze aufgebraucht. Und so winkten zahllose Kritiker denn auch bereits nach dem ersten flüchtigen Durchhören seiner vierzehn neuen Songs, von denen in letzter Zeit viele noch als Singles erschienen, neuerlich ab.
Reduziert man das neue Moby-Album vorschnell auf Stücke wie das in der Tat dürftige "Very" oder das ebenso einfallslos die stupide Disko-Arithmetik der achtziger Jahre à la Donna Summer adaptierende "Lift Me Up", dessen Refrain "Lift me up, lift me up, o la, la la, la" Moby in penetrantem Stakkato repetiert, so ist es leicht, den versponnenen Glatzkopf dafür zum Teufel zu wünschen. Doch bei all den Vorwürfen, die man dem fünften Moby-Album machen kann, besitzt dessen neue klangliche Bescheidenheit doch durchaus so manch bislang unerwähnt gebliebenen Reiz. Denn gefiel sich der Multi-Instrumentalist allzu lange in der Pose des selbstverliebten Allesverwerters, der ungerührt Versatzstücke aus Techno, House und Punk zu bisweilen abenteuerlichen Klangmonstren vernetzte, so wirken Stücke wie das minimalistische, sich in ätherischen Klangschleifen ergehende "Homeward Angel" geradezu animierend weltfern.
Denn Richard Melville Hall kann offenbar auch anders. Das jedenfalls demonstrieren wohltuend entschlackte Nummern wie der tanzbare, in der Schwebe gehaltene "Depeche Mode"-Nachfahre "Where You End". Oder das "New Order"-Stück "Temptation", das Laura Dawns verführerisch gehauchte Vokalisen in eine dunkle Ballade transformieren. So gibt sich der Amerikaner, der auf "Hotel" Ahnen wie David Bowie, "Joy Division" oder in einem Stück wie "Spiders" der leicht ranzigen Melodieseligkeit eines Bryan Ferry huldigt, neuerdings vielseitig und rückwärtsgewandt wie lange nicht mehr.
Die Zeit des Protzens scheint fürs erste vorbei. Vielmehr steht das neue Album für Mobys Wandlung vom scheinbar seelenlosen, ins Übergroße Vernarrten zum ernsthaften Songwriter. Und so sinniert er nun denn auch erfrischend ebenerdig über Liebe, Sex, das Alleinsein und den New Yorker Regen: mal retroselig wie in dem ergreifenden "Slipping Away", mal flehentlich wie im elegischen "Forever", in dessen Verlauf Mobys näselnder Sprechgesang sich urplötzlich als geradezu fragil offenbart. So erweist sich das Album als das persönlichste und intimste. Daß es ungeachtet dessen auf Durchhörbarkeit setzt, wird, kommerziell gesehen, sicher nicht von Nachteil sein - keine schlechte Ausgangslage für einen schwer Gescholtenen, der mit klanglicher Nostalgie im Gepäck zurück in die Zukunft reist.
PETER HENNING
Moby, Hotel. Mute 86061027 (EMI)
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