Die Pioniere des "New Acoustic Movement" melden sich zurück. Ruhige Gitarren, reduzierte Popsongs, sentimentale Hobo-Lyrik und eine einzigartige Stimme: Das sind Hobotalk. Das Quartett aus dem schottischen Dunbar veröffentlichte 2000 sein Debütalbum bei Virgin. Der poppige Neo-Folk auf "Beauty In Madness" löste auf der Insel sofort einen Hype aus, der nicht wenig zum Entstehen des "New Acoustic Movement" beitrug. Doch 2002 wurde der Vertrag mit Virgin gelöst, und der "Quiet is the new loud"-Zug, dessen Lokführer Hobotalk hätten werden können, sauste an ihnen vorbei. Jetzt 2005 melden sich Hobotalk zurück. Ein umjubelter Auftritt auf der SXSW und die prompte Einladung zur Popkomm zeigen das zeitlose Potential der Band: Folkige Pickings, ein leichtes Anlehnen an Americana, reduzierte Popsongs und Marc Pilleys an Tim Hardin und David Crosby erinnernde Stimme tragen das Zweitwerk "Notes On Sunset". Die Turin Brakes bewegen sich auf ähnlichem Terrain, und auch Aimee Mann ist nicht allzu weit entfernt. Pilleys Songs handeln von Verlust, Schmerz und Hoffnung. Das Ergebnis: ein beinahe romantisches Album von natürlicher, warmer, leicht melancholischer Schönheit.
| CD | |||
| 1 | Little Light | 00:04:01 | |
| 2 | Half Your Life Away | 00:03:26 | |
| 3 | Letter From A Friend | 00:04:00 | |
| 4 | In The Arms Of Love | 00:03:15 | |
| 5 | Book Of Life | 00:03:40 | |
| 6 | Give Your Heart | 00:02:34 | |
| 7 | Headstones | 00:02:29 | |
| 8 | Me & My Mountain | 00:04:45 | |
| 9 | Life Amongst These Graves | 00:03:44 | |
| 10 | Who Are You Now | 00:03:28 | |
| 11 | On The Edge Of Nowhere | 00:04:44 | |
Die schottische Band Hobotalk sonnt sich und umarmt die Welt
Hobotalk, das ist ein Gespräch unter Landstreichern. Nichts Großartiges, kein weittragender Diskurs. Worum es da wohl gehen mag? Vielleicht darum, wo man am bequemsten die Nacht verbringen kann - oder wo es lohnen könnte, länger zu bleiben. "Hobotalk", so heißt eine Band aus dem ostschottischen Dunbar, die - wie so viele andere immer und immer wieder - den tiefen Fußstapfen folgt, welche die amerikanische Folkmusik vor Dekaden schon in die Erde gedrückt hat.
Ihr Debüt "Beauty In Madness" war ein himmlisches Stück Musik, das nur alle paar Jahre auf die Erde fällt. "Notes On Sunset", das jetzt erschienene zweite Album von "Hobotalk", ist kaum weniger gelungen. Vor allem die Stimme des Gitarristen und Songwriters Marc Pilley läßt das Kleine und Unbedeutende groß klingen. Über leichtfüßigen Folkpickings, über getragenen, dann wieder jazzig pointierten Pianophrasen erhebt sich ein weltumarmendes, souliges Timbre, das die Schönheit stets im Nebensächlichen findet. Wie verschwendete Sommertage klingen "Hobotalk", wie Zeitlupenaufnahmen des schönen Lebens. In diesem Rhythmus soll die Welt sich drehen.
Seelenverwandte solcher honiggoldenen Sonnenmusik gibt es viele. Die melancholischen Westcoast-Bands der siebziger Jahre gehören dazu, die "Kings Of Convenience", Joni Mitchell, Tim Hardin, Ron Sexsmith, Donovan oder Tim Buckley. In einer alten Strandhütte und Abrißhäusern wuchs die Musik von "Hobotalk", sie wurde dann in den U-Bahnhöfen erwachsen, wo Pilley als Straßenmusiker spielte. Musik war für diesen Mann schon immer mehr als für die meisten Musiker - sie ist ihm über die Jahre zum Rettungsanker im Alltag geworden: "Liebe und Musik waren immer das, wonach ich in meinem Leben gesucht habe", sagt Pilley. "Ich kann mich nicht erinnern, wann ich meinen ersten Song geschrieben habe, aber seither ist kaum ein Tag vergangen, an dem ich nicht Musik gemacht habe."
MARC PESCHKE
Hobotalk, Notes On Sunset. Glitterhouse/Indigo GRCD 636
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