Produktdetails
- Anzahl: 1 Audio CD
- Erscheinungstermin: 24. August 2001
- Hersteller: EMI Music Germany GmbH & Co KG / EMI CLASSI,
- EAN: 0724357468725
- Artikelnr.: 20063051
- Herstellerkennzeichnung Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
| CD | |||
| 1 | Sinfonie Nr. 3 c-moll op. 78 'Orgel' | ||
| 2 | Karneval der Tiere - Zoologische Fantasie | ||
| 3 | Les Animaux modèles - Suite für Orchester | ||
Norbert Blüm als Märchenerzähler auf Tournee
Manch einer erinnert sich vielleicht noch an ihn: Von 1982 bis 1998 war der CDU-Politiker Norbert Blüm Bundesarbeitsminister. Aus seinem Mund stammte das als Wahlkampfslogan gebrauchte Märchen von der sicheren Rente. Doch auch heute ist es nicht völlig still um ihn geworden: Vielleicht zwecks Aufbesserung der eigenen Altersbezüge ist Blüm derzeit als Märchenerzähler auf Tournee. Bei einer Abonnementveranstaltung der Konzertdirektion Wolfgang im Kurhaus Wiesbaden präsentierte er eine eigene Textfassung für eine Aufführung des "Carneval des animaux" von Camille Saint-Saëns.
Für seine Kommentare zu dieser "Grande fantaisie zoologique" lehnte Blüm sich immer wieder auch an Loriots Textfassung an, bezog sich dabei jedoch auf die deutsche Politszene mit zuweilen tagesaktuellen Bezügen. Im Hinblick auf den Aufführungsort war da die Rede von "Kulturträgern, die Bocksprünge machen". Überhaupt wurde das Ganze als Spektakel von immenser "ökonomischer, ökologischer und ökumenischer Bedeutung" angekündigt. Blüm hielt sich jedenfalls mit mehr oder weniger parteiübergreifenden Anspielungen nicht zurück. Seine Ausführungen wirkten manchmal witzig, oft aber nur bemüht. Den speziellen Charme der Loriot-Fassung suchte man vergeblich. Das Wiesbadener Publikum amüsierte sich dennoch artig.
"Le carneval des animaux" ist eigentlich ein Stück, das für sich spricht. Zumindest sollte die Musik dabei die Hauptrolle spielen. Ohne Blüms permanente Wortbeiträge hätte sie es sicher auch getan, denn die famosen, unter Helmut Brannys Leitung musizierenden Dresdner Kapellsolisten (aus Mitgliedern der der Sächsischen Staatskapelle) überzeugten durch Frische, Transparenz und delikate Soli etwa des Cellos (Schwan), des Kontrabasses (Elefant) und der Flöte (Vogelhaus). Gebührenden Anteil am Gelingen hatten außerdem die Pianisten Ulrich Meining und Damian Zydek, die ihren oft sehr virtuosen Part perfekt zur Geltung brachten. Schade nur, daß das Publikum um den humoristischen Satz "Pianisten" komplett betrogen wurde. Ob Norbert Blüm zu dieser Musik nichts eingefallen ist? Das ausgelassene Stück wurde auch als Zugabe nicht nachgeliefert, stattdessen erklang das Finale aus Haydns Sinfonia fis-Moll Hob. I:45.
Damit schloss sich allerdings der Kreis, denn Haydn ist im Konzertalltag weit mehr eine Domäne der Dresdner Kapellsolisten. Mit einer präzise straffen, gleichwohl klangvollen Interpretation der Sinfonia g-Moll Hob. I:83 von Haydn hatte der Abend schon vielversprechend begonnen. Als Pendant dazu und entgegen der Vorankündigung einer Filmmusik von Hanns Eisler hatte Branny für diesen Abend auch die Sturm-und-Drang-Sinfonie op. 6 Nr. 6 von Johann Christian Bach gewählt, die ebenfalls in g-Moll steht. Das Klavierduo Meining/Zydek, das nach der Pause in Saint-Saëns' königlichem Marsch der Löwen - Blüm würde sagen: der Löwin - brillierte, spielte vor der Pause Johann Sebastian Bachs Konzert für zwei Klaviere, Streicher und Basso Continuo c-Moll BWV 1060 relativ verhalten, eher in den Gesamtklang integriert als solistisch hervorstechend, doch angenehm präzise und ausgewogen nuanciert im Anschlag.
HARALD BUDWEG
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