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Trackliste
CD
1Excursion Through Summerheat00:04:04
2Station00:04:19
3Homesick00:02:56
4Night-Stop00:02:55
5Eve On The Island00:03:34
6Matches00:04:06
7Shells00:03:41
8Superman00:04:34
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.02.2006

Isch singe englisch
Paris, Hannover: Geka sucht Gainsbourg und findet Cohen

Mit der "Le Pop"-Bewegung um Mathieu Boogaerts und Françoiz Breut, die seit einigen Jahren durch zahlreiche Live-Konzerte und mittlerweile drei Sammelalben die neue französische Chanson-Szene in Deutschland bekannt gemacht haben, verhält es sich wie mit vielen Retro-Moden: Was wirklich neu daran ist, erschließt sich oft erst im nachhinein. Schon Serge Gainsbourg, auf den sich Boogaerts nicht nur musikalisch bezieht, sondern dessen Attitüde er auch imitiert, war kein konventioneller Chansonnier. Von Brassens und Aznavour unterschied er sich durch seine Liebe zum Reggae, seine Faszination für afrikanische Folklore, seine Arbeit für die Werbung und seine offensiven Obszönitäten. Seine Söhne werden ihn in dieser Hinsicht kaum übertreffen können.

Hört man das Debütalbum der in Hannover aufgewachsenen Sängerin Geka, der ersten Deutschen im Umfeld von "Le Pop", stellt sich zunächst der Eindruck ein, neben die Gainsbourg-Adepten sei nun auch noch eine Jane-Birkin-Imitatorin getreten - die gleiche mäuschenhaft hauchende Stimme, der gleiche Low-Fi-Dilettantismus, die gleiche Mischung aus Boheme- und Femme-fragile-Image. Nicht zuletzt singt Geka wie Birkin in einem Englisch, dem man anhört, daß es sich nicht um ihre Muttersprache handelt. Entsprechendes konnte man im vergangenen Sommer auch bei der Schauspielerin Julie Delpy hören, die eine Tournee durch Deutschland machte (F.A.Z. vom 1. August 2005).

Die Unterschiede zwischen Geka und der übrigen Szene könnten dennoch kaum größer sein, und es sind wohl zugleich grundlegende Unterschiede der deutschen und französischen Liedkultur. Während Birkin dank Gainsbourg Texte intonieren durfte, deren Mischung aus Anzüglichkeit und Gemeinheit so gar nicht zu der begleitenden Zuckerguß-Musik passen wollte, besteht bei Geka keine Spannung zwischen Musik und Text. Ihre Songs sind melancholische Momentaufnahmen wie "Station" oder "Night-Stop", nachdenkliche Balladen wie "Eve on the Island", aber der Sinn für Sprachspiele, Dissonanzen und Selbstironie geht ihr ab.

Auch die grellen musikalischen Farben und die Yé-yé-Hysterie, die in den sechziger Jahren vom französischen GirlPop kultiviert wurden, sucht man bei Geka vergeblich. Statt dessen zeichnen sich ihre Lieder durch eine manchmal ins Esoterische driftende, kontemplative Haltung aus, die eher an den frühen Leonard Cohen denken läßt. Durch die fast ausschließliche Verwendung der Gitarre und die geradezu literarisch ausgearbeiteten Texte wird diese Assoziation noch verstärkt.

Daß Geka mit ihrer ersten Talentprobe schon einen eigenen Ton gefunden hat, läßt sich wohl kaum behaupten. Sicher indes ist, daß sie im Milieu von "Le Pop" eher deplaziert wirkt. Womöglich ist Dirk von Lowtzow von "Tocotronic", der die Sängerin bereits in hohen Tönen gelobt hat, der bessere Ansprechpartner. Es ist eben wie mit dem Café au lait: Nicht alles, was französisch klingt, schmeckt wirklich nach Paris.

MAGNUS KLAUE

Geka, Station. Le Pop Musik LPM 08-2 (/ Groove Attack)

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