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Trackliste
CD
1The Ghost Who Walks00:03:02
2The Truth Is In The Dirt00:03:57
3Pretty Babies00:03:25
4Lunasa00:03:55
5100 Years From Now00:03:11
6Stolen Roses00:03:07
7Cruel Summer00:03:30
8Garden00:04:20
9The Birds They Circle00:03:12
10A Thief At My Door00:03:44
11The Last Laugh00:03:08
12Mouths To Feed00:03:47
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.05.2010

Orgel riecht nach Schwarte
Karen Elson spielt im Geiste und Sinne Jack Whites

Wenn man Jack White, dem Strippenzieher hinter so konservativen Wucht-Bands wie den White Stripes oder Dead Weather, so richtig die Laune verderben will, muss man mit ihm über illegale Downloads sprechen: Das bringt sowohl den Musiker als auch den Label-Macher auf die Palme. Labels seien bald unfähig, neue Künstler unter Vertrag zu nehmen, so White, und außerdem: "I's about respecting something tangible and real". So ändern sich die Zeiten: Früher war der Typus des wertkonservativen Musikers eher für ein paar Witzchen gut, heute ist ein Traditionalist wie Jack White eine coole Sau.

In diesen Tagen erscheinen zwei neue Vinyl-Veröffentlichungen auf seinem Label Third Man - und natürlich auch als CD: das zweite Album seiner Band Dead Weather und das Debüt der Sängerin und Songschreiberin Karen Elson. Letztere ist eine Dame jener Sorte, für die dereinst die Vokabel "schillernd" erfunden wurde: Karen Elson, 1979 in Oldham, Greater Manchester, England, geboren, ist Supermodel, unter anderem für Marc Jacobs, Chanel und Versace, und wurde musikalisch erstmals mit der politisch motivierten Singspiel-Gruppe The Citizens Band auffällig, die sich nach George W. Bushs Wiederwahl in New York formiert hatte. Schon damals zeigte Elson ein Faible für europäische Liedkunst und die amerikanischen Pop-Dichterfürsten der Sixties. 2005 lernte sie bei einem Videodreh Jack White kennen. Die beiden heirateten im Sommer desselben Jahres auf einem Kanu auf dem Amazonas. Nun bringt sie, inzwischen Mutter zweier Kinder und mit White in Nashville, Tennessee ansässig, ihr erstes Album heraus. Natürlich hat der Ehemann produziert, und das hört man: Es ist der typische, warme, wenngleich extrem stilisierte Analog-Klang, der schon all seine bisherigen Arbeiten auszeichnete, der hier waltet. Das Band rauscht, die Verstärker brummen, man kann sich hineinlegen in diesen Sound.

Anfangs könnte man noch meinen, es mit einer typischen Garagenpop-Platte zu tun zu haben, doch je länger "The Ghost Who Walks" läuft, wird klar, dass hier mit viel Sinn und Sinnlichkeit vielmehr irgendwo zwischen europäischem Sechziger-Liedgut, Kurt-Weill-Ehrerbietung und Bobbie Gentry umhergetänzelt wird. Die Fuzz-Gitarren sägen bös, die Orgel riecht nach Schwarte, es fiedelt und beatkellert, und dazu singt Elson, auch textlich eine Klassizistin, vom Gang der Jahreszeiten, von der letzten Sommernacht der Liebenden und der bösen Widersacherin, die ihren Boy mit einem Fluch belegt hat. Wenn sie mit sich selbst harmonisiert wie im Rachelle-Garniez-Cover "Lunasa", klingt das besonders betörend.

Es gibt natürlich - auch Jack White sei Dank - längst eine mit dieser Sorte Musik befasste florierende Szene, die im tieferen Ausloten diverser Sechziger-Spielarten neue Möglichkeiten entdeckt. Und so kann man Elsons Platte reinen Gewissens im heimischen Plattenschrank zwischen Pete Molinaris Beat-Liedern und Holly Golightlys gequäktem Bluesrock einsortieren. Nur eines sollte man nicht tun: diese Musik kostenlos herunterladen. Sie würde sofort zu Staub zerfallen und der Rechner gleich mit.

ERIC PFEIL

Karen Elson, The Ghost Who Walks. Xl/Beggars 8378144 (Indigo)

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