Produktdetails
- Anzahl: 1 Audio CD
- Erscheinungstermin: 16. November 2005
- Hersteller: Harmonia Mundi GmbH / WRASSE REC,
- EAN: 5060001271859
- Artikelnr.: 20732704
- Herstellerkennzeichnung Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
| CD | |||
| 1 | Sometimes | 00:03:01 | |
| 2 | Everybody's Waiting For A Change | 00:03:30 | |
| 3 | Would You Still Have Fallen | 00:03:50 | |
| 4 | Take Me Down | 00:03:04 | |
| 5 | Between Your Lines | 00:04:00 | |
| 6 | I'll Only Break Your Heart | 00:03:40 | |
| 7 | Cheap Parades | 00:03:49 | |
| 8 | Man In The Making | 00:03:29 | |
| 9 | Memory Of Me | 00:02:59 | |
| 10 | Velvet Sounds | 00:04:16 | |
| 11 | All As It Should Be | 00:03:04 | |
| 12 | Nothing More | 00:05:02 | |
Schönen Gruß an Opa Hank: Holly Williams gibt ihr Debüt
Eigentlich müßten sie die Musikerin zu Hause in Nashville, wo das Blue Bird Café, die Gran Ol' Opry und die Country Music Hall of Fame stehen, dafür zum Teufel jagen. Denn trotz ihres großen Namens hat sie ihnen nicht den Gefallen getan, das abzuliefern, was man abliefern sollte, wenn man aus dem Hause Williams kommt: waschechten Country ohne verunreinigende, stilistische Sperenzchen. Statt dessen erweist sich Holly Williams, Enkelin des legendären Hank Williams Sr., auf ihrem ersten, erstaunlich homogenen Album "The Ones We Never Knew" als talentierte Querulantin, die sich weigert, das Schmerzensgebaren ihrer männlichen Vorfahren widerspruchslos in die Gegenwart zu transponieren. Selbstverwirklichung statt Ahnenpflege scheint vielmehr das schöpferische Credo der höchst attraktiven Stammesverräterin zu lauten. Und so wurzeln ihre zwölf bestrickenden Lieder vielmehr dort, wo die Zelte solcher Bastardinnen wie Sheryl Crow, Faith Hill, Tracy Bonham oder Heather Nova stehen: in jenem aus Country-Puristensicht befleckten akustischen Dreiländereck, in dem Pop, Singer-Songwritertum und Country höchst erfolgreich kollaborieren. Denn wurde Großvater Hank mit Dutzenden von Glanznummern wie "Lovesick Blues", "Honky Tonk Blues" oder "Cold Cold Heart" zum wichtigsten, einflußreichsten Country-Interpreten der Musikgeschichte, so sucht dessen Enkelin scheinbar diametral dazu ihr Heil in kleinen, aber keineswegs minder ambitionierten Pop-Country-Nummern; samtenen und von ihrem knurrigen Timbre reizvoll aufgerauhten Liedern, die Platz finden zwischen Stadion-Country und der freimütigeren Independent-Variante "No-Depression". Das geht los mit dem verhaltenen "Something", in dem sie assoziativ mögliche Daseinsformen durchspielt und sich die Sinnfrage stellt. Dann schwillt ihr Organ in dem mahnenden "Everybody's Waiting For A Chance" ins Marktschreierische an, um sich kurz darauf in dem vergleichsweise untertourigen "Take Me Down" in kinderliedhaftem Gewisper zu ergehen. Es sind Lieder, die durchaus den alten Countrythemen wie verlorener Würde, verlorener Liebe und verlorenen Träumen geschuldet sind, aber dominiert bleiben vom zuckrigen Teint des Pop. Das rückt sie in die Nähe zu derzeit ebenfalls auf der Trennlinie zwischen Pop und Country balancierenden Sängerinnen wie Tina Dico oder Tristan Prettyman; etwas vergleichbar Frühreifes und zugleich Ernsthaftes aber findet sich in diesem Segment derzeit wohl nicht. Und wenn Holly Williams dann ihr triumphales, von sachten Countryeinsprengseln herrlich verunreinigtes "Man In The Making" herausschreit, ist sie ganz sie selbst: eine Williams auf der hankabgewandten Seite des Country.
Es heißt, die Kleine mit der blonden Mähne habe eine Zeitlang ernsthaft darauf spekuliert, als Modell Karriere zu machen, und nach striktem neunjährigem Musizierverbot seitens ihres Vaters Hank Williams Jr. erst im gesetzten Alter von siebzehn Jahren wieder zur Gitarre gegriffen. Stellt sich abschließend die Frage, wo sie heute stünde, wäre da nicht die kleine Ewigkeit neun verschenkter, musikfreier Jahre?
PETER HENNING
Holly Williams, The Ones We Never Knew. Universal 98623398
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