Autor im Porträt

Toptitel von Friedrich Ani

Schlupfwinkel



Gebundenes Buch
Ein kleines Dorf in Bayern, Ende der 1950er Jahre: Ein Kind kommt zur Welt aus einer Verbindung, die hier niemand für möglich gehalten hätte. Die Mutter ist Schlesierin und gehört zu den »Heimatvertriebenen«, die sich ein Jahrzehnt zuvor im Ort niedergelassen haben. Der Vater ist ein Medizinstudent aus Syrien, der ins Dorf kommt, um am Goethe-Institut Deutsch zu lernen. Zum Zeitpunkt des Kennenlernens hatten sie keine gemeinsame Sprache, und ihr gegenseitiges Sprechen blieb ein Leben lang brüchig. So wächst das Kind in einer Atmosphäre des Schweigens auf, sucht nach einem Schlupfwinkel für die eigene Existenz und findet ihn in der Literatur.
Schlupfwinkel beschreibt den Werdegang eines Autors, der zwar zu einer eigenen Sprache findet und damit Erfolge feiert, doch im Leben ein Verlorener bleibt. Es ist gleichzeitig ein Versuch, die Geschichte der Eltern aus der Distanz heraus zu verstehen und den Momenten nachzuspüren, wo sie vielleicht eine Chance gehabt hätten, eine ausgeglichene Familie zu werden. Und schließlich ist es eine Geschichte von Flucht und möglichem Ankommen, die sich in den »Wirtschaftswunderjahren« abgespielt hat, aber bis heute nachhallt.
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18,00 €

Schlupfwinkel (eBook, ePUB)



eBook, ePUB
Ein kleines Dorf in Bayern, Ende der 1950er Jahre: Ein Kind kommt zur Welt aus einer Verbindung, die hier niemand für möglich gehalten hätte. Die Mutter ist Schlesierin und gehört zu den »Heimatvertriebenen«, die sich ein Jahrzehnt zuvor im Ort niedergelassen haben. Der Vater ist ein Medizinstudent aus Syrien, der ins Dorf kommt, um am Goethe-Institut Deutsch zu lernen. Zum Zeitpunkt des Kennenlernens hatten sie keine gemeinsame Sprache, und ihr gegenseitiges Sprechen blieb ein Leben lang brüchig. So wächst das Kind in einer Atmosphäre des Schweigens auf, sucht nach einem Schlupfwinkel für die eigene Existenz und findet ihn in der Literatur.
Schlupfwinkel beschreibt den Werdegang eines Autors, der zwar zu einer eigenen Sprache findet und damit Erfolge feiert, doch im Leben ein Verlorener bleibt. Es ist gleichzeitig ein Versuch, die Geschichte der Eltern aus der Distanz heraus zu verstehen und den Momenten nachzuspüren, wo sie vielleicht eine Chance gehabt hätten, eine ausgeglichene Familie zu werden. Und schließlich ist es eine Geschichte von Flucht und möglichem Ankommen, die sich in den »Wirtschaftswunderjahren« abgespielt hat, aber bis heute nachhallt.
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Statt 18,00 €****

15,99 €

Friedrich Ani

"Mineralwasser wird überschätzt und außerdem ist ja auch Wasser im Bier." - Das ist so eine typische Friedrich-Ani-Antwort auf die Frage, ob eine seiner Figuren, nämlich der legendäre Vermissten-Detektiv Tabor Süden, nicht zu viel Tegernseer Hell trinken würde. Feinsinnig und nah am Leben, bodenständig und philosophisch zugleich wirkt dieser sympathische und vielseitige Autor. Der bekennende FC-Bayern-Fan lebt in München, wuchs in Kochel am See als Sohn einer Südschlesierin und eines Syrers auf und sagt heute, dass er keine Berge mehr sehen kann, sie ihn melancholisch machen. So hat er die Insel Sylt ab und an als "Ausweich-Ort" für sich entdeckt, liebt die Weite dort, das Licht und auch die Stille, bei der er in sich hineinhören kann. Nur wer das kann, schafft es schließlich, so überzeugend über andere Leben zu schreiben, andere Schicksale, andere Abgründe. Und diese Abgründe interessierten Ani besonders - ihn und seine Figuren wie Tabor Süden, den blinden Kommissar Jonas Vogel oder Hauptkommissar Polonius Fischer, einen ehemaligen Mönch.



Ja, auch Anis Geschichten drehen sich um Leben und Tod, aber sie kommen ohne "gehäckselte Leichen" aus. Er schreibt, sensibel und sprachgewaltig, oft über innere Zustände und Seelenlagen, das "Kippen" normaler Leben - falls es so etwas wie normale Leben überhaupt gibt -, das Straucheln und Scheitern. Gern schreibt er auch über die sogenannten "kleinen Leute", nicht über das "Adabei"-München und schätzt an dem Genre Krimi, dass er seine Geschichten hier so erzählen kann, wie er es will. Für seine Romane erhielt Friedrich Ani schon zahlreiche Preise. Als bisher einziger Autor bekam er den Deutschen Krimi Preis in einem Jahr für drei Süden-Titel gleichzeitig. Es folgten u. a. der Adolf-Grimme-Preis für das Drehbuch nach seinem Roman "Süden und der Luftgitarrist", der Deutsche Krimipreis für "Süden" oder der Bayerische Fernsehpreis für das Drehbuch "Das unsichtbare Mädchen".



Die meisten Leser kennen und liebenvor allem Anis "Süden"-Reihe, doch dass er auch wunderbare Gedichte, herrliche Kinderbücher, Drehbücher, Hörspiele oder Kurzgeschichten schreibt, wissen schon weniger. Diese Vielseitigkeit und Offenheit für die Welt und insbesondere die Literatur zeichnen Ani aus. Dieses den Menschen Zuschauen- und Zuhörenkönnen - das liebt Ani; ob in einem Gasthaus in seinem Viertel Giesing sitzend oder am Hauptbahnhof, wo er gern hingeht, um unter "Verreisern" zu sein, Abschiede und Ankommen zu erleben. Er selbst, so sagt er, sein kein "Verreiser" - außer von München nach Sylt. Das mag, was die äußeren Reisen angeht, auch stimmen. Innerlich aber ist Friedrich Ani ein erfahrener Reisender - und von den höchsten Höhen in die tiefsten Abgründe unterwegs.

Ermittlerporträt Tabor Süden

Er ist ein großer Schweiger, hervorragender Zuhörer und hat sich auf "Vermissungen" spezialisiert: Tabor Süden. Friedrich Ani schickt den Ermittler - nun bei der Detektei Liebergesell angestellt - durch München, und gerade seine sperrige Art und tiefe Melancholie scheinen den Lesern nahezugehen und nahezukommen. Dieser Tabor spricht mit Toten, und sie scheinen ihm oft näher als die Lebenden - und er verleitet durch seine wortkarge Gesprächsführung so manchen Menschen dazu, mehr preiszugeben, als er eigentlich wollte. Vielen ist sein Schweigen peinlich und sie plappern drauf los, nur um die Stille zu überdecken. Tabor Süden ist Schweigen nie peinlich. Der wortkarge Detektiv hört viel lieber zu. Darin ist er ein Meister, geduldig und empathisch. Er ist da, wenn man etwas zu erzählen hat, und er versteht etwas vom Leben. So verwundert auch seine Spezialisierung auf die Suche nach vermissten Personen nicht: Denn so mancher fiel nicht einem Verbrechen zum Opfer, sondern hat sich aus seinem alten Leben geschlichen, um ein neues Leben anzufangen; irgendwo anders und manchmal auch mit irgendwem anders ... Die Gescheiterten und Gebrochenen sind Süden nahe - und genau deshalb gelingt esmehr

Unterhaltung - Literaturfestival 2014

"Kardigglding" heißt der Text, der "Unterhaltung" eröffnet, und handelt von Hauptkommissar Neidhard Kardigglding. Er ist ein gefeierter Ermittler, überführt aber ausschließlich Unschuldige grauslicher Taten - z. B. einen "blinden, contergangeschädigten, nur sechzig Kilogramm wiegenden Mann", der mit einer zwei Kilo schweren und ein Meter langen Machete acht gestandene Männer abgeschlachtet haben soll. Ein herrlicher und bitterböser Einstand. Wie viel Freude macht Ihnen das Schreiben solch schräger Texte?



Friedrich Ani: Sehr viel Freude. Zumal es sich in diesem Fall praktisch um eine wahre Geschichte handelt. So ticken bayerische Ermittler. Superpech, wenn man als Unschuldiger in deren Fänge gerät.



Die meisten Geschichten in "Unterhaltung" spielen in München oder dem oberbayerischen Umland. Manche Figuren sprechen also Dialekt. Wie schwer ist es überhaupt für einen Autor, den richtigen Ton bei Dialekten zu treffen und wie nähern Sie sich an die schriftliche Umsetzung des lautmalerischen bayerischen Sprache an?



Friedrich Ani: Ich versuche, hochdeutsch zu schreiben, mit gewissen Einfärbungen des Dialekts. Beimehr

Unterhaltung - Literaturfestival 2014

Abgründige Geschichten



Mit Friedrich Ani verbinden viele Leser seine preisgekrönten Kriminalromane, z. B. die Süden-Reihe, doch der in München lebende Autor schreibt auch Gedichte, Kinderbücher, Hörspiele oder eben Kurzgeschichten. In "Unterhaltung" präsentiert Ani nun 40 dieser Geschichten und seine Vielseitigkeit als Schriftsteller. Und ja, die Texte haben es in sich, sind schräg, traurig, bitterböse, komisch, melancholisch und abgründig ...



"Kardigglding" eröffnet den Band. Neidhard Kardigglding, Hauptkommissar und Superbulle, vom Innenministerium mehrfach belobigt und von den Medien gefeiert, hat z. B. den Mord an Sebastian Schädel, dem Weltmeister im Gewichtheben, aufgeklärt. Der einhundertundzehn Kilogramm schwere Schädel wurde auf den Balkon gezerrt und in die Tiefe gestoßen. Kardigglding brauchte drei Wochen, dann hatte er den Täter: Es war ein elfjähriger, an den Rollstuhl gefesselter türkischer Junge, der sich in den Vernehmungen immer mehr in Widersprüche verstrickte. Ein "Hoch" auf die bayerischen Ermittler - die natürlich weder auf beiden und schon gar nicht auf dem rechten Auge "blind" sind ...mehr