
Autor im Porträt
Heinrich Böll
zur AutorenweltToptitel von Heinrich Böll
Nicht nur zur Weihnachtszeit
Broschiertes Buch
'Die schwarzen Schafe', 'Die Waage der Baleks' und sechzehn weitere Erzählungen des Nobelpreisträgers.
12,00 €
Erzählungen von Heinrich Böll
Broschiertes Buch
Onkel Otto gewinnt im Lotto und wird überfahren. Charlotte heiratet nach Schweden, aber sie liebt einen anderen. Herr Brenig vergisst seine Weihnachts-Geschenke. Ein Chef fällt tot um. Und ein Kellner dreht durch. 35 Jahre habe ich als Kellner gearbeitet. Immer tadellos. Ohne Fehler. Ohne Vorfälle. Wie konnte mir das nur passieren? Aber ich habe das alles gemacht: Ich bin mit dem Aufzug zum Haus-Meister runtergefahren. Ich habe mir Hammer und Meißel geholt. Ich bin wieder nach oben gefahren, und dann habe ich ein Loch in den Boden geschlagen. Heinrich Böll ist einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller. 1972 hat er den Nobel-Preis für Literatur bekommen. Seine Erzählungen sind direkt aus dem Leben gegriffen. Und sie regen dazu an, über das eigene Leben und die Welt nachzudenken.…mehr
14,00 €
Heinrich Böll
Als literarische Stimme schrieb Heinrich Böll (* Köln 1917, † Langenbroich 1985) gegen Doppelmoral in Staat und Kirche an, und er gilt als einer der wichtigsten Autoren einer Nachkriegsliteratur, die sich kritisch mit dem Nationalsozialismus und den Nachkriegsjahren auseinandersetzt. Der aus einfachen Verhältnissen stammende Böll studierte, wurde 1939 als Soldat eingezogen und geriet nach Kriegsende kurz in Gefangenschaft. Mit seiner Frau Annemarie zog er drei Söhne groß. "Haus ohne Hüter" (1954), "Das Brot der frühen Jahre" (1955), "Ansichten eines Clowns" (1963), "Gruppenbild mit Dame" (1971) oder "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" oder "Wie Gewalt entstehen und wohin sie führen kann" (1974) seien als kleine Auswahl an Werken genannt - viele davon wurden verfilmt. Schon vor "Katharina Blum" kritisiert Böll scharf den Umgang der Boulevardpresse (vornehmlich "Axel Springer") mit der Wahrheit und den Menschen und wird wegen eines Textes zur RAF-Terroristin Ulrike Meinhof als "geistiger Sympathisant" der Terroristen verunglimpft. Böll fühlte sich deswegen von konservativen Kreisen vorsätzlich missverstanden. Er vertrat ab 1971 den Internationalen P.E.N.-Club als Präsident (bis 1974) und erhielt im Jahr 1972 den Nobelpreis für Literatur. Lange zuvor war er bereits mit dem Literaturpreis der "Gruppe 47" (1951) oder dem Georg-Büchner-Preis (1967) geehrt worden.Medien
» Mehr anzeigen
Kundenbewertungen
Irisches Tagebuch
Nach all den Jahren hat das Irische Tagebuch von Heinrich Böll nichts von seiner liebenswürdigen Faszination verloren. Leider war ich noch nie in Irland, aber das Irische Tagebuch motiviert mich doch, mich stärker mit der Grünen Insel auseinanderzusetzen. Heinrich Böll ist und bleibt einer der ganz Großen, oft kopiert und nie erreicht!
Billard um halb zehn
Balsam auf des Lesers Seele
Wer würde sich das nicht wünschen, als unverrückbaren Fixpunkt «Billard um halb zehn» in seinem Tagesablauf eingebaut zu haben wie der Statiker Robert Fähmel in Heinrich Bölls gleichnamigem Roman von 1959? Nach einer Stunde Büroarbeit nämlich verbringt sein Held täglich eineinhalb Stunden am Billardtisch im besten Hotel der Stadt, bei gutem Cognac, versteht sich, und niemand darf ihn stören dabei. Der Autor erzählt die Geschichte dreier Generationen einer Kölner Architekten-Dynastie, in der sich die politischen Ereignisse von 1907 bis 1958 spiegeln, fünf Jahrzehnte also, die überdeutlich ihre Spuren hinterlassen haben mit zwei Weltkriegen, zwischen Kaiserreich und Wirtschaftwunder.
Vordergründig spielt sich der Roman in der (damaligen) Jetztzeit ab, mit Kulminationspunkt am 6. September 1958, dem achtzigsten Geburtstag des Patriarchen Heinrich Fähmel. Dessen erster Großauftrag, nach überraschendem Gewinn einer Ausschreibung für ein neues Kloster, legte einst den Grundstein für seinen Erfolg als Architekt. Sohn Robert hat sich lieber der Statik zugewendet, am Ende des Zweiten Weltkriegs sprengt er als hochqualifizierter Spezialist die gesamte Klosteranlage, - vordergründig auf Anweisung eines verrückten Generals, der freies Schussfeld fordert zur Abwehr des alliierten Vormarsches, letztendlich aber auch nicht ganz ohne eigene politische und persönliche Motive. Enkel Joseph wiederum ist als Architekt am Wiederaufbau der Abtei seines Opas beteiligt, will die Arbeit aber nicht zu Ende führen und lieber als Statiker in das Büro des Vaters eintreten. In weiträumigen Rückblenden wird um diesen engen Handlungsrahmen herum die wechselvolle Geschichte der Architekten-Familie erzählt, beleuchtet aus den unterschiedlichsten Perspektiven, auch Freunde und Randfiguren sind intensiv mit einbezogen. Dabei steht, wie immer, die Moral im Mittelpunkt von Bölls Interesse, der Gegensatz von hochanständig handelnden Menschen zu den skrupellosen Opportunisten, im Roman von ihm symbolisiert als «Lamm» versus «Büffel», die Konflikte ziehen sich quer durch die Familien. Obwohl hin und wieder ein wenig Humor durchscheint, ist dies eine eher tragische, geradezu elegische Geschichte, die in einem Pistolen-Attentat auf einen der Nazitäter gipfelt. Gleichwohl wird am Schluss der Geburtstagskuchen angeschnitten, ein grandioses Modell des Klosters, aus Teig geformt, - ein ebenso überraschendes wie versöhnliches Ende, unerwartet nach dem, was voranging.
Individueller menschlicher Größe steht hier die massenhafte Verblendung gegenüber, der kollektive Größenwahn eines fehlgeleiteten Volkes, der in der Katastrophe enden muss. Böll gelingt es, seine Figuren absolut wahrhaftig, wunderbar stimmig darzustellen, man sieht sie greifbar vor sich beim Lesen, authentische Charaktere verkörpernd, die man zu kennen glaubt. Erzählerisches Glanzstück war dabei für mich gleich zu Beginn die humorvolle Szene mit dem Faktotum Jochen im Hotel Prinz Heinrich, wo detailreich und listig aus dem Alltag eines Hotelportiers erzählt wird, eine ganz eigene Welt heraufbeschwörend, in der es menschelt allenthalben. Dieses zutiefst Menschliche ist es, was Bölls originäre Prosa vor allem auszeichnet und das Lesen zur reinen Freude werden lässt. Wobei seine Sympathie unübersehbar den kleinen Leuten gehört, den Schwächeren, den Verlierern, - auch das ist Balsam auf des Lesers Seele.
Sprachlich eine leicht lesbare Lektüre, mit viel rheinischem Lokalkolorit, komprimiert und ohne schwülstige Abschweifungen zielgerichtet erzählt, stellt dieser Roman an die Aufmerksamkeit seiner Leser dennoch erhöhte Anforderungen. Nicht immer erschließt sich einem nämlich sofort die Perspektive, aus der, meist in Form des inneren Monologs, berichtet wird, ein literarisches Puzzle also, bestehend aus nicht chronologisch geordneten Rückblenden, die sich erst allmählich zu einem Gesamtbild formen. Das allerdings ist dann wirklich überzeugend.