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Autor im Porträt
Max Frisch
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Fragebogen
Gebundenes Buch
Max Frischs legendäre Sammlung von elf Fragebogen zu existentiellen Themen wie Freundschaft, Ehe, Heimat oder Humor wird hier in einer erweiterten Fassung vorgelegt: Hinzu kommen drei neu entdeckte und bislang unpublizierte Fragebogen aus dem Nachlass von Max Frisch zu Technik, Alkohol und Moral. Auch diese ebenso erhellenden wie amüsanten Fragebogen laden durch die Intensität der Fragestellungen dazu ein, über sich selbst nachzudenken und mit anderen ins Gespräch zu kommen.…mehr
11,00 €
Montauk
Gebundenes Buch
In seinem berührendsten Werk erzählt Max Frisch von einem Wochenende am Meer, von Lynn und Max und von der Vergänglichkeit der Liebe.
»Ich möchte diesen Tag beschreiben, nichts als diesen Tag, unser Wochenende und wie's dazu gekommen ist, wie es weiter verläuft. Ich möchte erzählen können, ohne irgendetwas dabei zu erfinden.« Max Frisch
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»Ich möchte diesen Tag beschreiben, nichts als diesen Tag, unser Wochenende und wie's dazu gekommen ist, wie es weiter verläuft. Ich möchte erzählen können, ohne irgendetwas dabei zu erfinden.« Max Frisch
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10,00 €
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© Andrej Reiser / Suhrkamp Verlag
Max Frisch
Frisch, MaxMax Frisch wurde am 15. Mai 1911 in Zürich geboren und starb am 4. April 1991 an den Folgen eines Krebsleidens in seiner Wohnung in Zürich. 1930 begann er sein Germanistik-Studium an der Universität Zürich, das er jedoch 1933 nach dem Tod seines Vaters (1932) aus finanziellen Gründen abbrechen musste. Er arbeitete als Korrespondent für die Neue Zürcher Zeitung. Seine erste Buchveröffentlichung Jürg Reinhart. Eine sommerliche Schicksalsfahrt erschien 1934 in der Deutschen Verlags-Anstalt Stuttgart. 1950 erscheint Das Tagebuch 1946-1949 als erstes Werk Frischs im neugegründeten Suhrkamp Verlag. Zahlreiche weitere Publikationen folgten.Strässle, ThomasThomas Strässle lehrt Neuere deutsche und vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Zürich und leitet an der Hochschule der Künste Bern das transdisziplinäre Y Institut. Er ist Präsident der Max Frisch-Stiftung.Kundenbewertungen
Mein Name sei Gantenbein
Ein artistischer Roman
Es findet sich nicht oft, dass eine durchaus reale, gescheiterte Liebesbeziehung Anlass ist für gleich zwei Romane, geschrieben von den Betroffenen selbst: «Manila» von Ingeborg Bachmann, «Mein Name sein Gantenbein» von Max Frisch. Sexuelle Untreue, vom Schwerenöter Frisch wie selbstverständlich praktiziert, wird der Bachmann nicht zugestanden, er reagiert im Gegenteil mit starker Eifersucht, ihre problematische Beziehung zerbricht daran. Der vorliegende, 1964 erschienene Roman gehört zusammen mit «Stiller» und «Homo faber» zum Hauptwerk der Prosa von Max Frisch, ist durch seinen komplexen Aufbau aber auch sein schwierigster, hohe Ansprüche an den Leser stellend. Gemeinsam sind den genannten Romanen das Spiel mit den Identitäten ihrer Figuren und jene schwierige Thematik, welche die problematischen Beziehungen zwischen Mann und Frau darstellt, die sich einer halbwegs schlüssigen Klärung so hartnäckig widersetzt.
«Ich erlebe lauter Erfindungen» lässt der Autor seinen Helden sagen, wobei er unbekümmert die Fähigkeit der Leser voraussetzt, dass sie ihm folgen können, wenn er in seiner komplizierten Geschichte vom Ende einer Ehe verschiedene Identitäten und Erzählvarianten ausprobiert. Dieses Trial and Error jedoch führt, trotz literarisch durchaus raffinierter Varianten, auch nicht zu befriedigenden Ergebnissen, das Wesentliche bleibe für die Sprache unsagbar, hat Frisch später eingeräumt. «Was wäre wenn» also ist seine Methodik, im Roman durch den häufig eingeschobenen Satz «Ich stelle mir vor» eingeleitet, der nicht nur die Perspektive ändert, sondern auch den Kontext, Standpunkt und Haltung der Figuren mithin. Was dann zwangsläufig zu neuen, alternativen Geschichten führt, und man staunt nicht schlecht als Leser, zu welchen! Es schleichen sich nämlich Zweifel ein, was Realität letztendlich denn überhaupt bedeutet, von Identität ganz zu schweigen! Menschenwürde, die Annahme des Ich und seiner Selbstverwirklichung, könne sich nur auf freier Wahl gründen, so das Credo des Autors. Ein Kontinuum der Handlung ist also nicht zu erwarten, womit Frisch auch die Illusion zerstört, diese Geschichte könnte tatsächlich passiert sein, er erwartete vielmehr eher, dass sie zu «artistisch» sei für das deutsche Publikum.
Der Erzähler ist von seiner Frau verlassen worden, in der leer geräumten Wohnung sitzend erfindet er zu dieser realen Erfahrung eine, wie er glaubt, dazu passende Geschichte jenes Gantenbein, der nach einem Unfall seine Erblindung vortäuscht. So kann er tun, als merke er nicht, dass seine Frau Lila ihn betrügt. Eine weitere imaginierte Figur ist Enderlin, ein Wissenschaftler mit einem Ruf nach Harvard, dem er nicht folgt, weil er annimmt, todkrank zu sein. Eine dritte Figur ist Svoboda, mit Lila verheiratet, die eine Affäre mit Enderlin beginnt. Gantenbein wiederum wird zunehmend gequält von Anzeichen für die Untreue seiner Lila: ihr Kontakt zu einem Mann aus Uruguay, mysteriöse Briefe aus Dänemark, die sie vor ihm verbirgt, ein Rat suchender junger Schauspielschüler, den sie im Schlafzimmer empfängt. Als Lila eine Tochter bekommt, hat er den Verdacht, ein Mann namens Siebenhagen könnte der Vater sein.
Den drei Männern Gantenbein, Enderlin und Svoboda steht eine Lila gegenüber, die mal Schauspielerin ist, mal Ärztin oder venezianische Contessa, mal verheiratet mit Svoboda und mal mit Gantenbein, ein Kind hat oder auch nicht, die streckenweise sogar als Baucis auftritt an der Seite von Philemon, Ovids treuem Ehepaar, das sich den gleichzeitigen Tod erbat von Zeus. Wenn schließlich eine männliche Wasserleiche im Kiefernsarg die Limmat hinunter schwimmt, eine Hand scheinbar winkend in der Strömung, ist das letzte der assoziationsreich montierten Textfragmente dieses Romans erreicht. Es mag einer der drei Männer sein, der uns da zuwinkt, - «weiß man’s?» würde Marcel Reich-Ranicki sagen. Der übrigens diesen «artistischen» Roman für gut hielt und damit so falsch nicht lag, wie ich meine.
Stiller
Tonnerwetter
Mit dem Roman «Stiller» gelang dem Schriftsteller Max Frisch 1954 der literarische Durchbruch. Im Prosawerk des Schweizer Autors ist die Identitätssuche des selbstentfremdeten modernen Menschen das zentrale Thema, es findet sich auch in den späteren Romanen «Homo faber» und «Mein Name sei Gantenbein» wieder, die ebenfalls seinem epischen Hauptwerk zuzuordnen sind. Und so wird denn der vorliegende Roman von dem Versuch seines Protagonisten Stiller beherrscht, der Determiniertheit seiner Handlungsweise zu entkommen, die Triebkräfte seines Inneren zu verstehen. Schon Georg Büchner hat in «Dantons Tod» seinem Helden ja die Frage in den Mund gelegt: »Was ist das, was in uns lügt, hurt, stiehlt und mordet»? Hier nun geht der Held den Weg der Selbstverleugnung, indem er einfach seine Identität wechselt, aus dem Schweizer Anatol Ludwig Stiller wird James Larkin White, ein US-Amerikaner.
«Ich bin nicht Stiller!» lautet denn auch der erste Satz, der laut Edgar Allen Poe ja oft schon die ganze Geschichte enthalte. Der bei seiner Einreise Festgenommne leugnet beharrlich, der jahrelang spurlos verschwundene Bildhauer Stiller zu sein, und er setzt auch alles daran, diese Identität nicht annehmen zu müssen, allen Fakten zum Trotz. Seine zunächst ziemlich kafkaesk anmutende Untersuchungshaft bildet den Hauptteil des Romans, in sieben Heften unter dem Titel «Stillers Aufzeichnungen im Gefängnis» protokolliert er, auf Wunsch seines Verteidigers, das Geschehen aus persönlicher Sicht und kommentiert es. «Die Beziehung zwischen der schönen Julika und dem verschollenen Stiller begann mit der Nussknacker-Suite von Tschaikowsky» schreibt er, eine Musik, die Stiller verächtlich als «virtuose Impotenz» bezeichnete. Er heiratete die grazile Balletteuse ein Jahr später, ihre Ehe aber machte Beide nicht glücklich, ihre Probleme miteinander sind ein zweites Hauptthema des Romans. Und so kommt es zu einer Affäre mit Sibylle, einer verheirateten Frau, die ihren Mann Rolf sehr selbstbewusst darüber informiert. Stiller flieht aus dieser Beziehung und lässt auch seine kranke Frau im Stich, er fährt auf einem Frachter als blinder Passagier in die USA. Der Staatsanwalt, der sich mehr als sechs Jahre später mit seinem Fall zu beschäftigen hat, ist jener Rolf, der nun wieder mit seiner Sibylle zusammenlebt. Er ist es auch, der nach Stillers Verurteilung sein Freund wurde und ein «Nachwort des Staatsanwaltes» schreibt zu den sieben Heften, die er von ihm erhalten hat, wodurch wir Leser den Helden nun noch eine Weile lang begleiten in seiner wahren Identität.
Es ist eine äußerst komplexe Geschichte, in der Max Frisch seine philosophische Thematik, das zu hinterfragende «Ich» also, aufarbeitet. Mit dem Kunstgriff des fingierten «Ichs» in Person von White, aus dessen Perspektive über den Versager Stiller distanziert berichtet werden kann, obwohl die Beiden ja identisch sind, gelingt es ihm, aus einer singulärer Identität auszubrechen und ein zweites, verdecktes «Ich» zu etablieren. Der Ich-Erzähler White berichtet also in der Er-Form über Stiller, aus dieser Position nachdrücklich eine Einheit Stiller/White ausschließend, was dem Text einen gewissen Verfremdungseffekt verleiht und darüber hinaus auch seine Glaubwürdigkeit in Frage stellt. Trotz dieser komplizierten Erzählsituation ist die Geschichte flüssig zu lesen, häufig sogar wird es auch amüsant, so zum Beispiel in den drei gleichnishaften Geschichten, die der Inhaftierte seinem naiven Wärter erzählt, von diesem immer wieder mit einem erstaunten «Tonnerwetter» begleitet. Zum Schmunzeln fand ich ferner die Beschreibungen des Volkscharakters seiner Schweizer Landsleute wie auch der Amerikaner, ebenso köstlich sind die bissigen Anmerkungen zur Architektur in seiner Heimat. Max Frisch erweist sich als ein großartiger, detailversessener Beobachter, seine sprachliche Könnerschaft liegt in der absoluten Treffsicherheit bei der Wortwahl.
Ein anspruchsvoller, aber absolut lesenswerter Roman!
Fragebogen
Psychologische Nachdenklichkeit
Während ich bei Georg Saunders von einer „Nachmittagslektüre“ sprach, möchte ich bei diesem Büchlein von Abendgedanken sprechen.
14 Fragebögen, die 25 Fragen zu einem Thema wie Humor oder Heimat stellen und den Lesenden zum Nachdenken zwingen. Deshalb reicht ein Fragebogen zum Tag völlig aus, wenn man nicht einen Bogen auslässt, weil man zur Vaterschaft nicht viel sagen kann, wenn man keine Kinder hat.
Das Buch erinnert mich an Psychotests aus Illustrierten in meiner Jugend, bei denen es aber Antwortmöglichkeiten mit bestimmten Punktzahlen. Hier sind alle Fragen offen, einige sind aber mehrfach unterteilt (a,b,c,…).
Für diese nette Unterhaltung will ich nicht die Bestnote geben, weil es nicht weltbewegend ist, aber 4 Sterne sind völlig verdient.
Mein Name sei Gantenbein
Bewertung von unbekanntem Benutzer am 10.09.2007
Max Frisch ist auch in seinem Roman "Mein Name sei Gantenbein" der Suche nach der eigenen Verwirklichung nachgegangen. Er bewegt sich dabei im Privaten. Anders als Saramago, der in Der Stadt der Blinden die sozialpolitischen Auswirkungen in den Mittelpunkt rückt, ist Frisch eher an der persönlichen Betrachtung interessiert, wobei die Entstehungszeit in den Sechzigern berücksichtigt werden muß. Vor der Politisierung durch die 68. Wie in Stiller rückt Frisch den Menschen ins Blickfeld, stellt ihn blind, beobachtet die Reaktionen anderer auf ihn und durchlebt im Verlauf der Handlung mehrere Rollen, die wie im Mosaik ein Bild ergeben sollen. Eine Art Experiment, das aus der heutigen Sicht eher von literaturhistorischer Bedeutung ist, in den Sechzigern jedoch den bemerkenswerten Ansatz des Verspielten besaß.
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