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Autor im Porträt
Wolfgang Koeppen
zur AutorenweltToptitel von Wolfgang Koeppen
Feuilletons. Werke in 16 Bänden, Band 13
Gebundenes Buch
Von Wolfgang Koeppen ist die Aussage überliefert, kein Bibliograph werde jemals in der Lage sein, sämtliche Zeitungsbeiträge aus seiner Feder vollständig aufzuführen. Jörg Döring hat den Pessimismus mit diesem Band der Werke widerlegt. Infolge der akribischen Autopsie fast aller Publikationsorgane, in denen Koeppen die Gelegenheit hatte, zu publizieren, ist eine Zusammenstellung aller bislang ermittelbaren Feuilletons, Kritiken und Zeitungsberichte Koeppens entstanden: Sie werden in diesem Band zum ersten Mal überhaupt nachgedruckt.
Ihre Neupublikation macht einen Autor vor allem der dreißiger Jahre sichtbar, der sich für (fast) nichts zu schade war, wenn entsprechende Aufträge vorlagen: In Kurzbeiträgen zur Rubrik »Witz«, in Rezensionen von Kinofilmen und Büchern wie in Berichten zu Theateraufführungen bis zu feuilletonistischen und reportagehaften Betrachtungen über Kultur und Alltag artikuliert sich erstmals ein Schriftsteller als junger Journalist. Sein Schreiben zeigt eine unablässige Neugier, mit den (politischen wie kulturellen) Tagesaktualitäten Schritt zu halten und sie als wissenswerte Nachricht auszugeben. Zugleich besitzt der Zeitanalytiker als angehender Schriftsteller schon in den dreißiger Jahren ein untrügliches Gespür für jene Ereignisse, die als Signaturen der Zeit und Zeichen des Kommenden zu gelten haben.
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Ihre Neupublikation macht einen Autor vor allem der dreißiger Jahre sichtbar, der sich für (fast) nichts zu schade war, wenn entsprechende Aufträge vorlagen: In Kurzbeiträgen zur Rubrik »Witz«, in Rezensionen von Kinofilmen und Büchern wie in Berichten zu Theateraufführungen bis zu feuilletonistischen und reportagehaften Betrachtungen über Kultur und Alltag artikuliert sich erstmals ein Schriftsteller als junger Journalist. Sein Schreiben zeigt eine unablässige Neugier, mit den (politischen wie kulturellen) Tagesaktualitäten Schritt zu halten und sie als wissenswerte Nachricht auszugeben. Zugleich besitzt der Zeitanalytiker als angehender Schriftsteller schon in den dreißiger Jahren ein untrügliches Gespür für jene Ereignisse, die als Signaturen der Zeit und Zeichen des Kommenden zu gelten haben.
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58,00 €
Romanfragmente
Buch mit Leinen-Einband
Wolfgang Koeppens Romanfragmente sind in einem Zeitraum von beinahe sechzig Jahren entstanden. Sosehr der Autor Phasen gesteigerter Produktivität kannte, wie beispielsweise in den Jahren 1951 bis 1954, als seine Romane Tauben im Gras, Das Treibhaus und Der Tod in Rom erschienen, so sehr sah er sich auch immer wieder der Erfahrung ausgesetzt, seine literarischen Pläne nicht verwirklichen zu können. Wolfgang Koeppen war ohne Zweifel ein krisenhafter Autor, aber womöglich war das Unvollendete und Fragmentarische nicht nur Hemmnis, sondern auch Bedingung seiner Produktivität. Und manchmal war es sogar die Vollendung selbst, nannte der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki Koeppens Roman Jugend von 1976 doch ein »vollendetes Fragment«.
Band 11 der Werke versammelt erstmals die von Wolfgang Koeppen hinterlassenen und bislang größtenteils ungedruckten Romanfragmente aus einem Zeitraum von über sechzig Jahren. Angefangen von Die Jawang-Gesellschaft aus den späten dreißiger Jahren über die Projekte Ein Maskenball sowie In Staub mit allen Feinden Brandenburgs aus den sechziger und siebziger Jahren bis hin zu den späteren, autobiographisch grundierten Texten Tasso oder die Disproportion (um 1980) und Das Schiff aus den späten achtziger und frühen neunziger Jahren.
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Band 11 der Werke versammelt erstmals die von Wolfgang Koeppen hinterlassenen und bislang größtenteils ungedruckten Romanfragmente aus einem Zeitraum von über sechzig Jahren. Angefangen von Die Jawang-Gesellschaft aus den späten dreißiger Jahren über die Projekte Ein Maskenball sowie In Staub mit allen Feinden Brandenburgs aus den sechziger und siebziger Jahren bis hin zu den späteren, autobiographisch grundierten Texten Tasso oder die Disproportion (um 1980) und Das Schiff aus den späten achtziger und frühen neunziger Jahren.
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58,00 €
Wolfgang Koeppen
Koeppen, WolfgangWolfgang Koeppen wurde am 23. Juni 1906 in Greifswald geboren und starb am 15. März 1996 in München. Nach einem elfjährigen Aufenthalt in Ortelsburg (Ostpreußen) kehrte er 1919 nach Greifswald zurück. Aus finanziellen Gründen musste er vom Gymnasium auf die Mittelschule wechseln, von der er ohne Abschluss abging. Danach versuchte er sich in ganz unterschiedlichen Berufen: in einer Buchhandlung, im Stadttheater in Greifswald. Als Hilfskoch kam er nach Schweden und Finnland, in Würzburg arbeitete er als Dramaturg. 1927 ließ er sich in Berlin nieder, wo er 1931 zwei Jahre als fest angestellter Redakteur beim Berliner Börsen-Courier arbeitete. Er schrieb Reportagen, Feuilletons, auch erste literarische Arbeiten entstanden. 1934 erschien sein erster Roman, Eine unglückliche Liebe. Im selben Jahr siedelte er in die Niederlande über. Hier begann er mit der Niederschrift des nicht vollendeten Romans Die Jawang-Gesellschaft. 1935 erschien der Roman Die Mauer schwankt, der jedoch kaum beachtet wurde. Er kehrte 1938 nach Deutschland zurück und arbeitete ab 1941 für die Bavaria-Filmgesellschaft in Feldafing am Starnberger See, 1945 siedelte er nach München über. 1948 erschien anonym das Buch Jakob Littners Aufzeichnungen aus einem Erdloch, zu dessen Neupublikation unter seinem Namen er erst 1992 zustimmte. 1951, 1953 und 1954 erschienen die drei Romane, die als die atmosphärisch genaueste Vergegenwärtigung des Klimas der Adenauer-Republik gelten: Tauben im Gras, Das Treibhaus und Der Tod in Rom. Koeppen verschaffte mit Nach Rußland und anderswohin, Amerikafahrt und Reisen nach Frankreich der Reiseliteratur in Deutschland hohes Ansehen.Medien
Kundenbewertungen
Das Treibhaus
Suizid im Bonner Ghetto
Als Mittelteil der «Trilogie des Scheiterns» gehört der 1953 veröffentlichte Roman «Das Treibhaus» von Wolfgang Koeppen zu den bedeutendsten Werken der deutschen Nachkriegsliteratur, er markiert gleichzeitig auch den Höhepunkt im Werk dieses Schriftstellers. Es folgte nichts Vergleichbares mehr, und so wurde es auch nichts aus den hochgespannten Erwartungen von Siegfried Unseld, der sich in Koeppen den Autor eines deutschen «Ulysses» erhofft hatte. Womit ein Stichwort schon gesagt ist, denn mir waren vor vielen Jahren beim ersten Lesen dieses Buches ebenfalls stilistische Ähnlichkeiten mit dem berühmten Roman von James Joyce aufgefallen. Wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg haben viele deutsche Autoren Werke geschrieben, die unter dem Begriff Trümmerliteratur subsumiert wurden, Koeppen gehörte wie auch Arno Schmidt zu den wenigen Schriftstellern, die sich im Duktus damals schon von deren sprachlicher Verknappung und thematischen Rückwärtsgewandtheit gelöst hatten.
Protagonist des Romans ist der ehemalige Journalist Felix Keetenheuve, der während des Dritten Reiches im Exil gearbeitet hatte, nach Kriegsende zurückkehrt war und später Abgeordneter des Deutschen Bundestages wurde. Die Handlung ist zeitlich auf wenige Tage begrenzt, in denen der Mittvierziger im D-Zug in die Hauptstadt fährt, um als Oppositionspolitiker an der wichtigen Abstimmung über die Wiederbewaffnung Deutschlands teilzunehmen. Die Beerdigung seiner jungen Frau Elke liegt da gerade hinter ihm, er hatte sie, deren Vater Gauleiter war und sich bei Kriegsende mit seiner Frau umgebracht hat, als herumstreunendes Mädchen in einem zerbombten Haus aufgegriffen, sie schließlich auch geheiratet. Durch seine politischen Verpflichtungen immer wieder vernachlässigt, war sie später alkoholsüchtig geworden, er fühlt sich nun schuldig ihr gegenüber. Für die Debatte wird ihm brisantes Material zugespielt, das er als pazifistisches Aushängeschild seiner Partei in der Rede überraschend einsetzen soll, um einen Eklat auszulösen. Gleichzeitig aber wird ihm seitens der Regierung ein geruhsamer Botschafterposten in Guatemala angeboten, offensichtlich nur um damit einen unbequemen Gegner loszuwerden. Keetenheuve ist ein parlamentarischer Sonderling, ein Schöngeist mit Sinn für Gedichte von Baudelaire, der sich keinem Fraktionszwang beugt, ein Freigeist, der die alten Strukturen restaurativ wieder hervorbrechen sieht im neuen Staate, und der resigniert erkennen muss, dass er daran rein gar nichts ändern kann. Er hält seine Rede, deren Zündstoff nicht mehr wirkt, weil die Regierung längst informiert ist und schon vorab dementiert hat mit allen ihr zu Verfügung stehenden Mitteln. Nach einem abendlichen Streifzug durch seine Stammlokale steht er auf der Rheinbrücke. «Er war sich selbst eine Last, und ein Sprung von dieser Brücke machte ihn frei.» heißt es dann im letzten Satz.
Natürlich ist dieser Roman auch ein Schlüsselroman, allen Dementis des Autors zum Trotz, dessen Camouflage natürlich nicht verdecken kann, dass Bonn gemeint ist als Regierungssitz (welche Stadt denn sonst?), Adenauer als Kanzler (es gab damals keinen anderen!), und auch Theodor Heuss und Kurt Schumacher sind selbst für politische Laien unschwer erkennbar. Das Bild, das da gezeichnet wird vom parlamentarischen Alltag und von den Ränkespielen im Hintergrund ist überaus desillusionierend, ein Ghetto von Berufspolitikern, Beamten, Journalisten, das wie ein Treibhaus hermetisch abgeschlossen ist von der Außenwelt, von der Lebenswirklichkeit. Und mittendrin Keetenheuve, der einsam und frustriert keinen Ausweg mehr weiß.
Koeppens assoziationsreiche Sprache ist nicht gerade flüssig zu lesen. Der systemkritische Roman aus den parlamentarischen Anfängen der Bundesrepublik ist gleichwohl ein wertvolles Zeitzeugnis aus diesem sehr speziellen Milieu, ein äußerst rares obendrein. Die Lektüre lohnt sich aber nicht zuletzt auch gerade wegen des unkonventionellen sprachlichen Stils.