Aufsteiger

ausgezeichnet

Der 'Aufsteiger' vom Insider Peter Huth zeichnet ein spannendes Bild über die Medienbranche. Peter Huth war in seinem ersten Leben bei verschiedenen bekannten Medienhäusern Deutschland beschäftigt. Er weiß wohl, wovon er schreibt. Die Hauptrolle im Buch spielt Felix Licht, immer nur der zweite Mann und plötzlich ist er auch noch der alte weiße Mann. Ein Verlegerehepaar mit Vorgeschichte, eine schöne, kluge und undurchsichtige Frau und ein schmieriger Anwalt mit aufwiegelnden Ansichten und Handlungen sind die wichtigsten Akteure. Die Geschichte spielt im Hier und Jetzt, nach Corona, mit Klimaaktivisten, bürgerliche Feministinnen und verschieden Themen die die Presse seither geflutet haben. Eine Liebesbeziehung rundet die ganze Geschichte ab.
Der Text ist so spannend geschrieben, ich habe es in kürzester Zeit gelesen und sehr genossen.
Auch das Cover passt wunderbar zum Buch.

Junge Frau mit Katze

sehr gut

Ich habe mich sehr auf das zweite Buch von Daniela Dröscher gefreut, nach ihrem wohlverdienten Erfolg mit Lügen über meine Mutter nun die erwachsene Tochter Ela in Junge Frau mit Katze.
Ela ist inzwischen eine Frau mit Anfang 30 die ihre Doktorarbeit eingereicht hat, arbeitet und auf ihre Ergebnisse wartet, wie viele andere auch.
Durch diesen Druck entwickelt Elas Psyche Krankheiten, es beginnt mit Halsschmerzen, dann ein Herzpoldern, Allergien usw.
Familie und Freunde haben oft Schwierigkeiten, mit Ela in ihrer Situation umzugehen.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man so wirklich krank werden kann.
Besonders gut gefallen haben mir die Zitate von Yoko Tawada die einzelne Kapitel des Buches trennen, ich werde garantiert ein Buch dieser Schriftstellerin lesen.
Daniela Dröscher hat ihren schönen Schreibstil beibehalten: flüssig und klar.
Auch das Cover passt wunderbar zum Buch.

Onigiri

sehr gut

Sehr schnell kam mir das berühmte Zitat von Tolstoi in Erinnerung als ich den Roman Onigiri von Yuko Kuhn las: Alle glücklichen Familien sind einander ähnlich, jede unglückliche Familie jedoch ist auf ihre besondere Weise unglücklich. Die Autorin erzählt aus der Ich-Perspektive im Hauptstrang von einer gemeinsamen und vermutlich letzten Reise mit ihrer dementen Mutter nach Japan in deren Geburtsstadt Kobe.
Jeder, der bereits länger mit dementen Menschen zu tun hatte, weiß, wie schwierig dies ist. Keiko erkennt vieles von früher wieder, aber alles, was vor einer Minute und in den letzten Jahren war, ist weg. Doch dies ist nicht alles, parallel dazu wird die schwierige Beziehung zum Exmann und dessen Eltern erzählt.
Mich hat das Buch sehr berührt, manches erlebe ich gerade selbst und anderes lässt mich nur staunen.
Ich kann jedem, der auch nur eine kleine Schwäche für Japan hat, dieses Buch ans Herz legen.

Kokoro

ausgezeichnet

Dieses in zartem hellblau gehaltene Buch ist zu lesen wirklich inspirierend, da die Autorin Beth Kempton mit uns ihre Reise durch Japan und auch durch ihr Leben teilt.
Während wir die verborgene Schönheit eines geheimen Japans abseits der touristischen Pfade entdecken, werden wir auch eingeladen, tief in unsere eigenen Lebenserfahrungen einzutauchen und zu erforschen, was wir daraus lernen können.
Nach traumatischen Verlusterfahrungen begibt sich die Verfasserin auf eine Pilgerreise zu drei heiligen Bergen.
Mir persönlich mit ausgeprägter Japanvorliebe haben die kokoro-Übungen am Ende einzelner Kapitel besonders gefallen, ein innehalten und reflektieren des eigenen Seins.
Lass dich also von der Magie der Worte und ihrer Poesie verzaubern, und vergiss dabei nicht, dich in die schöne Welt deines eigenen 'kokoro' einzubringen!

Ein ungezähmtes Tier

ausgezeichnet

Wer ist das ungezähmte Tier in Joël Dickers gleichnamigem Roman?
Im kleinen feinen Ort Colongny nah beim Genfer See lebt das perfekte Paar Sophie und Arpad Braun: zwei wunderbare Kinder, schön, beruflich erfolgreich und vermögend. Er Vermögensberater bei einer Privatbank und sie ist Anwältin mit einer eigenen kleinen aber feinen Kanzlei. Über die Kinder freunden sie sich mit dem Polizisten Greg und seiner als Verkäuferin arbeitenden Frau Karine an. Diese wohnen ganz in der Nähe in einem Reihenhaus , da sie geerbt haben. Das Häuschen, spöttisch Warze genannt ist nett, jedoch kein Vergleich zum Glashaus der Freunde Sophie und Arpad. Karine bewundert Sophie und Greg ist heimlich verliebt in diese. Jedoch wo soviel Licht ist, ist noch mehr Schatten. Nichts ist wie es scheint.
Dicker spielt rasant mit verschiedenen Zeitebenen und Perspektiven, das ist anstrengend aber hält deshalb auch den Spannungsbogen bis zum Ende.
Ein äußerst gelungenes Buch.

Wut und Liebe

ausgezeichnet

Die bildschöne Camilla da Silva trennt sich nach einer wunderbaren gemeinsam verbrachten Nacht von ihrem Liebsten Noah Bach. Noah ist ein brotloser Künstler und Camilla füttert ihn schon lange durch, geplant bis zu seinem Durchbruch, doch der kommt wohl nicht so schnell. Camilla, über 30 will lieber eine sichere Zukunft mit einem reichen Mann als die große Liebe mit einem Partner ohne Einkünfte. Zudem ist sie in ihrem Job auch nicht glücklich. Beide leiden sehr, Camilla setzt zaghaft ihre Pläne um und Noah ertränkt seinen Kummer in einer Bar. Dort trifft er die ältere herzkranke Betty die ebenfalls Liebeskummer hat, ihr Mann verstarb vor einiger Zeit. Diese macht ihm einen ungewöhnlichen Vorschlag.
Die Handlung ist zügig, zeigt all zu menschliche Abgründe bei jeder der Figuren.
Dieses Buch von Martin Suter ist schnell gelesen, auch ohne sich viel Gedanken zu machen aber es macht Spaß.

Hatokos wunderbarer Schreibwarenladen

ausgezeichnet

Das feine, stimmige Cover hat mich zum Lesen dieses wunderbaren Buches inspiriert und ich habe es nicht bereut.
Im Buch „Hatokos wunderbarer Schreibwarenladen“ geht es um das Amt einer öffentlichen Schreiberin. Das Buch ist im hier und jetzt angelegt, deshalb glaubt doch in der westlichen Welt keiner mehr, dass es so etwas wirklich noch gibt. Nach dem Lesen dieses Buches ist es jedoch klar: mit Schönschrift und Kalligraphie wird unsere Welt freundlicher und schöner. Hatoko überlegt bei jedem Brief ganz genau was sie verwendet: Papier, Schreibwerkzeug, Briefmarke etc. und das richtige Gefühl auszudrücken und ja, auch bei mir hat es etwas sensibilisiert. Sehr gut gefällt mir der Ort der Handlung Kamakura den ich vor kurzem selbst besucht habe. Hätte ich das Buch vorher gelesen hätte ich auch den Schreibwarenladen gesucht.
Das Buch liest sich angenehm leicht und flüssig und ist auch was für Leute die nicht so mit der japanischen Literatur vertraut sind, deshalb werde ich es auch mehrmals verschenken.

Die blaue Stunde

ausgezeichnet

Dies ist nicht mein erstes Buch von Paula Hawkins und hoffentlich auch nicht das Letzte. Wer ruhige psychologische Thriller mag ist bei ihr genau richtig.
Die Handlung ist ist simpel: Im Nachlass der Verstorbenen Künstlerin Vanessa Chapman wird ein menschlicher Knochen entdeckt. Von wem ist dieser Knochen? Der Kurator der Sammlung James Becker wird auf die abgelegene Insel Eris Island geschickt, dem letzten langjährigen Wohnort der Künstlerin. Dort lebt deren Vertraute und Freundin Grace. Nach und nach kommen Geheimnisse und Verletzungen zu Tage.
Die Geschichte wird abwechselnd von Grace und James erzählt und dazwischen werden Tagebucheinträge der Künstlerin gelesen.
Die Spannung steigt bis zum Schluß.
Ich habe diese Geschichte als Hörbuch genossen und kann die Stimmen von Britta Steffenhagen und Christiane Marx nur empfehlen.

Das Lieben danach

sehr gut

Die im letzten Drittel ihres Lebens stehende Autorin Helene Bracht berichtet in dem Buch „Das Lieben danach“ schonungslos von ihrer eigenen Missbrauchserfahrung als Kind durch den Nachhilfelehrer. Da die Eltern selbst eine schwierige Sexualität kriegsverletzungsbedingt leben, verschließen sie die Augen und ignorieren Anzeichen. Die meisten Kapitel werden aus der ich-Perspektive erzählt, dann werden wieder Abschnitte aus Wissenschaft und Statistik dazwischen geschoben. Für mich war dieses Buch nicht leicht zu lesen obwohl der Schreibstil klar, fast schmucklos ist. Das Thema hat mich einfach zu sehr mitgenommen. Wunderschön ist das Cover: Pfingstrosenknospen beim Erblühen – ein Zeichen?
Dieses Buch ist wie ein Befreiungsschlag für die Autorin die den Beruf einer Psychologin ergriffen hat. Für mich als Leser jedoch wieder eine Erfahrung, dass man sich nicht von einem wunderschönen Cover und Titel blenden lassen soll.

Drei Wochen im August

gut

Elena erhält von ihrer Chefin das Angebot im Sommer drei Wochen in einem Haus in Südfrankreich am Meer zu verbringen. Elena bittet ihre Babysitterin Eve sie und die beiden Kinder zu begleiten.
Tochter Linn, vor pubertär nimmt sich als Begleitung eine neue Freundin mit.
Mein Gefühl war, dass Elena nicht mit ihren speziellen Kindern allein sein wollte und auch Frauenfreundschaft sucht, aber ist sie da bei Eve richtig?
Im Buch wechseln sich die Kapitel aus der Sicht der beiden Frauen ab, meist die identische Situation aus unterschiedlicher Betrachtung und Bewertung.
Während des ganzen Buches wartet man darauf, dass etwas Schlimmes passiert, es ist immer eine latente Bedrohung vorhanden. Doch es passiert einfach nichts, nichts Außergewöhnliches.
Am Anfang erzeugt es eine Spannung, man will immer weiter lesen, nach Seite hundert kommt dann die Enttäuschung.

An sich ist das Buch sehr schön geschrieben und liest sich auch flüssig, aber für mich einfach zu lang, schade.