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Liane D.

Bewertungen

Insgesamt 62 Bewertungen
Bewertung vom 11.09.2025
Der Absturz
Louis, Édouard

Der Absturz


ausgezeichnet

Das Buch “Der Absturz” von Édouard Louis erzählt schonungslos, ehrlich und allumfassend die Auswirkungen von Alkoholsucht und wie diese ganze Familien, Beziehungen und den Menschen selbst zerstören können.

Sehr einfühlsam beschreibt Édouard Louis das Leben seines Bruders in all seinen verschiedenen Stadien.
Er zeigt ihn als ursprünglich sehr feinfühligen und verträumten Menschen, der stets nach Anerkennung und Liebe suchte.
Aufgewachsen in einer einfachen Familie und vom eigenen Vater verlassen, schafft es der Bruder nicht, sich aus dem steten Gefühl des Mangels zu entwickeln.
Und dabei bekommt er viele Chancen und Hilfestellungen.
Letztendlich ist der Griff zur Flasche jedes Mal der Schritt zur eigenen Zerstörung, bis hin zur totalen Selbstaufgabe.

Das Buch erzählt aber auch von der Ohnmacht, in welcher sich er selbst, der jüngere Bruder, befindet, wie er immer wieder der Annäherung und Treffen zustimmt, bis zu dem Punkt an dem er beschließt, seinen Bruder nicht mehr sehen zu wollen und zu können.

Dem Autor war es ein Anliegen, seine eigene Familiengeschichte und die daraus resultierende Tragödie aufzuarbeiten, um sie hinter sich lassen zu können.
Er hat dazu recherchiert, sich in die seelischen und psychischen Abgründe seines Bruders begeben und hat versucht nachzuvollziehen und zu ergründen, warum er mit 38 Jahren starb und was in all den Jahren dieses Lebens geschah.

Mich hat das Buch mit dem Thema Sucht/ Alkohol sehr berührt und emotional angesprochen.
Oftmals als Tabu übergangen, spricht der Autor sehr direkt über die durchlaufenen Metamorphosen seines Bruders bis hin zum Tod, erzählt erschütternd über dessen Gewaltbereitschaft und seine Entwicklung hin zur äußeren wie inneren Unkenntlichkeit.

Ein sehr gutes und wichtiges Buch.

Bewertung vom 28.08.2025
Adlergestell
Laabs, Laura

Adlergestell


ausgezeichnet

Überraschend gut!

Der Roman "Adlergestell" von Laura Laabs nimmt uns mit zurück in die Zeit des Mauerfalls und der Wende.
Die plötzlichen Veränderungen spüren und erfahren buchstäblich am eigenen Leib die 3 Mädchen, von denen in diesem Buch berichtet wird. Lenka, Chaline und die Erzählerin selbst wachsen in einem Ostberliner Randgebiet auf, an einer Ausfallstraße namens Adlergestell. Diese längste Straße bringt Menschen zueinander und voneinander weg.
Sie kommen aus unterschiedlichen Milieus, welche in dem Buch im einzelnen beleuchtet und beschrieben werden und werden Freundinnen.

Für alle 3 beginnt mit der Einschulung ein neuer Lebensabschnitt, insbesondere auch deswegen, weil plötzlich nichts mehr so ist wie es zuvor einmal war.
So versucht sich eine Jede durch diese neue Zeit so gut es geht hindurch zu hangeln, ohne Schaden zu nehmen- ein wenig orientierungslos jedoch.
Denn die jeweiligen Eltern geben wenig Halt und können keine Richtung weisen, leben sie doch in ihren eigenen und schwierigen Welten und haben sich bereits aufgegeben.
Die Lehrerin, verstrickt in ihren eigenen Komplexen, kann sich in ihrer Rolle weder behaupten noch durchsetzen, was dazu führt, dass die Schüler nur bedingt Respekt vor ihr zeigen.
All diese Personen (Eltern, Großmutter, Tante, Lehrer) werden genau analysiert. Ihr früheres Leben und die Ursachen, die zum jetzigen Zustand führen, werden beschrieben. Somit bekommt der Leser ein tieferes Verständnis und kann Handlungen und Verhalten besser nachvollziehen bzw. verstehen.

Die 3 Mädchen durchlaufen jeweils enorme Metamorphosen und sind auf der Suche nach Antworten, nach Halt, nach Geborgenheit und nach Anerkennung, was in diesem Wandel der Zeit 1990 ihnen niemand zu geben vermag.
Oftmals findet genau diese Suche einen etwas merkwürdigen Ausdruck und sie suchen auf ihre Weise nach den Grenzen und neigen zu extremen Handlungen.
Sie sind frei, das ganze Leben liegt vor ihnen und sie haben bessere Chancen als ihre Mütter und Großmütter. Aber wie lebt man diese angebliche Freiheit? Als ebendiese Grenzen aufweist, kommt es zur Eskalation.

Der Autorin Laura Laabs ist es meisterhaft gelungen, auf interessante, spannende, anschauliche, empathische und durch und durch menschliche Weise zu beschreiben, wie sich die Zeit der Neuausrichtung zwischen Ost- und Westdeutschland- exemplarisch an den Beispielen der 3 Freundinnen- anfühlen konnte.
Sie hat dabei menschliche Abgründe und tief sitzende Ängste beschrieben und Fragen aufgeworfen, für die es von den Erwachsenen so oft keine Antworten gibt.

Entstanden ist ein überraschend guter Roman, der wie aus dem Leben gefallen zu sein scheint und den ich voller Erwartung verschlungen habe.
Wortgewaltig, tiefgründig und sehr authentisch- eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 22.08.2025
Junge Frau mit Katze
Dröscher, Daniela

Junge Frau mit Katze


gut

Der neue Roman von Daniela Dröscher "Junge Frau mit Katze" setzt am vorherigen Roman, den ich geliebt habe zu lesen, an.
In diesem wird das Leben der inzwischen erwachsenen Tochter Ela aus ihrer Perspektive erzählt.
Sie lebt mit ihrem verschmusten und sensiblen Kater zusammen und Elas Leben besteht hauptsächlich aus Lernen.
Die Schatten des Familiengefüges scheinen sich auf Elas Leben zu senken, denn trotz eines sehr erfolgreichen Weges den sie beschreitet, steht sie unter enormem Druck und steckt voller Selbstzweifel.
Kurz vor der Abgabe ihrer Doktorarbeit stellt Ela in Frage, ob sie gut genug ist, dem akademischen Kreis beizutreten.
Hier zeigt sich die Scham über die Herkunft und die Einfachheit ihrer Familie, denn selbst Elas Mutter stellte ihr eigenes Licht stets buchstäblich unter den Scheffel und verhinderte somit das zu werden, was sie hätte sein können.

All dies scheint für den körperlichen und mentalen Zusammenbruch verantwortlich zu sein, der sich nun einstellt.
Es beginnt eine nicht enden wollende Suche nach der Ursache bei diversen Ärzten, die natürlich nie ganzheitlich nachsehen.
Symptome werden geschildert, Befindlichkeiten genauestens erläutert und Untersuchungen in die Wege geleitet. Auf ausführlichste Art beschreibt die Autorin die Prozedere bei all den Arztbesuchen und ich, als Leserin habe mich dabei wiederholt gefragt, ob das dem Roman zuträglich ist.
Hilfreich steht Ela ihre beste Freundin Leo zur Seite, indem sie ihr häufig den Kopf wäscht, klar den Weg weist und den Rücken stärkt.
Auch Elas Bruder spielt eine wichtige Rolle in ihrem Leben und trotz der großen räumlichen Distanz (er lebt in Japan), sind sich die Geschwister sehr nah.

Mir gefällt nach wie vor der Schreibstil der Autorin sehr gut.
Auch das Buchcover finde ich großartig und gelungen.
Für meinen Geschmack findet jedoch das Thema Krankheit und die Suche nach den Ursachen zu viel Beachtung, da es sich zu zäh durch das gesamte Buch zieht und eine düstere Stimmung erzeugt.
Krankheit macht das Leben der Protagonistin aus und erweckt den Eindruck, eine Flucht aus dem Leben darzustellen und in eine Hypochondrie zu führen.
Das konnte mich nur wenig überzeugen.
An den ersten Roman "Lügen über meine Mutter" reicht der neue Roman leider nicht heran.

Bewertung vom 08.08.2025
Deckname: Bird
Doughty, Louise

Deckname: Bird


ausgezeichnet

Vielseitig, fesselnd und sehr kurzweilig!

“Deckname Bird” ist ein im Suhrkamp Verlag erschienener Thriller, der von der Autorin Louise Doughty geschrieben wurde und mich von Anfang bis Ende inhaltlich und sprachlich in seinen Bann ziehen konnte.

Die Protagonistin des Buches, Heather Berriman, arbeitet in einer Abteilung die sämtliche Geheimdienste überwacht und korruptes Verhalten aufdecken soll. Als sie die Abteilung von London nach Birmingham zu wechseln ersucht wird, angeblich um dadurch eine Beförderung zu erfahren, stellt sie schnell fest, dass der neue Vorgesetzte ein merkwürdiges Spiel spielt und Verhalten an den Tag legt.
Im Privatleben glücklos und immer auf der Flucht, kauft sich Heather ein großes Haus, um unabhängig zu sein und eine Aufgabe zu haben. Dieses erweist sich jedoch im Nachhinein als eine nicht enden wollende Baustelle und Katastrophe, da es eine finanzielle Katastrophe bedeutet, derer sie kaum gewachsen ist.
Ihr Vorgesetzter, Kieron, der auf welche Art auch immer, davon Wind bekommt, schließt ein gewisses Stillschweigen mit ihr. Er beginnt ihren Kredit hin und wieder mit gewissen Geldern, die offenbar nicht sichtbar werden sollen, zu tilgen. Als Gegenleistung muss Heather ihm buchstäblich zu Diensten sein.

Als bei einem angekündigten Gruppenmeeting dann die Rede davon ist, dass die gesamte Belegschaft der Abteilung unter einem Verdacht steht und sich einer Überprüfung unterziehen soll, ahnt Bird, dass es sich dabei um sie selbst handelt.

Sie flieht in wenigen Sekunden, setzt nach allen Regeln der Kunst ihre Möglichkeiten der Täuschung und Tarnung ein, um unerkannt das Land zu verlassen und unterzutauchen.
Doch sie wird verfolgt. Ein Killer ist auf sie angesetzt. Es geht um Leben und Tod.

Dieses Buch hat mich sehr beeindruckt. Die Hauptfigur wird mit all ihrem Fühlen und Denken sehr gut aufgebaut und beschrieben. Ich habe zum Teil das Gefühl verspürt, in ihrer Haut zu stecken und nicht nur bei der Flucht mit Heather gefiebert, gelitten und gefühlt.
Mir hat auch sehr gut gefallen, dass die Freundschaft mit Flavia eine so große Rolle spielte und nicht nur die Agentin im Focus stand, sondern der Mensch Heather, mit aller Verletzlichkeit.
Ein spannendes und fesselndes Werk ist entstanden, welches ich nur zu gern weiter empfehlen werde.

Bewertung vom 15.07.2025
Gesellschaftsspiel
Zwickau, Dora

Gesellschaftsspiel


gut

Auf das Buch “Gesellschaftsspiel” von Dora Zwickau, die mit diesem vielsagenden Titel ihr erstes Buch veröffentlicht, hatte ich mich gefreut und eine gewisse Erwartungshaltung geknüpft.

Das Buch machte für mich einen sehr guten ersten Eindruck. Mir gefielen das Cover und die Buchidee sehr gut.
Die Umsetzung des Themas, die Vorstellung der Protagonisten und der Schreibstil haben mich allerdings enttäuscht.

Inhaltlich wird von dem Ereignis der todkranken Mutter berichtet, welches die beiden Töchter und die Schwester der Mutter aus großer räumlicher als auch emotionaler Distanz zueinander führt, jedoch keinesfalls einander näher bringt.
Sie versuchen sich als Familie zu arrangieren, was jedoch wenig überzeugt und auch keinesfalls gelingt.
Zu allem wird noch bekannt, dass am Ort der Handlung, Weimar, ein Update der derzeitigen Gesellschaft revolutionäre Perspektiven aufzeigen soll. Und zwar per App.

Wechselnd wird aus der jeweiligen Perspektive von Dagmar (Schwester), Isabelle (Tochter) und Annika (Tochter) berichtet.
Leider konnte ich mich weder in die Geschichte einfühlen, noch mich in die Lage der Charaktere hinein versetzen.
Das Buch hat mich leider wenig begeistern können.

Bewertung vom 23.06.2025
Die Hummerfrauen
Gerstberger, Beatrix

Die Hummerfrauen


ausgezeichnet

Der Roman “Die Hummerfrauen” von Beatrix Gerstberger hat mich berührt und mir sehr gut gefallen.
Er ist voller Herzlichkeit, Humor und Wärme erzählt. Mit der lebendigen Erzählweise ist es der Autorin gelungen, uns ganz und gar mit zum Ort des Geschehens zu nehmen und in das dortige Leben eintauchen zu lassen.

In einem kleinen Fischerdorf wird uns vom dortigen rauen Leben der Hummerfischer und deren Familien, sowie all den Touristen erzählt, die Jahr für
Jahr nach Main kommen.

Wir lernen Ann kennen, die sich irgendwann aus dem Stadtleben heraus zurückzog und mit ihrer großen Liebe hier neu anfing, sich nach der Trennung ihrer Partnerin zurückzog und sich ihren Lebensunterhalt als Hummerfischerin verdingte und ihr Haus mit Mr. Darcy, einem blauen Hummer, teilt, den sie sehr liebt.
Ihr wird eines Tages die junge Frau Mina gebracht, welche nach einem Bootsunfall am Strand angespült wird und um die sie bei sich aufnimmt.
Mina, die als kleines Mädchen regelmäßig hier Urlaub machte, findet hier Halt das Gefühl, zu Hause zu sein und sie trifft den Jungen wieder, mit dem sie damals so viel Zeit verbrachte.

Und da ist noch eine weitere Frau, die sich nach einem schweren Unfall zurück in das Leben kämpft und sich von ihrem Ziel, Hummerfischerin zu werden, nicht abbringen lässt. Julie ist patent, ehrlich und bodenständig.

Alle 3 Frauen sind grundverschieden und sehr sympathisch. Alle 3 verbindet eine immer tiefer wachsende Freundschaft, die Liebe zum Meer und die Hummerfischerei.

Eine durch und durch lesenswertes und sehr schönes Buch.

Bewertung vom 06.06.2025
Durch das Raue zu den Sternen
Kloeble, Christopher

Durch das Raue zu den Sternen


ausgezeichnet

Das Buch von Christopher Kloeble “Durch das Raue zu den Sternen” ist ein zutiefst bewegendes, melancholisches und überaus ermutigendes Buch, was mich tief berührt hat und mir sehr zu Herzen gegangen ist.

Arkadia, 13 Jahre alt, die den Spitznamen Moll trägt (welcher so gut zu ihrem Wesen und ihrer Mentalität passt), ist ein musikalisch hochbegabtes Mädchen.
Im Buch tauchen wir ein in Arkadias Leben, in ihr Denken und Fühlen, ihre Traurigkeit und die außergewöhnliche Fähigkeit, sich immer wieder neu zu erschaffen.
In einem kleinen bayrischen Dorf lebend, hat Arkadia keinen sehnlicheren Wunsch, als im weltberühmten Knabenchor proben und auftreten zu dürfen.
Dieses wahre Bedürfnis entstand vor allem aufgrund der Tatsache, dass Arkadias Mutter plötzlich nicht mehr da ist und der Vater nur noch weint.
Das Mädchen sieht sich in der Verantwortung, diesen Zustand mit ihrem Einsatz zu ändern und ihre Mutter, die selbst eine erfolglose Komponistin ist, stolz zu machen, indem sie es nur irgendwie möglich machen kann, in dem Chor zu singen.
Arkadia ist überzeugt, dass dann alles gut wird und ihre Mutter nach Hause kommt.

Mit größten Entbehrungen, beinahe schon übermenschlichen Anstrengungen und dem Brechen von Regeln, gelingt es Arkadia dem Chor beizutreten, wenngleich die Auflagen enorm sind für ein so junges Mädchen.

Dem Autor ist es gelungen, eine tiefe berührende Atmosphäre zu schaffen, die es mir ermöglicht hat, mich in das Buch einzufühlen.

Ein wunderbarer und sehr lesenswerter Roman über das Leben, über Leid und Hoffnung, Zugehörigkeit und Mut.

Bewertung vom 12.05.2025
Merci Agneta / Neuanfang auf Französisch Bd.2
Hamberg, Emma

Merci Agneta / Neuanfang auf Französisch Bd.2


ausgezeichnet

Mir hat der neue Roman von Emma Hamburg “ Merci Agneta” sehr gefallen.
Agneta, die Schweden verlässt und ein neues Leben in Frankreich beginnt, hat sich wie ein Vogel gemausert und eine Schlange gehäutet, hat ihr altes Leben hinter sich gelassen und eine Metamorphose vollzogen. Diese Beschreibung passt sehr gut zu ihrer inneren wie auch äußeren Veränderung.
Mit leichter Feder beschreibt die Autorin so sanft und zart und bildhaft das Leben von Agneta. Der Schreibstil dabei ist so angenehm, dass man von der Geschichte fasziniert und in das Geschehen buchstäblich eingesogen wird.
Sehr gefallen hat mir auch die etwas kritische Beziehung zur Mutter, der Agneta sich versucht zu entziehen, da diese versucht sie zu einer Kopie ihrer selbst zu machen. So wie es ihr mit ihrer Schwester bereits gelungen ist, widersetzt sich Agneta und bewahrt sich ihre eigene Identität.
Ein durch und durch lesenswerter Roman.

Bewertung vom 03.05.2025
Wut und Liebe
Suter, Martin

Wut und Liebe


sehr gut

Der neue Roman von Martin Suter “Wut und Liebe” liest sich schnell, ist unterhaltsam, hinterlässt jedoch wenig Eindruck.
Die Geschichte nimmt zum Ende des Romans eine unerwartete Wendung, die etwas Salz in das Geschehen bringt.

Mir gefallen das Cover zum Buch, der Schreibstil und darüber hinaus, dass der Roman in 3 Teile und einzelne Kapitel unterteilt ist.
Was mich weniger überzeugt ist die Unterwürfigkeit, mit welcher der Hauptprotagonist seiner Lebensgefährtin gegenübertritt. Meinem Empfinden nach hätte seiner Figur eine Portion mehr Stolz und Würde gut gestanden.
Auch fehlt mir etwas mehr Tiefgang bei der Erzählung.

Der Roman handelt von einem wenig erfolgreichen Künstler und dessen Lebensgefährtin Camilla.
Camilla liebt Noah zwar, doch ist es das Leben mit ihm, was sie sich als ein anderes erträumt, da er mittellos und von ihrem Gehalt abhängig ist.
Sie verlässt ihn, um Abstand zu bekommen und Klarheit über ihre Gefühle zu gewinnen.
Noah, völlig verzweifelt und unglücklich, betrinkt sich in einer Bar, als er die wesentlich ältere Witwe Betty kennenlernt.
Sie unterhalten sich über das, was den Anderen bewegt und Betty macht Noah ein Angebot, was etwas zweifelhaft ist, denn er soll einen Menschen töten.
Sie will ihm eine hohe Summe zahlen, wenn er einen ihr verhassten Mann aus dem Weg zu räumen bereit ist, da dieser für das Ableben ihres Ehemannes verantwortlich sein soll.
Mit diesem Geld, so der Anreiz, könnte er Camilla beeindrucken und zurück gewinnen.
Letztendlich entwickelt es sich alles anders.
Man legt das Buch beiseite, freut sich einen Moment darüber, hat jedoch inhaltlich keinen Nachhall.

Bewertung vom 15.04.2025
Schwebende Lasten
Gröschner, Annett

Schwebende Lasten


ausgezeichnet

Der neue Roman “Schwebende Lasten” von Annett Gröschner ist ein tief bewegendes, trauriges und dennoch ermutigendes Buch über den endlosen Kampf um die eigene Existenz und die der ganzen Familie in Zeiten von Krieg und Unmenschlichkeit.

Die Autorin stellt uns in ihrem Roman die Protagonistin Hanna vor, die wir durch das gesamte Buch begleiten dürfen und die bei ihren Halbschwestern in eher lieblosen Verhältnissen aufwächst.
Doch Hanna liebt Blumen und eröffnet als sehr junge Frau einen Blumenladen, in dem sie sich sehr wohl fühlt. Zu den Blumen hat sie ein besonderes Verhältnis, weiß genau, welche zu welchem Anlass zu binden und mit welch anderer Art zu kombinieren ist und spricht mit ihren Blumen, die ihr so viel näher sind als die Menschen, die sie oft nicht versteht. Sie ist äußerst geschäftstüchtig, auch wenn das Geld nie ausreicht.
Hanna heiratet Karl, wird mehrfach Mutter, hat mehrere Fehlgeburten und verliert 2 von 6 geborenen Kindern, muss aufgrund des nahenden Krieges den Blumenladen aufgeben und kämpft sich irgendwie immer bemerkenswert durch.
Sie verliert ihren Sohn bei einem Luftangriff und wird immer wieder an ihn denken. Johannes hieß er und war ihr seltsam fremd und dennoch verwindet sie dessen Tod schwer und wird immer wieder heimgesucht von den Gedanken, dass sie einander ganz nah sind.
Ihr Mann, der zwar als für den Krieg untauglich geschrieben wurde, verliert bei seiner Arbeit ein Bein und ist für Hanna nun keinerlei Unterstützung mehr.
Doch Hanna lässt sich nicht entmutigen.
Sie macht einfach das was nötig ist, um das Überleben ihrer Familie zu sichern.
Später, als der Krieg längst zu Ende ist, wird die starke Frau Kranführerin.
Sie, die selbst von sich sagte, dass sie nicht mimosenhaft sein wolle, auch wenn sie Mimosen mochte und die Blumen ihrem Wesen ähnelten, da sie nur scheinbar empfindlich waren, hatte Höhenangst und zitternde Knie bevor sie die Sprossen zur Kabine des Krans erklomm.
Sie erarbeitete sich jedoch über Jahrzehnte hin den Respekt in dem sonst von Männern geführten Berufszweig und hatte von ihrer Vogelperspektive einen guten Überblick über die Menschen und ihre Verhältnisse.

Hanna wird zu einer Heldin als eine von vielen Frauen im 20. Jahrhundert, die sich tagtäglich durch alle Widrigkeiten hindurch kämpften und denen unser ganzer Respekt und unsere tiefe Hochachtung.

Mich hat das Buch tief bewegt. Ich kann nur staunen, was in ein Menschenleben alles hineinpasst und wie viel man aushalten kann, ohne daran zu zerbrechen.
Ein meisterhaft erzähltes Buch über ein Jahrhundert mit 2 Kriegen, Diktaturen, Niederlagen, menschlichen Verlusten, Verzweiflung, Aufopferung, Traurigkeit, Krankheit Zusammenhalt, Zähigkeit die besondere Bindung und Liebe zu Blumen- die Kraft und die Geschichten die daraus entstanden.