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Benutzername: 
Magda
Wohnort: 
Köln

Bewertungen

Insgesamt 239 Bewertungen
Bewertung vom 15.01.2025
Wir finden Mörder Bd.1
Osman, Richard

Wir finden Mörder Bd.1


ausgezeichnet

Von Richard Osman habe ich noch nichts gelesen, habe jedoch vor, den Donnerstagsmordclub zu lesen, da mir der Auftakt seiner neuen Reihe „Wir finden Mörder“ gut gefallen hat, und das obwohl ich Cosy Crime normalerweise nicht gerne lesen, da ich den Klamauk in diesem Genre oft als zu absurd und unrealistisch empfinde.
Amy ist Personenschützerin, sie bewirbt sich um einen Job bei der berühmten Krimiautorin Rosie d'Antonio. Die beiden verstehen sich auf Anhieb und als Amy verdächtigt wird, mehrere Morde begangen zu haben, ist Rosie sofort bereit, Amy bei der Suche nach dem wahren Täter zu unterstützen.
Aus dem Duo wird schnell ein Trio, als Amys Schwiegervater Steve, ein ehemaliger Polizist, hinzugezogen wird. Eigentlich ist Steve ein Couch Potato, der ungern seinen Heimatort verlässt und damit zufrieden ist, entlaufene Hunde wiederzufinden oder tagelang Personen zu beobachten, um sie im Auftrag seiner Kunden zu überführen. Seit dem Tod seiner geliebten Frau Debbie lebt er allein mit Kater Trouble.
Seiner Lieblingsschwiegertochter zuliebe steigt er in Rosies Privatjet und fliegt zu ihr nach South Carolina. Die drei finden heraus, dass mehrere Influencer in der Nähe von Amys Einsatzorten getötet wurden und an den Tatorten Amys DNA gefunden wurde. Ihre Suche nach dem wahren Mörder führt sie unter anderem nach Dubai und Dublin.
Zwischen den einzelnen Kapiteln lesen wir E-Mails des Mannes, der die Morde in Auftrag gegeben hat, die Amy untergeschoben werden sollten. Er verschleiert seine Identität, indem er die E-Mails von Chat GPT „im Stil eines englischen Gentlemans“ formulieren lässt.
Die drei geraten in viele gefährliche Situationen mit Geldschmugglern und anderen Verbrechern. Mit Geschick und Scharfsinnigkeit schaffen sie es jedes Mal, heil davonzukommen.
Ich mag den Schreibstil und den typischen britischen Humor sehr, oft habe ich geschmunzelt oder laut aufgelacht, so z.B. als ein Auftragskiller seinen Auftrag nicht ausführen kann, da er nicht weiß, ob er Amy oder Steve umbringen soll – schließlich lautet sein Auftrag, die Person umzubringen, die in Rosies Begleitung ist.
Mein Lieblingscharakter ist Steve, er ist ein so liebenswerter und gutmütiger Mensch. Bei den Gesprächen mit seiner verstorbenen Frau hatte ich ein Tränchen im Auge. Schade, dass er mit seinem Sohn Adam keine Gemeinsamkeiten hat, und die beiden sich nichts zu sagen haben, umso mehr freut es mich, dass er in Amy eine verwandte Seele gefunden hatte.
Die beiden Sprecher fand ich großartig, insbesondere den Haupterzähler, der den Großteil eingelesen hatte. Ich freue mich, endlich ein Buch von Richard Osman gelesen bzw. gehört zu haben, freue mich auf die Nachfolgebände und möchte demnächst unbedingt den Donnerstagsmordclub lesen.

Bewertung vom 15.01.2025
Das Vermächtnis der Apfelblüte
Rose, Livia

Das Vermächtnis der Apfelblüte


gut

Auf das Vermächtnis der Apfelblüte bin ich durch das wunderschöne Cover aufmerksam geworden und auch der Klappentext hat mich angesprochen, da ich gern Bücher lese, die auf mehreren Zeitebenen spielen. Die Geschichte Josephines im Jahr 1920 hat mir gut gefallen, die von Eliza und Harrold fand ich sehr vorhersehbar.
Eliza lebt seit zehn Jahren in London, sie wird von ihrer Großtante Mildred gebeten, nach Appleton Valley an der amerikanischen Ostküste zu kommen, wo sie ihre Kindheit verbracht hatte. Mildred möchte, dass Eliza die Vergangenheit ihrer Urgroßmutter Josephine erforscht und das Rätsel um das Erbe der Apfelplantage löst. In Appleton Valley trifft Eliza Harrold wieder, in den sie damals in Appleton Valley sehr verliebt war. Harrold hilft ihr dabei, die Ereignisse aus der Vergangenheit zu rekonstruieren, dabei flammt ihre alte Liebe neu auf.
1920: Josephine kommt als Gouvernante nach Amerika, sie soll die beiden Stiefkinder des Plantagenbesitzers Mayfield betreuen. Dieser ist kürzlich verstorben, er hat seine Ehefrau, zwei Stiefkinder und Nathaniel, seinen Sohn aus erster Ehe hinterlassen. Nathaniel ist kriegsversehrt, seine linke Gesichtshälfte ist zerstört, er lebt sehr zurückgezogen in einem kleinen Häuschen auf dem weitläufigen Anwesen. William und Josephine verlieben sich ineinander, eine Liebe, die der amtierenden Mrs. Mayfield ein Dorn im Auge ist. Sie möchte, dass ihr Sohn die Plantage erbt. Der Hauslehrer unterstützt sie bei einer fiesen Intrige.
Der Handelsstrang in der Vergangenheit hat mir gut gefallen, im Gegensatz zur Handlung in der Gegenwart, die fand ich stereotyp und vorhersehbar.
Bei einem historischen Roman hätte das Leben auf einer Apfelplantage an der amerikanischen Ostküste im Jahr 1920 ausführlicher beschrieben werden müssen, es gab nur einige wenige Hinweise auf den Ersten Weltkrieg im Zusammenhang mit Williams Verletzungen.
Für mich war das Buch leichte Unterhaltung, die ich ausschließlich dem Genre Liebesromane zuordnen würde.

Bewertung vom 11.01.2025
One Perfect Couple
Ware, Ruth

One Perfect Couple


ausgezeichnet

Von Ruth Ware habe ich bereits einige Bücher gelesen, sie zählt zu meinen Lieblingsautorinnen. Auch ihr neuestes Buch One perfect couple hat mich begeistert.
Lyla, 32, ist Virologin. Sie lebt mit dem Schauspieler Nico zusammen. Nico wartet noch auf seinen großen Durchbruch, solange finanziert Lyla seinen Lebensunterhalt. Als Nico das Angebot bekommt, bei einer Reality-Show im Indischen Ozean mitzumachen, ist Lyla von der Idee nicht allzu begeistert. Doch Nico schafft es, sie zur Teilnahme zu überreden.
Zusammen mit vier anderen Paaren werden sie von Jakarta aus auf einer Jacht auf eine entlegene Insel gebracht, auf der die Show aufgezeichnet wird.
Die Insel ist paradiesisch, doch anderes lässt zu wünschen übrig: In den Hütten sind Kameras aufgehängt, zu essen gibt es hauptsächlich abgepackte Brioches und Konservenobst.
Die anderen Teilnehmenden sind Models, Schauspieler und Influencer/Youtuber. Lyla überlegt, warum Nico und sie für die Show ausgewählt wurden, doch diese Frage wird erst am Ende beantwortet.
Bereits in der ersten Nacht kommt ein verheerender Sturm auf, der nicht nur einige Hütten zerstört, sondern auch zwei Menschen das Leben kostet. Die Produktionsfirma hat die Insel am Abend zuvor mit einem Boot verlassen, die Paare mussten ihre Handys vor der Ankunft auf der Insel abgeben, von nun an sind sie von der übrigen Welt abgeschnitten.
Nach einer Inspektion der Essens- und Wasservorräte stellen sie fest, dass diese nur für wenige Wochen ausreichen werden, und stark rationiert werden müssen.
Die Autorin hat den Überlebenskampf und die Interaktion der Teilnehmenden bildhaft und authentisch dargestellt. Wie furchtbar muss es sein, bei großer Hitze mit einem halben Liter Wasser am Tag auskommen zu müssen?
Es kommt zu Vorfällen, die einige der Gestrandeten nicht überleben, nur vier von ihnen werden letztendlich gerettet. Haben die Kameras alles aufgezeichnet? Es liegt in Interesse der vier Überlebenden, das nicht an die Öffentlichkeit gelangt, was auf der Insel geschehen ist.
„Salzverfilztes Haar, eine Schicht aus Staub und Schmutz, Narben an Armen und Beinen, blaue Flecken und ein blaues Auge. Sie sah … wild aus. Ausgemergelt. Wie eine Überlebende.“ (S. 385)
Ich fand One Perfect Couple sehr spannend und habe den Überlebenskampf im vermeintlichen Paradies mit angehaltenem Atem verfolgt. Ein Buch, das verfilmt werden sollte und das ich allen empfehle, die spannende und actionreiche Thriller lieben.

Bewertung vom 10.01.2025
Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne
Stanisic, Sasa

Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne


gut

An das Buch Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne von Saša Stanišić hatte ich hohe Erwartungen – es zählt nicht nur zu den 100 besten Büchern des Jahres 2024 des ZEIT-Magazins, sondern ist auch bei den TOP 3 der besten Bücher meines Lieblingsbücher-Podcasts eat.READ.sleep. In meinem persönlichen Ranking läuft es unter ferner liefen, ich fand das Buch nur mittelmäßig.
Die Covergestaltung mit sechs Postkartenmotiven von Helgoland finde ich sehr schön, ein echter Hingucker.
Das Buch ist eine Sammlung von Geschichten aus dem Leben mehrerer junger Männer und zwei Frauen, von denen mir einige gut gefallen haben. Am meisten mochte ich die titelgebende Geschichte der Witwe Gisel, die nach dem Tod ihres Mannes Hermann einsam ist und sich nach einer neuen Beziehung sehnt. Auf dem Friedhof fällt ihr ein älterer Herr auf, den sie regelmäßig beim Besuch von Hermanns Grab sieht.
Gut gefallen hat mir auch die Geschichte von Georg Horvath, der sich sehr darüber ärgert, dass er beim Memory Spielen gegen seinen fünfjährigen Sohn immer verliert. Die Elternzeit vertreibt er sich mit seinem Sohn im Tragetuch mit Pokémon Go.
Mit den Geschichten über die Fahrt mit einem Panzer, dem Diebstahl des Kneipenschilds, Heinrich Heine auf Helgoland, und der Idee, ein anderes Leben für ein paar Minuten „anzuprobieren“, konnte ich weniger anfangen.
Den autofiktionalen Roman des Autors „Herkunft“, ausgezeichnet mit dem Deutschen Buchpreis, habe ich mir gekauft und bereits nach wenigen Seiten festgestellt, dass er ganz anders als „Die Witwe …“ ist und mir mehr zusagt. Ich empfehle, Stanišić‘ neues Buch zu lesen und sich eine eigene Meinung zu bilden.

Bewertung vom 07.01.2025
Die Besucherin
Fielding, Joy

Die Besucherin


ausgezeichnet

Joy Fieldings Bücher lese ich seit „Lauf, Jane, lauf“, das 1991 erschienen ist. Seitdem gehört sie zu meinen Lieblingsautorinnen. Auch ihr neuestes Buch „Die Besucherin“ hat mich uneingeschränkt begeistert.
Linda Davidsson, 76, ist seit zwei Jahren Witwe. Nach dem Tod ihres Mannes ist ihre Tochter Kleo mit ihrem Mann Mick zu ihr gezogen. Kleo schreibt an ihrer Doktorarbeit, und Mick ist seit einigen Monaten dabei, ein eigenes Unternehmen zu gründen.
Lindas beste Freundin Carol lebt im Legacy Place, einer Senioreneinrichtung für Demenzkranke. Bei einem ihrer Besuche lernt Linda Jenny Cooper kennen, eine 92jährige Bewohnerin. Jenny wirkt auf den ersten Blick aufgeweckt und scharfsinnig. Die beiden führen anregende Gespräche, Linda mag Jennys Art und ihren trockenen Humor. Während einer Unterhaltung behauptet Jenny, dass sie mehrere Männer umgebracht habe, darunter einige ihrer Ehemänner. Die Morde werden von ihr detailliert geschildert. Sagt sie die Wahrheit oder entspringen die Erzählungen ihrem erkrankten Gehirn? Bald verbringt Linda mehr Zeit mit Jenny als mit ihrer Freundin Carol.
Wir erfahren viel über Lindas Alltag als pensionierte und verwitwete Lehrerin in Florida. Sie hat zwei Verehrer, fährt mit einem von ihnen übers Wochenende nach Key West, spielt Bridge und tritt einem Leseclub bei. Sehr amüsiert habe ich mich über Lindas Versuche, mit einer Smartwatch klarzukommen, und ihren Umgang mit Telefonbetrügern.
Das Zusammenleben mit ihrem Schwiegersohn gestaltet sich immer schwieriger. Statt zu arbeiten, schaut er Pornos, immer öfter überschüttet er Kleo mit Vorwürfen, beschimpft sie und verlässt anschließend das Haus, um Stunden später betrunken zurückzukommen. Als er Kleo körperlich misshandelt, ist das Maß voll und Linda ist nicht länger bereit, mit ihm unter einem Dach zu leben.
Auch dieses Buch von Joy Fielding hat mir sehr gut gefallen. Ihre Protagonistinnen sind mit der Autorin gealtert, sie wirken sehr authentisch. Bildhaft schildert sie das Leben älterer Menschen in Florida und versetzt ihre Leser in einige Städte in dem Sunshine State wie Palm Beach, Miami, Key West und Fort Lauderdale.
Das Ende fand ich sehr gelungen, auf elegante Weise löst Linda mit Jennys Hilfe ihre Probleme. Ich freue mich jetzt schon auf weitere Bücher von Joy Fielding und hoffe, dass sie mich noch viele Jahre mit ihren Büchern begeistern wird.

Bewertung vom 07.01.2025
Die Tochter der Kelten (eBook, ePUB)
Heidrun, Hurst

Die Tochter der Kelten (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die Tochter der Kelten von Heidrun Hurst ist mein zweites Buch der Autorin. Ihren Roman „Die Kräutersammlerin“ habe ich sehr gern gelesen, und auch „Die Tochter der Kelten“ fand ich spannend und informativ.
550 v.Chr.: Die junge Alenja lebt mit der alten Moja fernab von anderen Menschen und Siedlungen. Die beiden werden regelmäßig vom Druiden Triquetos besucht, der Alenja in der Heilkunst unterweist. Druiden kommunizieren mit den „Unsterblichen“.
Eines Tages werden Alenja und ihre Gefährten überfallen, Triquetos und Moja brutal ermordet und Alenja verschleppt. Sie findet sich in der Siedlung Pyrene wieder und erfährt, dass sie das einzige Kind des Rigs (=Fürst) ist. Von nun an lebt sie mit ihrem geliebten Hund und treuen Begleiter Arto in Pyrene und wird darauf vorbereitet, einen Rigs zu heiraten. Schon bald wird Airell, der zukünftige Rigs von Opia, für sie auserwählt, und sie tritt die mehrtägige Reise zu ihm an.
An ihrem Ziel angekommen stellt Alenja fest, dass Airell grausam und brutal ist, ganz im Gegensatz zu seinem jüngeren Bruder Faol, in den sie sich verliebt. Er unterweist sie in der Kunst des Schwertkampfes. Faols Stiefmutter, die ihren eigenen Sohn als den nächsten Machthaber sehen will, schmiedet eine üble Intrige.
„Am darauffolgenden Tag sah sie auffällig viele Raben, die Diener Cassiboduas, die die Seelen gefallener Krieger in die andere Welt geleiteten. Es gab eine Zeit, da hatte sie ebenso geschickt wie die Kriegsgöttin werden wollen, bevor auch dieser Traum wie Nebel unter der Sonne zerstob. Wollte Cassibodua ihr damit sagen, dass sie nicht aufgeben sollte? Dass sie immer noch mit ihr war und ihre Hoffnung auf Rache sich eines Tages erfüllen würde? (S. 206)
Die Geschichte der Tochter der Kelten fand ich faszinierend und spannend. Die Autorin beschreibt deren Leben bildhaft, authentisch und berührend. Dank ihrer hervorragenden Recherche habe ich die Sitten und Gebräuche aus der Hallstattzeit (750-450 v.Chr.) kennengelernt. Der Roman hat mir sehr gut gefallen, ich freue mich schon auf die Fortsetzung und empfehle das Buch allen, die historische Romane mögen.

Bewertung vom 05.01.2025
Unter Wasser ist es still
Dibbern, Julia

Unter Wasser ist es still


ausgezeichnet

Unter Wasser ist es still von Julia Dibbern ist ein atmosphärischer Roman über Vergangenheits- und Traumabewältigung.
Maira ist Restauratorin. Sie lebt seit vielen Jahren in Frankfurt, stammt aber ursprünglich aus dem kleinen Dorf Soeterhoop an der Ostsee. Als ihr Chef ihr das Angebot unterbreitet, sein Geschäft zu übernehmen, sagt sie nach kurzer Bedenkzeit zu. Um den Kaufpreis aufbringen zu können, muss sie ihr Elternhaus in Soeterhoop verkaufen und an den Ort zurückkehren, den sie achtzehn Jahre zuvor überstürzt verlassen musste.
Das Haus steht auf einem großen Grundstück in Strandnähe, Kaufinteressenten gibt es genug. Am Haus angekommen, wird Maira von Erinnerungen an ihre Kindheit und frühe Jugend überwältigt. Bevor ihre Mutter schwer krank wurde, hatte sie viele glückliche Tage und Stunden mit ihren Freunden Anne und Jasper verbracht. Besonders mit Jasper verband sie eine enge Freundschaft, die beiden waren oft mit dem Boot aufs Meer rausgefahren und sind mit Schweinswalen geschwommen. Der Tag, an dem sie einen leblosen Schweinswal auf dem Wasser treibend vorfanden, läutete das Ende ihrer Kindheit ein.
Maira trifft Anne und Jasper wieder, die beiden helfen ihr, die Erinnerungen zu verarbeiten, zusammen sichten sie die Sachen ihrer Mutter. Sie findet Briefe, die ihre Mutter ihr geschrieben hatte und wird von Emotionen und Erinnerungen überwältigt.
Unter Wasser ist es still ist ein atmosphärischer Roman mit wunderbaren Naturbeschreibungen. Ich wurde an die Ostsee in das halb verfallene Haus inmitten eines verwunschenen Gartens versetzt und fand es spannend, Maira auf den Spuren ihrer Vergangenheit zu begleiten. Das Lagerfeuer am Mittsommer, die Wiederannäherung zwischen den Kindheitsfreunden, die Rettung der Möwe und vor allem die Begegnungen mit den Schweinswalen haben mich gefesselt und begeistert. Von mir eine große Empfehlung für alle, die ruhige und atmosphärische Romane lieben.

Bewertung vom 02.01.2025
Not your Darling
Blake, Katherine

Not your Darling


gut

„Not your Darling“ hat mich an „Die sieben Männer der Evelyn Hugo“ erinnert, da es in beiden Büchern um das Leben einer jungen Frau in Hollywood in den 1950er Jahren geht.
Die 20jährige Loretta ist Engländerin, sie möchte in Hollywood als Maskenbildnerin Karriere machen. Auf nicht ganz legalem Wege schafft sie es nach Los Angeles. Sie verliebt sich Hals über Kopf in einen angehenden Schauspieler, dessen mieser Charakter sich bereits in der Hochzeitsnacht offenbart. Auf einer Party bzw. Orgie wird sie von zwei Männern beinahe vergewaltigt und schwört Rache.
Loretta macht Karriere und wird „Lip Girl“ genannt, sie freundet sich mit berühmten Schauspielerinnen an, die ihr den Weg nach oben ebnen. Als sie vom berühmtesten Maskenbildner Hollywoods eingestellt wird, hat sie es geschafft. Unter seiner Fittiche begleitet sie Filmcrews zu Dreharbeiten, wo sie einen ihrer Peiniger wiedertrifft.
Sowohl die Liebesbeziehung Lorettas zu einem Drehbuchautor als auch ihr Leben in Hollywood plätschern vor sich hin. Keines der Ereignisse konnte mich überraschen, außer die Art und Weise, wie sich Loretta gerächt hatte. Dass sie damit durchgekommen ist, fand ich unglaublich.
Ich hätte gern mehr über ihre Kindheit und Jugend in England erfahren. Die Beziehung zu ihrer Schwester und der übrigen Familie wird erst am Ende des Buches auf wenigen Seiten thematisiert. Dass das Hollywood der Fünfziger Jahre von Männern beherrscht wurde und es wahrscheinlich immer noch wird, war mir nicht neu. Erst seit #metoo berichten Schauspielerinnen und andere Frauen, die im Filmbusiness arbeiten, über die dort verbreitete sexuelle Belästigung. Der Schreibstil ist flüssig und angenehm lesbar, der Inhalt konnte mich jedoch leider nicht überzeugen.

Bewertung vom 30.12.2024
Für immer
Lunde, Maja

Für immer


sehr gut

Von Maja Lunde habe ich mit großer Begeisterung „Die Geschichte der Bienen“ gelesen. Das Cover von „Für immer“ mit der Farbkombination dunkelrot mit dunkelgrün finde ich wunderschön.
An einem Tag im Juni kommt es auf der ganzen Welt zum Stillstand – nichts entwickelt sich weiter, niemand stirbt, niemand wird geboren, niemand empfindet Schmerzen, es findet keine Zellteilung mehr statt, Haare und Nägel wachsen nicht mehr. Die größten Veränderungen geschehen im Krankenhaus. Selbstmörder und Menschen, die längst ihren Leiden hätten erliegen müssen, leben immer noch, Frühchen entwickeln sich nicht und fristen ihr Dasein im Inkubator.
Die Fotografin Jenny kann ihr Glück kaum fassen, aufgrund eines bösartigen Tumors war sie zum Tode verurteilt, doch der Tumor wächst nicht weiter. Mit der Kamera hält sie zunächst nur die Welt um ihre Familie herum fest, dann bekommt sie den Auftrag, für die Zeitung jeden Tag ein Foto von der Welt im Stillstand zu machen. Voller Elan stürzt sie sich auf die neue Aufgabe. Ihr Auftrag bringt sie mit verschiedenen Menschen zusammen.
Otto hat soeben sein Haus verkauft und ist zusammen mit seiner Frau in ein Seniorenheim gezogen. Er vermisst seinen Garten und beschließt, die Terrasse in ein Blumenmeer umzuwandeln. Über seine Begeisterung für die Welt der Pflanzen geht die Liebe zu seiner langjährigen Ehefrau verloren.
Ellen arbeitet beim Bestattungsunternehmen und hat nichts mehr zu tun. Eines Tages wird sie von Ester gebeten, ihre Beerdigung zu organisieren. Die ältere Dame sucht sich Blumen, Musik und einen Sarg aus und lädt diejenigen ein, die sie auf ihrer Beerdigung sehen möchte. Die Vorstellung ist morbide, die Idee hat mir aber gut gefallen.
Das Buch liest sich wie eine Sammlung von Kurzgeschichten. Es gibt so viele Charaktere, dass ich keinen wirklichen Bezug zu ihnen finden konnte, zumal das Buch mit dreihundert Seiten nicht sehr umfangreich ist. Gerne hätte ich mehr über Jenny und ihre Familie, Jakob und Lisa mit ihrem Söhnchen und die Krankenschwester Anne erfahren. Mit dem Ende bin ich nicht sehr glücklich. Der Schreibstil ist wie gewohnt flüssig und angenehm lesbar.
Auch wenn dieses Buch meine Erwartungen nicht ganz erfüllen konnte, bleibe ich der Autorin treu und freue mich auf weitere Bücher von ihr.

Bewertung vom 28.12.2024
Prost, auf die Gaukler
Kalpenstein, Friedrich

Prost, auf die Gaukler


ausgezeichnet

„Prost, auf die Gaukler“ ist der 6. Band der Brunngries-Reihe um Kommissar Tischler und die Dackeldame Resi. Ich habe mich köstlich amüsiert und würde am liebsten alle zehn Bände der Reihe durchsuchten. Das Buch habe ich teilweise gelesen und teilweise gehört, herrlich eingelesen von Helmfried von Lüttichau.
Auf dem Volksfest in Brunngries wird Schlagerstar Ron Goldinger nach seinem Auftritt tot aufgefunden, er wurde mit einer Armbrust erschossen, die vom nahegelegenen Schießstand entwendet wurde.
Kommissar Konstantin Tischler leitet die Ermittlungen, unterstützt von seinem jungen Kollegen Felix Fink und der Dackeldame Resi. In erster Linie werden die Schausteller befragt, außerdem die (ausschließlich weiblichen) Mitglieder der beiden Ron Goldinger-Fanclubs. Der Sänger war kein Kind von Traurigkeit, und die eine oder andere seiner Auserwählten war bereits anderweitig vergeben.
Die Ermittlung läuft mehr am Rande, sehr viel präsenter sind die beiden Kommissare und ihr Liebesleben, wobei der eigentliche Star der Reihe eindeutig Resi ist. Resi darf mit zu den Ermittlungen aufs Volksfest und erobert alle Herzen im Sturm.
Herrlich fand ich die Dialoge zwischen Tischler und Fink, wobei Tischler als der sechs Jahre ältere seinem jüngeren Kollegen gern Ratschläge auf allen Gebieten und speziell in Liebesdingen erteilt. Folgender Dialog findet beim Grillen auf Felix‘ Balkon statt (S. 220):
„Du kannst uns ja ein bisserl Musik anmachen. Vielleicht was Rockiges! Das Handy liegt auf dem Tisch. Code ist 1234.
Was ist das eigentlich für ein beschissener Code?
Erstens probiert den keiner, weil niemand damit rechnet, und zweitens kann ich mir den super merken. Hab da ´ne Eselsbrücke. Zwölf Monate hat das Jahr, aller guten Dinge sind drei und vier Beine hat der Hund.“
Man sollte das Buch nicht hungrig oder durstig lesen, die Kommissare essen gern und viel, besonders natürlich auf dem Volksfest – Brathendl, gebrannte Mandeln, türkischer Honig, und immer begleitet von einer Maß.
Gegen Ende der Ermittlung kommt es zu einigen rasanten Action- und Verfolgungsszenen. Den herrlichen amüsanten Provinzkrimi empfehle ich sehr gerne weiter und vergebe sehr gern 5 von 5 Sternen.