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leseratte1310
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Niederrhein
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 3568 Bewertungen
Bewertung vom 04.11.2024
In Zeiten der Hoffnung (eBook, ePUB)
Marienhagen, Elisabeth

In Zeiten der Hoffnung (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Mir hat die Winzerfrauen-Reihe von Elisabeth Marienhagen gut gefallen, daher bin ich natürlich auch an der neuen Reihe „Das Erbe der Winzerfrauen“ interessiert.
Es ist einige Zeit vergangen und nun herrscht Krieg in Deutschland. Im Jahr 1940 geht es im Moseldorf Wingert noch recht beschaulich zu. Aber die Menschen sind beunruhigt, als französische Kriegsgefangene im Dorf ankommen. Auch die Familie Gronau bekommt jemanden zugeteilt. Jacques Legrand soll auf dem Hof mitarbeiten. Schon bald verlieben sich Ella und Jacques in einander, obwohl für die Verbrüderung Strafen drohen. Sie müssen ihre Beziehung also geheim halten.
Der Schreibstil lässt sich angenehm flüssig lesen. Auch in dem kleinen Ort sind die Kriegszeiten nicht leicht. Als die Kriegsgefangenen nach Wingert kommen, verändert sich das Leben aber zusätzlich. Die Männer sollen arbeiten, aber ansonsten soll es keinen Kontakt geben. Dieses Verbot zu missachten zieht drastische Strafen nach sich. Wingert und das Leben dort sind anschaulich beschrieben.
Auch die Charaktere sind gut und authentisch dargestellt. Ella ist eine starke Frau, die auch bei Schwierigkeiten nicht aufgibt. Ich konnte mich gut in sie hineinfühlen. Doch dann geschieht etwas, was das Leben der gesamten Familie dramatisch verändern könnte.
Das Ende bleibt einiges ungeklärt, so dass wir uns auf die Fortsetzung freuen dürfen.
Mir hat dieser emotionale und fesselnde Roman gut gefallen.

Bewertung vom 04.11.2024
Rachekind (eBook, ePUB)
Hundt, Cecily von

Rachekind (eBook, ePUB)


gut

In der Vorweihnachtszeit treibt ein Serientäter in Berlin sein Unwesen. Er tötet zunächst nur Frauen und hinterlässt Nachrichten. Sonst scheint die Opfer nichts zu verbinden. Dann will er, dass die Journalistin Penny Kalunke und nur sie über den Fall berichtet. Dabei hat Penny ihre eigenen Probleme, aber sie will helfen und ahnt nicht, dass ihr der Täter auf den Fersen ist.
Obwohl sich der Thriller gut lesen lässt, konnte er mich doch nicht wirklich packen. Die Spannung hält sich in Grenzen, da die Probleme von Penny doch einen großen Anteil haben, und das Ende kommt etwas überhastet daher. Zwischendurch gibt es Einschübe, die die Tätersicht zeigen.
Penny hat gravierende psychische Probleme und muss regelmäßig Tabletten einnehmen, um ihre bipolare Störung im Griff zu behalten. Doch nicht immer macht sie das und ist dann neben der Spur. Ihr Patenonkel Max, der gleichzeitig ihr Chef ist, kümmert sich um sie. Gerade erst hat Penny wieder eine kritische Phase, als der Mörder sie in sein Spiel einspannt. Penny will trotzdem helfen, den Täter dingfest zu machen. Es wird gefährlich für sie.
Nicht nur Penny hat ihre psychischen Probleme, auch beim Täter tun sich Abgründe auf.
Der Plot hat Potential, wurde aber nicht überzeugend umgesetzt.

Bewertung vom 03.11.2024
Das zweite Kind
De Franchi, Marco

Das zweite Kind


ausgezeichnet

Es ist mitten in der Nacht in der toskanischen Provinz, als ein nackter Junge aufgefunden wird. Er ist verstört und erzählt, dass er einem Mann entkommen konnte, der in entführt hätte. Wenig später gibt es einen weiteren Entführungsfall in Bologna. Außer dass sich die beiden Jungen total ähnlichsehen, gibt es keine Verbindung. Aus einer Spezialeinheit in Rom wird die Ermittlerin Valentina Medici nach Bologna geschickt, um die Sache aufzuklären. Was sie entdeckt, ist erschütternd und grauenhaft.
Mich hat dieser Thriller von Anfang an gepackt. Der Autor Marco De Franchi schreibt schnörkellos und gut lesbar. Die Atmosphäre in dieser Geschichte ist düster und die Spannung hoch. Erzählt wird aus unterschiedlichen Perspektiven, so dass man sich gut in den Fall hineindenken kann, doch immer wieder gibt es Wendungen, die einen nie sicher sein lassen, ob man sich auf der richtigen Fährte befindet. Dabei geht es ziemlich grausam zu.
Die Charaktere sind gut und glaubhaft gezeichnet. Ich mochte die junge und unbeirrbare Ermittlerin Valentina Medici. Dabei macht man es ihr nicht leicht, diese Ermittlung durchzuführen, aber sie geht beharrlichen ihren Weg. Sie stößt auf alte Fälle, die im Zusammenhang mit ihren aktuellen Ermittlungen stehen. Unterstützt wird sie dabei von Fabio Costa, der in die Provinz abgeschoben wurde. Die beiden sind gute Polizisten, die für Gerechtigkeit sorgen wollen, was nicht jedem gefällt. Was sie auch mithilfe des IT-Experten Loris Manna entdecken ist einfach perfide.
Ein sehr spannender, aber auch düsterer Thriller, der grausam und verstörend ist.

Bewertung vom 26.10.2024
Wir treffen uns im nächsten Kapitel
Bickers, Tessa

Wir treffen uns im nächsten Kapitel


gut

Aus Versehen hat Erin ihren Lieblingsroman in einem Bücherschrank abgegeben. Mit dem Buch verbinden sie schmerzhafte, aber für sie wichtige Erinnerungen. Sie will das Buch zurückholen und findet es tatsächlich. Aber auf ihre Randnotizen hat jemand geantwortet und sie zu einem weiteren Austausch in anderen Büchern eingeladen. So entsteht zwischen ihnen eine besondere Verbindung. Was aber wird geschehen, wenn sie herausfinden, dass sie sich überhaupt nicht fremd sind?
Der Schreibstil der Autorin Tessa Bickers liest sich leicht. Abwechselnd wird aus der Sicht von Erin und James erzählt, so dass man die Gedanken der beiden gut nachvollziehen kann. Dennoch wurde ich mit den Protagonisten, vor allem mit Erin, nicht wirklich warm.
Erin leidet unter dem Verlust ihrer besten Freundin Bonnie, die verstorben ist und ihr das Buch „Wer die Nachtigall stört“ geschenkt hatte. Auch sonst verläuft ihr Leben nicht zufriedenstellend. Obwohl Bonnie vor ihrem Tod Erin aufgetragen hatte, ihre Träume wahr werden zu lassen, hat sich Erin zurückgezogen und in Büchern verkrochen. James leidet ebenfalls nach einer zerbrochenen Beziehung, und auch er fühlt sich in seinem Job nicht wirklich wohl. Durch den Austausch kommen sie sich näher. Doch was passiert, wenn sie sich dann gegenüberstehen? Können alte Verletzungen geheilt werden?
Dieser Roman erzählt uns nicht nur eine Liebesgeschichte, die ungewöhnlich beginnt, sondern befasst sich auch mit ernsten Themen. Die Grundidee ist wirklich nicht schlecht, aber so ganz hat mich diese Geschichte nicht überzeugt. Auch das Ende hätte ein wenig runder gestaltet werden können.
Kann man lesen, bleibt aber nicht in Erinnerung.

Bewertung vom 20.10.2024
Die Klippen (eBook, ePUB)
Dützer, Volker

Die Klippen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

An der Küste von Alderney wird eine Segeljacht angeschwemmt mit einer mumifizierten Leiche am Steuer. So bekommen es Polizeichef Steve Cole und sein Team wieder mit einem Mordfall zu tun, denn der Tote wurde erschossen. Doch damit ist es nicht getan, denn der Bestsellerautor Daniel Jacobs behauptet, seine Frau ermordet zu haben. Aber am angeblichen Tatort finden sich keine Spuren, die auf ein Verbrechen hindeuten.
Ich habe die beiden Vorgängerbände gelesen, die mir gut gefallen haben, und musste natürlich wissen, wie es weitergeht. Der Schreibstil des Autors Volker Dützer lässt sich gut und flüssig lesen. Die Kanalinsel Alderney und das Leben dort sind sehr atmosphärisch dargestellt. Es ist eine bedrohlich wirkende Umgebung, was durch die Kriminalfälle noch verstärkt wird.
Die Charaktere sind gut und individuell dargestellt. Jeder hat seine persönlichen Eigenarten und seine Vorgeschichte. Detective Chief Inspector Steve Cole glaubte, dass er, nachdem er untertauchen musste, auf der Kanalinsel Alderney einen ruhigeren Job bekommen würde, doch immer wieder gibt es Mordfälle zu klären. Mit seinem Team hat er sich zusammengerauft. Während er gerade alle Hände voll zu tun hat, taucht auch sein alter Widersache Viktor Sorokin wieder auf. Dabei hat Cole doch sowieso sein Päckchen zu tragen.
Auch dieser Fall ist wieder packend. Dazu kommen überraschende Wendungen, welche die Spannung hochhalten. Die Geschichte klärt sich schlüssig, aber es bleibt auch einiges offen, so dass ich gespannt auf den nächsten Band bin.
Mir hat dieser spannende Krimi wieder gut gefallen.

Bewertung vom 18.10.2024
Eve (eBook, ePUB)
Towles, Amor

Eve (eBook, ePUB)


sehr gut

Ende der dreißiger Jahre trennt sich Eve Ross in New York von ihrem Freund und macht sich mit dem Zug auf nach Los Angeles. Auf der Fahrt begegnet sie Charlie Granger, einem pensionierten Inspektor der Mordkommission. Charlie ist von der geheimnisvollen und charismatischen Frau fasziniert, doch in LA trennen sich zunächst ihre Wege. In Hollywood lernt sie die unterschiedlichsten Menschen kennen. Sie begegnet auch der jungen Schauspielerin Olivia de Havilland, freundet sich mit ihr an und kümmert sich, als Olivia erpresst wird.
Der Autor Amor Towles hat einen wundervollen Erzählstil. Allerdings hätte die Atmosphäre Hollywoods in jener legendären Zeit noch ausführlicher dargestellt werden können. Hollywood bietet nicht nur Glanz und Glamour, sondern es wird dort auch mit harten Bandagen gekämpft.
Die Charaktere sind interessant und individuell beschrieben. Eve hat eine Narbe im Gesicht, was ihr Selbstbewusstsein aber überhaupt nicht einschränkt. Sie nimmt die Menschen für sich ein und bringt sie dazu, sich zu öffnen. Sie selbst aber gibt nicht viel über sich preis und bleibt somit geheimnisvoll.
Es braucht eine Weile, bis sich die einzelnen Handlungsschnipsel und Personen zu einer schlüssigen Geschichte zusammenfügen. Im Mittelpunkt steht aber stets Eve, die selbstbewusst und unkonventionell die Waffen der Frau einsetzt.
Mir hat dieser unterhaltsame Roman gut gefallen.

Bewertung vom 16.10.2024
Die Übermacht
Grebe, Stefan

Die Übermacht


ausgezeichnet

Die Chinesin Jun Ji Bao will in der Sendung von Mark Kopp eine Sensation öffentlich machen. Doch dann passiert etwas, mit dem wohl niemand gerechnet hat. Sie stirbt vor laufenden Kameras. Robert Forster soll im Auftrag des BND herausfinden, warum die Chinesin sterben musste. In China erhält Maria eine Nachricht ihrer Tante Jun Ji Bao, die sie auffordert einen USB-Stick nach Europa zu bringen. Schon bald ist man hinter Maria her und sie muss aus China flüchten. Aber die Gegner scheinen immer einen Schritt voraus zu sein, so dass Robert und Maria zusammenarbeiten müssen, um heil aus der Sache herauszukommen. Wird ihnen das gelingen?
Es ist ein sehr spannender Thriller, den uns der Autor Stefan Grebe hier erzählt. Kurze Kapitel aus unterschiedlichen Perspektiven und mit verschiedenen Handlungsorten sorgen für ein hohes Tempo. Der Schreibstil ist packend und flüssig zu lesen. Ziemlich bedrückend fand ich die Lebensumstände in China, die aber leider sehr realistisch sind. Überall wird man überwacht und unerwünschtes Handeln wird sogleich mit dem Abzug von Sozialpunkten bestraft. Die chinesische Wirtschaft schwächelt nach der Corona-Pandemie, da sich die anderen Staaten nun ihrer Abhängigkeit bewusst geworden sind. Doch Präsident Xi ist der Meinung, dass China nur China braucht und handelt rücksichtslos in Chinas Sinne.
Maria, die Nichte von Jun Ji Bao, wird von ihrer Tante in eine Geschichte hineingezogen, die sie anfangs gar nicht überblicken kann. Doch sie spürt schnell, wie gefährlich diese Geschichte ist. Ich mochte die unangepasste Maria von Anfang an, da sie sich gegen das System auflehnt, auch wenn es nur in kleinen Dingen geschieht. Aufgrund ihres Sozialkontos kann sie eigentlich gar nicht aus China raus, aber sie findet Helfer und muss auf der Flucht einiges aushalten. Robert hat nach seinem Einsatz in Kabul mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen, weshalb er auch normalerweise nicht mehr für den BND arbeitet. Aber bei seinen Recherchen zeigt er, dass er ein fähiger Agent ist. Martin Zuber hat das Unternehmen GenTech gegründet, bei der auch Jun Ji Bao tätig war. Dort wurde an neuartigen Gentherapien geforscht. Er wollte expandieren und der britische Geldgeber stellt sich dann als chinesischer Investor heraus. Tom Lee erhoffte sich Hilfe für seinen sterbenskranken Sohn, aber letztendlich ging es ihm auch nur um Geld und Macht. Er unterstütze den Aufstieg von Chinas Präsident Xi, aber er fürchtet den mächtigen Xi auch. Alle Charaktere sind gut und authentisch gezeichnet, auch die Unsympathischen.
Ein spannender Thriller, der gut unterhält, aber auch nachdenklich stimmt.

Bewertung vom 16.10.2024
Der Bademeister ohne Himmel
Pellini, Petra

Der Bademeister ohne Himmel


ausgezeichnet

Linda ist erst fünfzehn, aber sie möchte ihrem Leben schon ein Ende setzen, da sie an der Welt verzweifelt. Sie stellt sich vor, wie sie vor ein Auto rennt und die Umstehenden erkennen, dass sie Hilfe gebraucht hätte. Aber da gibt es auch etwas, das sie zurückhält. Zum einen ist es ihr Freund Kevin und zum anderen ist es der demente sechsundachtzig Jahre alte ehemalige Bademeister Hubert. Linda verbringt Zeit mit dem alten Mann, um die Pflegerin Ewa zu entlasten. Linda möchte Hubert am Leben zu halten, aber was sie möchte zählt nicht, wenn das Schicksal eigene Pläne hat.
Die Autorin Petra Pellini konnte beim Schreiben dieses Buches auf ihre beruflichen Erfahrungen als Krankenschwester, die mit Dementen zu tun hatte, zurückgreifen.
Demenz ist eine fürchterliche Krankheit und auch Huberts Demenz schreitet immer weiter fort. Aber für Linda ist er trotzdem ein wichtiger Faktor in ihrem Leben und sie hat eine ganze spezielle Art mit Hubert umzugehen. Auf Bitte von Huberts Tochter entlastet sie die Pflegerin Ewa, indem sie einige Nachmittage in der Woche bei Hubert verbringt. Auch für Ewa ist es nicht leicht, denn sie muss sieben Tage die Woche und vierundzwanzig Stunden am Tag bereitstehen. Daher sind die kurzen Pausen, die Linda ihr ermöglicht, für sie sehr wichtig.
Die Geschichte ist melancholisch, aber auch oft humorvoll. Sie ist traurig, aber auch hoffnungsvoll. Vor allem aber ist es eine sehr emotionale Geschichte, die mich berührt hat. Ich kann das Buch nur empfehlen.

Bewertung vom 14.10.2024
Blutbuße / Hanna Ahlander Bd.3
Sten, Viveca

Blutbuße / Hanna Ahlander Bd.3


ausgezeichnet

Die Immobilienentwicklerin Charlotte Wretlind ist mit großen Plänen ins verschneite Åre gekommen. Ein verlassenes Berghotel in Storlien soll abgerissen und durch ein modernes Luxushotel ersetzt werden. Doch das gefällt den Bewohnern des kleinen Bergdorfes nicht. Dann wird Charlotte in ihrem Hotelzimmer ermordet aufgefunden. Hanna Ahlander und ihr Kollegen Daniel Lindskog übernehmen die Ermittlungen und bald schon gibt es einen weiteren Mord.
Dies ist der zweite Band der Polarkreis-Reihe. Die Atmosphäre um den Skiort Åre am Polarkreis ist gut dargestellt. Erzählt wird die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven und immer wieder gibt es Rückblenden ins Jahr 1973. Was hat das mit dem brutalen Mord an der Immobilienentwicklerin zu tun? Der Schreibstil der Autorin Viveca Sten gefällt mir gut, ist aber auch oft recht ausführlich.
Hanna Ahlander hat sich inzwischen in Åre gut eingelebt. Sie ist eine engagierte Polizistin, die auch auf ihr Bauchgefühl hört. Mit ihren Kollegen arbeitet sie gut zusammen. Sie fühlt sich zu ihrem Kollegen Daniel Lindskog hingezogen, obwohl er verheiratet ist und ein Kind hat. Auch Daniel ist engagiert, was seiner Frau nicht gefällt. Nicht immer bekommt er seine Gefühle unter Kontrolle. Aber auch Raffe und Anton passen gut ins Team.
Die Tote kennt das verlassene Hotel aus Ihrer Kindheit. Mit ihren Plänen hat sie sich nicht gerade beliebt gemacht. Auf mich wirkte sie nicht besonders sympathisch, was aber natürlich kein Grund ist, sie so brutal zu erstechen.
Es gibt einige Verdächtige und auch unterschiedliche mögliche Motive. So bleibt es bis zum dramatischen Ende spannend.
Mir hat dieser spannende Kriminalfall vom Polarkreis wieder gut gefallen.

Bewertung vom 12.10.2024
Bei Licht ist alles zerbrechlich
Solla, Gianni

Bei Licht ist alles zerbrechlich


sehr gut

Das Leben scheint vorbestimmt für die Bewohner des kleinen abgelegenen Dorfes Tora e Piccilli. Hier leben Davide und Teresa. Doch dann tauchen jüdische Zwangsarbeiter in dem Dorf auf. Unter ihnen sind auch Nicolas und sein Vater. Davide und Teresa freunden sich mit Nicolas an und erleben trotz Krieg einen ganz besonderen Sommer. Aber als der Krieg näherkommt, ändert sich alles und sie verlieren sich aus den Augen. Erst Jahre später treffen sie sich wieder.
Es ist eine bewegende Geschichte, die der Autor Gianni Solla in diesem Roman erzählt. Berichtet wird alles aus der Perspektive von Davide. Mir gefällt es, wie er seinen Schreibstil der jeweiligen Entwicklung anpasst.
Davide und Teresa kommen aus sehr unterschiedlichen Verhältnissen. Davide ist der Sohn eines Schweinehirten. Sein Vater ist ein grobschlächtiger und brutaler Mann. Seiner Meinung nach benötigt sein Sohn keine Kenntnisse im Lesen und Schreiben für seine Arbeit. Die Mutter wirkt wie ein Schatten und widersetzt sich ihrem Mann nie, ganz gleich, wie brutal ihr Sohn verprügelt wird. Da Davide hinkt, wird er von den anderen ausgeschlossen. Nur Teresa ist freundlich zu ihm, und sie versucht, ihm Lesen und Schreiben beizubringen. Das benötigt sie auch bei der Arbeit in der Fabrik ihres Vaters. Als Nicolas dazukommt, entsteht eine Freundschaft, die aber belastet wird, als Gefühle ins Spiel kommen. Auch wenn die Freunde dann getrennte Wege gehen, so bleiben sie doch verbunden.
Als Davide fluchtartig den Ort verlässt und nach Neapel geht, ändert sich sein Leben. Es ist zwar auch in Neapel nicht leicht für ihn, aber er kann sich weiterentwickeln und hat prägende Begegnungen. So wendet er sich der Schauspielerei zu. Aber die Freunde fehlen ihm und er fühlt sich einsam.
Am Ende begegnen sich die Freunde nach vielen Jahren wieder, doch es gibt kein Happyend in dieser Geschichte.
Es ist ein bewegender Roman, den ich empfehlen kann.