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CanYouSeeMe
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Berlin

Bewertungen

Insgesamt 42 Bewertungen
Bewertung vom 22.11.2024
Sing, wilder Vogel, sing
O'Mahony, Jacqueline

Sing, wilder Vogel, sing


ausgezeichnet

Nach dem Lesen des Klappentextes war ich mir immer noch nicht so recht sicher, was mich bei der Lektüre von Jacqueline O’Mahonys "Sing, wilder Vogel, sing" erwartet. Im Endeffekt habe ich dieses Buch als sehr packenden, mitreißenden Roman mit einer interessanten und eigensinnigen Protagonistin erlebt.
Hintergrund der Handlung bildet die Doolough-Tragödie, die mir tatsächlich kein Begriff war und welche ich zunächst nebenher recherchieren musste. Die Einbettung in einen realen geschichtlichen Kontext hat mir gut gefallen und hat der Handlung noch etwas mehr Tiefe gegeben. Dabei ist die Handlung in verschiedene Teile eingeteilt, die mit leichten Zeitsprüngen Protagonistin Honora durch Etappen ihres Lebens begleiten. Dabei erlebt sie viele einschneidende und belastende, sicherlich auch traumatisierende Dinge, die sich teils immer wieder in ihr Bewusstsein schieben, von Honora aber stark in den Hintergrund ihrer Gedankenwelt geschoben werden. Immer voran steht ihr unbändiger Wille nach Freiheit, dem sie mit jeder Faser ihres Seins nachhängt.
Den Schreibstil in Übersetzung durch pociao und Roberto de Hollanda habe ich als sehr angenehm und flüssig zu lesen erlebt.
Letztendlich wollte ich dieses Buch gar nicht aus der Hand legen und habe es innerhalb eines Wochenendes ausgelesen.

Bewertung vom 11.11.2024
Intermezzo
Rooney, Sally

Intermezzo


sehr gut

Bücher der Bestseller-Autorin Sally Rooney gefallen mir nicht immer gut. Daher war ich gespannt, wie mir ihr neustes Werk "Intermezzo" in Übersetzung durch Zoë Beck gefallen wird. Und hier bin ich wirklich positiv überrascht worden.
Die Handlung wird aus der Perspektive der beiden Brüder Peter und Ivan berichtet, die sich mehr oder minder in der Erzählung abwechseln. Dabei gefällt mir besonders gut, dass die beiden Perspektiven stilistisch sehr klar voneinander abgrenzbar sind und jeder Bruder somit einen sehr eigenen und sofort erkennbaren Stil und Charakter inne hat.
Die Kapitel aus Peters Sicht sind deutlich abgehackter, stakkatoartig zu lesen, die Sätze sind kürzer, brechen mitten drin ab, wirken mitunter sehr wirr und ztusammenhanglos. Das liest sich für mich deutlich weniger flüssig und anstrengender, ist stilistisch jedoch gut gelungen. Daher wurde ich auch mit Peters Charakter nicht wirklich warum und ich konnte ihn bis zum Ende de sbuches kaum greifen - auch dies kann ein gewolltes Stilmittel sein...
Ivan hingegen war mir aber der ersten Seite sympathisch.
Die Handlung des Buches ist insbesondere in der Beziehungsarbeit zwischen den Brüdern und auch in der individuellen Bewältigung der Trauer über den Tod des Vaters zu sehen. Dabei spielt das Buch vor allem über die Atmosphäre und der Entwicklung der beiden Protagonisten. Spannungsgeladene Turning-Points finden sich in diesem Buch nicht.
Was meinen Lesefluss etwas gehindert hat war die fehlende Kennzeichnung der Dialoge.
Insgesamt ist "Intermezzo" ein Buch, das ich sehr gern gelesen habe, das mich mit seiner Atmosphäre und zwei besonderen Protagonisten für sich gewinnen konnte.