Eine Familiengeschichte, die bis in die Kriegszeit zurückreicht, so tragisch und berührend, dass man sie nicht so schnell vergessen wird.
Fesselnder Beginn einer Familiensaga - Ich freue mich schon auf die Fortsetzung
Großvater Karl ist mit einigen Veränderungen, des seit Jahrzehnten von
der Familie betriebenen Landgasthofs, nicht zufrieden. Seine Tochter Rosa möchte sich mit ihrem Mann…mehrEine Familiengeschichte, die bis in die Kriegszeit zurückreicht, so tragisch und berührend, dass man sie nicht so schnell vergessen wird.
Fesselnder Beginn einer Familiensaga - Ich freue mich schon auf die Fortsetzung
Großvater Karl ist mit einigen Veränderungen, des seit Jahrzehnten von der Familie betriebenen Landgasthofs, nicht zufrieden. Seine Tochter Rosa möchte sich mit ihrem Mann zur Ruhe setzen, deren einzige Tochter Ella hat ein kleines Kind und andere Pläne. Also muss ein neuer Verwalter her. Um den Hof ein wenig aufzuhübschen, stehen ein paar Sanierungsarbeiten an, doch Großvater Karl hat Einwände. Was dahinter steckt? Ein lang gehütetes Familiengeheimnis.
Was habe ich mich auf einen neuen Roman von Claudia Iwer gefreut und ich wurde nicht enttäuscht. Ganz im Gegenteil, ich habe den Eindruck, ihre Geschichten berühren mich von mal zu mal mehr. Sie schafft mit kleinen oder stillen Dingen, wie schon der Titel sagt, eine unglaublich authentische und besondere Atmosphäre. Der Großvater spricht nur zögerlich über das Erlebte, was ihm und seiner Familie damals widerfahren ist und was wir anhand des Rückblicks in die Vergangenheit miterleben können. Die Kriegszeit hat mich in diesem Roman wieder besonders berührt. Ein starker Kontrast zu dem Konsum unserer heutigen Zeit. Ich finde, jeder sollte Bücher dieser Art lesen, um den Luxus von heute mehr zu schätzen zu wissen.
Claudia Iwer schafft mit ihren Worten ein sehr bildhaftes Setting. Sie beschreibt das Fließgewässer rund um den Spreewald sehr anschaulich. Die Menschen, die dort leben, lieben es und das bringt die Autorin in vielen ihrer Romane ganz klar zur Geltung. Ich habe diese schönen Umschreibungen bisher immer sehr genossen und deswegen reizt es mich, irgendwann einmal in der Region Urlaub zu machen, um mich selbst von dieser Naturschönheit zu überzeugen.
Die heutige Familie Stiefel mit der sprunghaften Tochter Ella, der aufgeweckten Enkelin Margie, der resoluten Mutter Rosi, dem schweigsamen Vater Klaus-Dieter und dem mürrischen Großvater Karl, kommt trotz ihrer häufigen Meinungsverschiedenheiten und kleinen Streitereien, sehr sympathisch rüber. Auch Danny, der neue Verwalter des Hotels wirkt sehr angenehm und fügt sich wunderbar in die Familie ein. Für ihn entwickelte sich die freundliche Aufnahme der Familie Stiefel wie eine Ersatzfamilie, da von seinen eigenen Familienangehörigen niemand mehr übrig ist.
Ich habe während des Lesens immer wieder damit gerechnet, dass Großvater Karl noch etwas Furchtbares aus der Vergangenheit berichtet. Er rückt nur zögerlich mit den Details raus. Wenn er dann mal was erzählte, landete ich plötzlich wieder in der Gegenwart und musste erst einmal abwarten, um mehr zu erfahren. Oft habe ich mir gewünscht, jetzt einfach in der Vergangenheit verweilen zu können, hätte mir dann allerdings die Vorfreude, wenn man es in diesem Fall überhaupt so nennen darf, genommen. Wer freut sich schon auf ein so furchtbares Schicksal? Lesen möchte man es aber doch unbedingt. Ebenso wichtig finde ich auch, dass das, was den Menschen damals widerfahren ist, nicht verschwiegen wird. Die Abschnitte der Gegenwart waren dagegen wie ein kleiner Ausgleich zu den tragischen und schweren Kriegs- und Nachkriegsjahren und eine kleine Gegenüberstellung zu den eigentlich so bedeutungslosen Sorgen von heute. Wenn man zu Beginn des Buches vielleicht den Eindruck hat, es passiert nicht genug, so steigert sich die Spannung mit jeder Seitenzahl bis es sich zum Schluss wie ein spannender, aber auch sehr tragischer und herzzerreißender Krimi anfühlt. Ich möchte dieses berührende Buch zu meinen Highlights in diesem Jahr zählen, denn Geschichten wie diese bewegen mich immer zutiefst. Auch hier habe ich von Dingen gelesen, die ich zuvor so nicht gehört habe. Ich kann es kaum erwarten, mit der Fortsetzung dieser Reihe zu beginnen. Sie erzählt von Karls kleiner Schwester Jetti, die wie er, einiges aus ihrer Vergangenheit aufzuarbeiten hat.