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Michel Houellebecq
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Kurz vor den französischen Präsidentschaftswahlen 2027 taucht im Netz ein Video auf, das die Hinrichtung des möglichen Kandidaten Bruno Juge zu zeigen scheint. Paul Raison ist Absolvent einer Elitehochschule und arbeitet als Spitzenbeamter im Wirtschaftsministerium. Als Mitarbeiter und Vertrautem Juges fällt ihm die Aufgabe zu, die Urheber des Videos ausfindig zu machen. Im Laufe seiner Nachforschungen kommt es zu einer Serie mysteriöser terroristischer Anschläge, zwischen denen kein Zusammenhang zu erkennen ist. Aber nicht nur die Arbeit, auch das Privatleben von Paul Raison ist alles andere als einfach. Er und seine Frau Prudence leben zwar noch zusammen, aber sie teilen nichts mehr miteinander. Selbst die Fächer im Kühlschrank sind getrennt. Während Juge um seine Kandidatur kämpft, kann Paul entscheidende Hinweise für die Aufklärung der Anschläge liefern. Doch letztlich verliert Juge gegen einen volksnahen ehemaligen Fernsehmoderator, und die Erkenntnisse aus Pauls Recherche sind nicht minder niederschmetternd für die Politik des Landes.Als Paul von seiner Arbeit freigestellt wird, kommt es zu einer Annäherung zwischen ihm und seiner Frau und die beiden finden wieder zueinander. Ein unerwartetes, wenn auch fragiles Glück ...…mehr
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Interventionen 1992-2020
Broschiertes Buch
Vielen seiner Bewunderer gelten Michel Houellebecqs Essays als sein eigentliches Hauptwerk: Sie sind Houellebecq pur, die Essenz seines Schaffens. Literatur, Religion, Glaube, Meinungsfreiheit, Konservatismus, Liebe - das sind die Themen, mit denen sich Michel Houellebecq seit jeher beschäftigt. In diesen Texten, die mal provozieren, immer intellektuell anregen, führt er uns wie so oft die Mittelmäßigkeit und Absurdität des menschlichen Daseins vor Augen. Was Houellebecq in seinen Essays betreibt, ist keine Sozial- und Kulturkritik - es ist nicht weniger als Weltkritik.Das Kompendium verbindet die Einzelbände 'Die Welt als Supermarkt' (2000), 'Ich habe einen Traum. Neue Interventionen' (2010) und 'Ein bisschen schlechter' (2020). Letzterer ist damit erstmals als Taschenbuch erhältlich.…mehr
14,00 €

© Philippe Matsas/Flammarion
Michel Houellebecq
Der französische Schriftsteller Michel Houellebecq (eigentlich Michel Thomas; * 26. Februar 1956 oder 1958 auf Réunion) lebt heute in Irland und auf Lanzarote. Houellebecq lehrt an der European Graduate School in Saas-Fee und gilt in Frankreich zurzeit als der meistgelesene, aber auch umstrittenste Autor seiner Generation.Er begann in den 1980er-Jahren mit Gedichten, die 1991 und 1992 gesammelt in den Bänden Rester vivant und La Poursuite du bonheur erschienen (Suche nach Glück, 2000). In seinem frühen Essay H. P. Lovecraft, contre le monde, contre la vie, 1991 (Gegen die Welt, gegen das Leben, 2002), setzte er sich mit Leben und Werk des amerikanischen Kultautors der fantastischen Literatur, H.P. Lovecraft, auseinander.
Aber erst mit seinen Romanen Extension du domaine de la lutte 1994 (Ausweitung der Kampfzone, 2000) und vor allem Les Particules élémentaires, 1998 (Elementarteilchen, 2001), die beide verfilmt wurden, erreichte er nationale und internationale Bekanntheit. Der dritte Roman, Plateforme, 2001 (Plattform) und der vierte, La Possibilité d'une île, 2005 (Die Möglichkeit einer Insel) waren gleich bei ihrem Erscheinen Erfolge. Sie wurden mit den Literaturpreisen Prix Novembre bzw. Prix interallié ausgezeichnet und noch im Erscheinungsjahr in mehrere Sprachen, darunter auch ins Deutsche, übersetzt.
Medien
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Unterwerfung
Das Versagen der Eliten
Joris-Karl Huysmans, französischer Schriftsteller, lebte von 1848 bis 1907. Seine ersten Werke wurden als sittenwidrig bezeichnet und sind überwiegend im Milieu der französischen Unterschicht angesiedelt. Bekannt wurde er insbesondere mit dem Roman „Gegen den Strich“, der von einem dekadenten neurotischen Aristokraten handelt. Dieser trägt Züge des Autors Huysmans, ist aber auch ein Spiegel seiner Zeit.
Literaturwissenschaftler Francois, Protagonist aus „Unterwerfung“, hat über Huysmans promoviert und beschäftigt sich als Professor mit diesem Autor. Bereits auf den ersten Seiten drängen sich Parallelen zwischen Huysmans, seinen Romanfiguren und Protagonist Francois auf. Dies gilt für Francois spöttische gleichgültige Haltung, seine sexuellen Eskapaden und seine dekadente Einstellung. So stellt er ironisch fest, „ein Abschluss in Literaturwissenschaften kann ein zusätzlicher Pluspunkt sein“, wenn ein junges Mädchen sich als Verkäuferin bewirbt. (13)
Als Leser taucht man sehr schnell in Houellebecqs Romanwelt ein. Er versteht es, Atmosphäre zu schaffen. Francois ist einsam und desillusioniert. Der Sex mit seinen Studentinnen führt nicht zur Befreiung. An seinem Lebenswandel wird der Werteverfall der westlichen Welt gespiegelt. Der Roman hat viele Facetten. Er beschreibt die Unterwerfung unter den Islam und damit verbunden das Versagen der Eliten. Es ist aber auch ein Roman über den dekadenten intellektuellen Zyniker Francois.
Der Roman ist voller Anspielungen auf Huysmans. Es ist sicherlich kein Zufall, dass sowohl Huysmans als auch Francois eine Phase der Besinnung im Kloster verbracht haben, wobei es zu Francois passt, dass ihm diese Zeit nichts gebracht hat. Was ändert sich durch die Unterwerfung unter die muslimische Gesellschaft? Für Francois recht wenig. Erlaubte Polygamie, insbesondere für Eliten wie Hochschulprofessoren, sind ein Ersatz für seine bisherigen Beziehungen zu seinen Studentinnen. Die Verlierer der Entwicklung sind die Frauen, die sich nunmehr muslimischen Traditionen unterwerfen müssen.
Der Roman ist dicht gespickt mit Anspielungen auf Huysmans und ein Kenner dieses Autors wird die Zusammenhänge in der Romanwelt besser verstehen, als andere Leser. Houellebecq gelingt es, Gleichgültigkeit, Zynismus, Opportunismus und Dekadenz überzeugend darzustellen. Dazu gehört auch eine Priese Sex, die bei Houllebecq ein wenig größer ausfällt und, passend zum Roman, nicht wirklich zur Erfüllung führt. Es gibt zahlreiche Autoren, die es verstehen, eindimensionale Romane zu verfassen. Houllebecq gehört ganz sicher nicht dazu.
Unterwerfung
Erstmals verstehe ich ein Buch von Houellebecq. Die üblichen Sexgeschichten gehören dazu, aber auch die politische Situation in Frankreich, in der eine islamische Partei an die Macht kommt.
Dabei wächst die Bedeutung der Familie im Wirtschaftsleben, vor allem aber dürfen Frauen nicht mehr arbeiten und die Polygamie wird eingeführt, was dem Erzähler nicht viel ausmacht.
Der Erzähler ist Universitätsprofesser und hat über Huysmans promoviert, der wiederum in seinen literarischen Werken zum katholischen Glauben gefunden hat. Ich habe das Buch gern gelesen.
Unterwerfung
Dieser Roman hat schon vor seiner Erscheinung für einiges Aufsehen gesorgt. Und eigentlich ist der Gedanke gar nicht so abwegig, dass eine Gruppe mit ganz legalen Mitteln an die Macht kommt, die aber eigentlich die Mehrheit dort nicht sehen will. Das gab es in der Vergangenheit schon öfter. Verblendung und die Unlust zur Wahl zu gehen und seine Meinung zu bekunden sind die klassischen Ursachen. So geschieht es auch im fiktiven Frankreich der nahen Zukunft. Ein charismatischer Präsidentschaftskandidat gewinnt die Wahl. Soweit nicht ungewöhnlich. Mit ihm siegt allerdings eine muslimische Partei und Frankreich verwandelt sich in einen islamischen Gottesstaat. An den Hochschulen werden nur noch muslimische Lehrkräfte zugelassen. Juden verlassen fluchtartig das Land. Christen werden zwar geduldet, jedoch aus öffentlichen Ämtern schrittweise entfernt. Kommt einem irgendwie bekannt vor, oder?
Dies alles erlebt der Literaturprofessor Francois an der Pariser Sorbonne. Er ist Spezialist für einen Autor des 19. Jh., der in späterem Alter seine Gläubigkeit zum Katholizismus entdeckt hat. Diese Parallelen begleiten den Leser durch das Buch, ohne jedoch vorhersehbar zu werden.
Dieses Buch ist nicht mal schnell nebenbei gelesen. Houellebecq’s Stil ist recht anspruchsvoll und hat mich sehr zum Nachdenken angeregt. Er beschreibt Entwicklungen in unserer Gesellschaft in einer besonderen Art und Weise. Wie wichtig ist uns denn die Familie noch? Francois empfindet seine Eltern als Last, an die man ungern denkt auch wenn ihn manchmal ein schlechtes Gewissen beschleicht. Houellebecq stellt dem gegenüber eine sehr traditionelle sichtweise des Islam auf die Familie als Keimzelle der Gesellschaft, mit Eltern denen man unbedingten Respekt zollt und sie achtet. Aber Respekt und Achtung sind für mich etwas anderes als Liebe, die menschlichen Beziehungen zugrunde liegen sollte.
Spiegelt Houellebecq unsere Gesellschaft oder karikiert er schon? Diese Beurteilung sollte jeder für sich finden. Ein Roman, der mich sehr nachdenklich gemacht hat.
Vernichten
Handelt es sich bei diesem Roman um einen Politthriller oder um ein Familiendrama? Spannende politische Ereignisse lassen ersteres vermuten. Jedoch erfolgt im Laufe der Geschichte ein Perspektivwechsel von der großen Politik in Richtung Familie, von terroristischen Anschlägen in Richtung persönlicher Katastrophen. Hier liegt, so mein Eindruck, auch die Quintessenz aus dieser recht langatmigen Story. Wie wichtig ist die große Politik, wenn es um das persönliche Schicksal geht? Konkret geht es insbesondere um den Spitzenbeamten des Wirtschaftsministeriums Paul Raison.
So destruktiv die Entwicklung auch ist, zeigt sich Michel Houellebecq hier einfühlsamer und weniger zynisch als gewohnt. So etwas wie Liebe ist erkennbar und auch die Akzeptanz des Unvermeidlichen. Trotzdem verursacht der Roman Irritationen, die nicht hinreichend aufgelöst werden. Die Geschichte ist zäh und ja, Liebe ist mehr als die Darstellung von Sexszenen. Bei Houellebecq dominiert die männliche Perspektive. Die Verbindung zur Politik tritt immer mehr in den Hintergrund. Die Handlungsstränge divergieren, Fragen bleiben offen. Es ist kein Roman, der in Erinnerung bleibt.
In Schopenhauers Gegenwart
Französischer Skandalautor zitiert deutschen Philosophen
Dieses Büchlein hat ohne die leeren Seiten gerade einmal 54 Seiten. Zitiert wird mehr Schopenhauer als das, was Houellebecq selbst schreibt. Die Philosophie Schopenhauers ist aber interessant. Houellebecq bedauert, dass es keinen besseren zeitgenössischen Philosophen gibt.
Ich warte dennoch lieber bis mir Herr Precht den Schopenhauer erklärt.
Für die Mühe eines Nachmittags reichen 3 Sterne. Ein Skandalbuch ist dieses sicher nicht.
Serotonin
Gähn
Langweilige und absehbare Provokationen. Herr H. ergeht sich in Selbstzitaten. Offenbar fällt ihm nix mehr Neues ein... Das könnte ein Verkaufsrenner werden. So ist die Massenunterhaltungsindustrie mit ihren immer gleichen Mechanismen.
Zwei Sterne gibt es für technisches Können - mehr ist da nicht drin.
Unterwerfung
Skandalöser Nonsens
Am 7. Januar 2015, dem Tag des Charlie Ebdo Anschlags in Paris, erschien «Unterwerfung», sechster Roman des französischen Schriftstellers Michel Houellebecq, eine geradezu unheimliche Koinzidenz. Denn die futuristische Thematik des Romans von der Islamisierung Frankreichs nach der Wahl eines Moslems zum Präsidenten löste natürlich eine kontroverse Diskussion aus. Dem Enfant terrible der französischen Literatur wurde vor allem Islamophobie vorgeworfen, das Buch sei eine Provokation. Sein Statement, der Islam sei die dümmste aller Religionen, hat der streitbare Agnostiker später, nach der Lektüre des Korans, allerdings relativiert.
Ich-Erzähler François, Dozent für Literatur an einer Pariser Universität, egozentrischer Single Mitte vierzig, ein Macho mit wechselnden Beziehungen zu halb so alten Studentinnen, beobachtet als politisch wenig Interessierter den Wahlkampf 2022. Der steht ganz im Zeichen des drohenden Wahlsiegs von Marine Le Pen, den die anderen Parteien unbedingt verhindern wollen. Durch clevere Wahlbündnisse gelangt ein muslimischer Politiker an die Macht und krempelt, - darin den Nazis vergleichbar -, innerhalb kürzester Zeit den Staat völlig um. Der islamische Staatspräsident führt eine theokratische Verfassung ein und etabliert die Scharia, fortan gilt also das Patriarchat, die Polygamie ist damit erlaubt, überaus freudig begrüßt natürlich von dem sexistischen Helden des Romans. Viele Juden verlassen das Land fluchtartig, die Franzosen aber konvertieren in Scharen zum Islam, am Ende auch François.
Dieser Plot ist derart abstrus, dass beim Lesen ganz schnell deutlich wird, hier handelt es sich um eine Farce, eine ironisch überzeichnete Falle für die konservative Leserschaft, in die denn auch prompt reichlich hineingetappt wurde, wie die öffentlichen Reaktionen belegen. Seine zweifellos satirisch aufzufassende Handlung unterlegt der Autor mit einer provokanten Gesellschaftskritik, wobei seine Skepsis auch die Sexualität mit einschließt, die er aus einer abstoßenden Macho-Perspektive pornoartig in seinen Text integriert. In einer Danksagung bekennt Houellebecq seine Unkenntnis der universitären Interna, die er ebenso wie diverse Erörterungen politischer, sozialer, historischer und literaturwissenschaftlicher Art in die Erzählung einfügt, oft in Form ausufernder Monologe. Sehr ausführlich wird dabei immer wieder der Schriftsteller Joris-Karl Huysmans erwähnt und zitiert, der Thema für die Dissertation seines auch später ziemlich einseitig interessierten Protagonisten war. Diese üppige Intertextualität bezieht auch viele andere Autoren aus dem literarischen Kanon Frankreichs mit ein.
Ob man unter Freiheit leiden könne, wie es hier quasi der Titel schon postuliert, gehört zu den verstörenden Ungereimtheiten einer wegen ihrer klaren, unverschnörkelten Sprache leicht lesbaren Geschichte, die geradezu cool erzählt wird. Als Beleg für den Drang nach «Unterwerfung», was das arabische Wort «Islām» ja wörtlich bedeutet, führt Houellebecq ausgerechnet «Die Geschichte der O» von Pauline Réage an, da fällt mir dann wirklich nichts mehr zu ein! Und dass innerhalb weniger Wochen halb Frankreich zum Islam konvertiert, attraktive Französinnen plötzlich in Sack und Asche herumlaufen, Saudi Arabien die Pariser Universitäten als Privatinstitute übernimmt und die Bezüge der Lehrkräfte verdreifacht, Europa sich atemberaubend schnell auf den Spuren des Römischen Reiches nach Nordafrika und dem Nahen Osten hin ausdehnt, all das gehört zum skandalösen Nonsens, den Houellebecq da unbeirrt von sich gibt, - auch seine enge Beziehung zum Raelismus spricht übrigens Bände! Gerade der Skandal aber, hat er den Kritikern entgegengehalten, sei ein wichtiger Bestandteil seiner Strategie auf dem Buchmarkt, -und die ist denn wohl auch aufgegangen, wie die hohen Auflagen beweisen. Wer hingegen einen wirklich guten Roman über den Islam lesen will, dem sei «Kompass» von Mathias Enard empfohlen, dem Anti-Houellebecq.
Unterwerfung
"Unterwerfung" von Michel Houellebecq. Ich habe es lange vor mir hergeschoben, dieses Buch zu lesen, und jetzt weiß ich auch warum... Es hat meine schlimmsten Befürchtungen bestätigt... Bei mir als Leserin hat es starke Verachtung für den Autor ausgelöst. Denn das Buch präsentiert Frauen als sexuelle Objekte und erniedrigt sie, indem es sie auf ihre äußere Erscheinung reduziert... Dies ist herabwürdigend und inakzeptabel...
Die Verachtung für Frauen zeigt sich auch in der Darstellung des Hauptcharakters, eines feigen sogenannten Intellektuellen, der sich der Unterwerfung unter den Islam beugt und das als Befreiung betrachtet... Er begrüßt dann die Polygamie, die es ihm ermöglicht mehrere minderjährige Frauen zu "ehelichen". Widerlich...
Dies vermittelt die absurde Botschaft, dass Frauen unterdrückt werden können, wenn eine politische Mehrheit nur dafür ist. Letztlich ist so etwas aber eine Legitimierung von Anti-demokratismus und Faschismus... Die Ironie von Houellebecqs Stil soll seine Ansichten verschleiern, aber dieser Schleier ist dünn... denn hinter dem Humor ist spürbar wie die wahre Sehnsucht des Autors nach solchen Verhältnissen lauert...
Darüber hinaus verunglimft der Roman den Feminismus, indem er ihn als schwach und unterwürfig darstellt. Diese Verzerrung einer wichtigen sozialen Bewegung ist respektlos... Diese Papier gewordene reaktionäre Altherrenphantasie ist enttäuschend und sollte nicht unterstützt werden!
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